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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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hatte.
    Um elf Uhr saßen Kate und Seán in Doktor Doyles Praxis. Seán murrte ununterbrochen, dass ihm nichts fehle. Kate begleitete ihn ins Sprechzimmer, weil sie wusste, dass Seán weder den Alkohol noch den Juckreiz erwähnen würde, ganz zu schweigen von seinem besorgniserregendsten Symptom, der Behauptung, dass Tess ihn ständig heimlich belästige, was nach Kates Auffassung mit Sicherheit nicht der Wahrheit entsprach.
    Doyle, der schon während der Krankheit ihrer Mutter ihr Hausarzt gewesen war, zeigte sich besorgt.
    »Seán, wie viel Alkohol trinkst du am Tag?«, wollte er wissen.
    »So ungefähr fünf Bier«, erwiderte Seán.
    »Ungefähr zehn«, korrigierte Kate. »Wenn nicht mehr.«
    »Und wie steht es mit Hochprozentigem?«
    »Das Zeug rühr ich nicht an«, log Seán.
    »Mindestens eine Flasche am Tag«, korrigierte Kate.
    »Seán, ist dir aufgefallen, ob sich deine Haut verfärbt hat?«, fuhr Doyle fort.
    »Nein«, gab Seán zurück.
    Das stimmte ausnahmsweise, wie Kate wusste. Ihr selbst war seine gelbliche Hautfarbe schon länger aufgefallen, aber ihr Bruder machte sich offensichtlich nicht die Mühe, in den Spiegel zu schauen, was seine Bartstoppeln und die immer länger werdenden Haare bewiesen.
    Kate beobachtete den Doktor, der Seán eingehend untersuchte, und ihr wurde klar, dass da etwas nicht stimmte.

    »Ich muss dich nach Dublin schicken, Seán, für ein paar Untersuchungen. Ich will dich nicht unnötig beunruhigen, aber du darfst keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren. Das heißt kein Bier, kein Whiskey, nur noch Tee. Hast du verstanden?«
    »Wieso? Was ist denn los?« Seán hatte plötzlich begriffen, dass der Doktor sich tatsächlich Sorgen machte.
    »Ohne Blutuntersuchung kann ich dazu nichts sagen, aber ich fürchte, deiner Leber geht es nicht gut. Also hör auf zu trinken, okay?«
    »Okay.«
    Doktor Doyle warf Kate einen mitfühlenden Blick zu. »Und, wie geht es dir, Kate?«
    »Alles in Ordnung, Herr Doktor. Tess hat heute mit einer Schulung angefangen.«
    »Großartig. Deine Mutter wäre sehr stolz. Aber eigentlich wollte ich wissen, wie es dir geht.«
    »Ich komme schon zurecht.« Kate blickte zu Boden.
    »Du arbeitest zu viel«, stellte der Arzt nüchtern fest und legte ihr die Hand auf den Arm. »Ruf mich an, wenn ich euch irgendwie helfen kann. Die Klinik teilt euch den Untersuchungstermin per Post mit. Sobald ich die Ergebnisse habe, rufe ich an.«
    Kate ging zum Transporter zurück, wo Dermot auf sie wartete. Er blickte sie an und nickte, was so viel heißen sollte wie: »Mach dir keine Sorgen, alles wird gut.« Sie erwiderte sein Nicken.
     
    In Knockbeg wartete Tess nervös auf einer Bank im Foyer ihres Schulungszentrums. Der Lärm und die vielen Menschen, lauter Frauen, die aufgeregt schnatterten, machten Tess noch unsicherer, als sie ohnehin war, seitdem Deirdre sie vor zwanzig Minuten hier alleine gelassen hatte.

    Eine korpulente Frau mit gerötetem Gesicht beobachtete Tess und sprach sie an.
    »Hallo. Ein bisschen nervös, was? Ich auch. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Tess musterte die Frau und versuchte vergeblich, sich daran zu erinnern, was Deirdre ihr beigebracht hatte.
    »Ja« war alles, was sie herausbrachte. Sie wusste, dass sie in diesem Haus nicht sagen durfte, dass man sich von Fremden nicht ansprechen ließ.
    »Danke«, sagte die Frau und wuchtete ihren massigen Körper auf den Stuhl. Dabei berührte sie Tess’ Bein.
    Tess rückte von ihr ab.
    »Tut mir leid!«, schmunzelte die Frau. »Ich bin ein bisschen üppig!«
    »Sie sind dick und passen nicht auf den Stuhl. Sie sollten fragen, ob Sie einen größeren bekommen können.«
    Die Frau schwieg verblüfft. Sie musterte das junge Mädchen, konnte aber keine Spur von Häme in ihrer Miene entdecken.
    »Ich weiß, meine Liebe, aber es gibt keine größeren Stühle«, gab sie nachsichtig zurück.
    »Wie unfair«, konstatierte Tess nüchtern.
    Die Frau lächelte. Dieses Mädchen hatte etwas Grundehrliches, sie nahm ihr die beleidigende Bemerkung über ihren Körperumfang nicht übel.
    »Wie heißt du?«
    »Teresa, aber alle nennen mich Tess.«
    »Oh, also, ich heiße Margaret, aber alle nennen mich Peggy.«
    »Peggy? Peggy klingt doch ganz anders als Margaret. Das fängt ja nicht einmal mit dem gleichen Buchstaben an«, erwiderte Tess unwirsch. »Das ergibt doch keinen Sinn.« Sie rückte noch ein Stück weiter von Peggy ab.

    »Nun ja, manchmal muss man die Dinge einfach so akzeptieren, wie sie sind«, erwiderte

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