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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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habe den ganzen Tag das brüllende Kind. Ihr Mann nutzt jede Gelegenheit, um in die Zunftstube zu gehen. Geschäfte,nennt er das, aber so viel Wein, wie er dort trinkt, trübt das Auge selbst bei den unwichtigsten Geschäften.»
    «Was hat die Ursula?»
    «Einen trockenen Husten und Fieber. Frag sie selbst, woher sie sich das geholt hat.»
    Rosamund strich ihrem Neffen über das fieberfeuchte Haar und begab sich in die Schlafkammer der Schwester.
    Leise trat sie an ihr Bett, berührte ihre Schulter. Ursula schrak aus einem Schlummer, funkelte Rosamund wütend an. «Wegen dir liege ich hier, es ist alles nur deine Schuld.»
    Rosamund setzte sich auf die Bettkante. «Was ist passiert? Und warum bin ich es schon wieder, die Schuld hat? Woran eigentlich? An deiner Krankheit?»
    Das Urselchen stemmte sich ein wenig hoch, lehnte mit dem Kopf am Bettgiebel. Ihre Augen waren glasig, die Haut blass mit roten Flecken, die Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht. Ein Geruch nach Schweiß und ungewaschenem Körper hing im Raum. Der Saum ihres Nachtgewandes war schmutzig. Ein Hustenanfall schüttelte ihren Körper, ließ sie wie ein Fisch nach Luft schnappen. Kaum war sie wieder zu Atem gekommen, zeigte sie mit dem Finger anklagend auf Rosamund. «Wegen dir! Alles ist nur deine Schuld.»
    Rosamund seufzte. «Erzähle mir doch, was passiert ist.» Bei sich dachte sie, dass Ursula wohl nie erwachsen werden würde. Niemals würde die Schwester die Verantwortung für alles, was ihr zustieß, bei sich selbst suchen.
    «Du hast gesagt, ich solle mich nackt auf die Bettkantesetzen, um dem meinen die Lenden zum Glühen zu bringen. Nun, ich habe getan, was du mir geraten hast. Und was ist dabei rausgekommen? Krank bin ich, liege elend und verlassen danieder. Nur wegen dir.»
    «Ich habe dir nicht gesagt, dass du dich nackt hier postieren sollst. Wie lange hast du so gehockt?»
    «Als der Nachtwächter die zehnte Stunde ausrief, habe ich mich ausgezogen. Gekommen ist der meine erst beim Morgengrauen.»
    Rosamund schüttelte den Kopf. «Ich sage der Mutter, sie soll dir einen Aufguss von Lindenblüten machen.» Dann stand sie auf.
    «Ist das alles, was du mir zu sagen hast? Willst du nichts weiter tun, um wiedergutzumachen, was du mir angetan hast?» Das Urselchen ruderte mit den Händen in der Luft, wurde wieder von einem Hustenanfall geschüttelt.
    «Nein, zu sagen habe ich dir nichts. Ich habe dich schließlich nicht nackt auf die Bettkante gezwungen. Das hast allein du so entschieden.»
    «Wenn du mir nicht hilfst, dann werde ich dich dazu zwingen», rief Ursula hinter ihr her, doch Rosamund hatte bereits die Tür geschlossen.

Zwanzigstes Kapitel
    Wenige Tage später kam die Magd Ulla weinend vom Markt.
    «Was ist los?», fragte Rosamund.
    «Einen Pferdeapfel hat man nach mir geworfen. Und die Käsefrau hat mir das schlechteste Stück abgeschnitten. Die anderen Mägde grüßen mich nicht mehr.»
    «Warum? Kannst du es dir erklären?»
    Die Magd sah flehentlich zu Rosamund. «Es heißt», flüsterte sie, «der Eure sei mit dem Teufel im Bunde. Sein Schwager, der Weißbinder Michael, hat erzählt, er hätte ein Buch hier im Haus gesehen. Johannes Trithemius hat es geschrieben, ein Benediktinerabt aus dem Kloster St.   Jakob in Würzburg. Und Ihr, Herrin, seid schließlich einmal fast Benediktinerin gewesen.»
    «O nein, nicht schon wieder!», murmelte Rosamund vor sich hin. Dann strich sie der Magd über den Rücken. «Du hattest Angst, nicht wahr?»
    Das Mädchen Ulla nickte. «Stimmt es, Herrin? Hat Euer Gatte dieses Buch?»
    Rosamund schüttelte den Kopf. «Was soll er damit? In diesem Hause gibt es weder Heilige noch Hexen oder Teufel.»
    Ulla sah sie verstört an, und Rosamund seufzte wieder: «Willst du uns verlassen? Soll ich dir deinen Lohn auszahlen?»
    Das Mädchen schluckte und schüttelte den Kopf. «Ich habe es gut bei Euch, will nicht weg. Nicht vor Euch fürchte ich mich, sondern vor den Leuten.»
    Rosamund strich dem Mädchen sanft über die Wange. «Das kann ich verstehen», sagte sie. «In der nächsten Zeit, bis sich die Gemüter beruhigt haben, brauchst du nicht auf den Markt zu gehen. Ich erledige das für dich.»
    Rosamund stand auf und begab sich in ihre Wohnstube.
    Johannes Trithemius. Sie kannte den Namen. Jeder im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation kannte ihn. Rosamund hatte in Mariahilf von dem Benediktinerabt aus Würzburg gehört.
    Es hieß dort, er wäre ein großer Kenner der schwarzen Magie und

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