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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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einer Zufriedenheit, die ihr aus den Mundwinkeln tropfte. «Er wird uns noch ein Kind schenken. Der Herr weiß, wer zu seinen Gerechten gehört. Selbst das Unwetter und alle andere Unbill hat uns nichts anhaben können. Da könnt Ihr sehen, dass Anstand, Gottesfurcht und Tugend doch noch etwas gilt in der Welt.»
    Rosamund aber hatte noch immer einen flachen Bauch.
    «Wie steht es mit dir?», fragte auch die Mutter sie bei einem ihrer inzwischen spärlich gewordenen Besuche. «Ist dein Schoß wirklich so trocken, wie die Leute sagen?»
    «Woher wollen die Leute wissen, wie es in meinem Schoß aussieht?», entgegnete Rosamund.
    «Nun», entgegnete die Schwester spitz, «wäre er fruchtbar, so würde man es sehen können.» Sie strich sich über ihren Leib und lächelte Rosamund boshaft an.
    «Was habe ich dir nur getan?», wollte Rosamund wissen. «Warum hasst du mich so?»
    Das Urselchen verzog den Mund. «Ich würde es nicht wagen, dich zu hassen. Wer weiß, was du mir dann antust. Einmal nur habe ich das Wort gegen dich gerichtet, und schon hast du mir ein Unglück aus der Hand gelesen.»
    Rosamund sah zu ihrer Mutter. «Siehst du das auch so?», fragte sie.
    Lisbeth schüttelte bedauernd den Kopf. «Glück hast du uns niemals gebracht, obwohl du es bestimmt vermocht hättest. Der Nachbarin hast du drei Kinder in die Hand gelesen, der Bäckerstochter einen reichen Bräutigam, und dem Schankmädchen aus der Wirtschaft an der Ecke hast du eine große Liebe vorhergesagt. Nur für uns hattest du Leid und Unglück übrig. Wie sehr musst du uns hassen? Und warum? Ich, deine Mutter, habe doch alles für dich getan!»
    Rosamund wusste nichts darauf zu erwidern. Noch immer wurde in der Stadt hie und da gemunkelt, sie wäre schuld am Unwetter. Mit dem Zauberbuch ihres Mannes hätte sie es herbeigehext. Zwar sprachen nur noch wenige so, aber einige wollten nicht von dem Gedanken lassen. Ursula gehörte zu ihnen. Auch jetzt hielt sie mit ihrer Bosheit nicht hinter dem Berg. «Es ist ja wirklich kein Wunder, dass das Unwetter genau an deinem Namenstagüber die Stadt gekommen ist. So was kommt von so was, kann ich da nur sagen.»
    Jetzt spürte Rosamund eine Wut in sich aufsteigen, die ihr den Blick vernebelte, das Herz rasen ließ und sie all ihrer Beherrschung beraubte. Sie stemmte die Hände in die Hüften wie eine der Frauen an den Schlachtbänken, beugte sich zur Ursula vor und zischte ihr ins Gesicht: «Ach, und als Vaters letztes Fresko bei dem Einbruch im Kaufherrenhaushalt der Stettens mit Kot beschmiert wurde, weißt du, wer da Namenstag hatte? Dein Mann Michael. Es war der 29.   September. Erinnerst du dich? Und hat deshalb bisher irgendwer behauptet, dein Mann wäre der Schmierfink gewesen?»
    Das Urselchen bekam einen puterroten Kopf. Sie schnappte nach Luft, und für einen Augenblick schien es, als wolle sie Rosamund ohrfeigen. Doch diese wich zurück. Da brüllte die Ursula, dass es weithin zu hören war: «Das ist die Höhe, du verdammte Hexe. Niemand wagt es, meinem Mann einen schlechten Leumund auszustellen. Bisher habe ich dich trotz allem, was du uns angetan hast, zu dir gehalten. Aber jetzt ist Schluss. Ab heute herrscht Krieg zwischen uns!»
    Nach diesen Worten spuckte sie vor Rosamund aus, wandte sich ab und warf die Tür von Mutters Salon kraftvoll hinter sich ins Schloss. Lisbeth stand da, weinte und rang die Hände. «Musste dies sein? Willst du wirklich noch mehr Unglück über uns bringen? Reicht dir nicht, was du bisher angerichtet hast?»
    Rosamund trat zu ihrer Mutter, hob die Hand, wollteihr über die Wange streichen, aber Lisbeth fuhr aufschreiend zurück. «Verschwinde aus meinem Haus! Lass dich hier nie wieder blicken. Ab heute bist du nicht mehr meine Tochter.»
    Und Rosamund gehorchte. Auf leisen Sohlen verließ sie das Haus ihrer Kindheit, das Haus ihrer Eltern. Sie war verjagt worden wie ein streunender Hund.
    Und ein Hund war es auch, der ihr daheim die salzigen Tränen von den Wangen leckte, der sich an sie schmiegte und ihr den ersten Trost gab, bis Matteo nach Hause kam.
    Ihr Mann hielt sie, wiegte sie, streichelte sie, liebte sie, und als sich zwei Wochen später ihre Blutung pünktlich einstellte, weinte Rosamund bittere Tränen.
     
    Ich bin keine Teufelin, dachte sie wieder und wieder und konnte sich doch nicht ganz glauben. Sie sah das Urselchen vor sich, die verbitterte Mutter. Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, gut zu sein. Ich habe mir den Neid und die Missgunst versagt,

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