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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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gesehen, der nicht hierher gehört. Doch bei Tanja merkt man, dass sie das Landleben tatsächlich liebt.«
    Berta nickte zustimmend. »Erst gestern sagte sie mir, dass sie es gar nicht besser hätte treffen können«, gestand sie ein. »Nur eines störte mich. Sie fragte nach dem Mann, der die Rosen pflegt. Damit brachte sie mich in ziemliche Bedrängnis. Was hätte ich antworten sollen? So sagte ich einfach gar nichts und wechselte das Thema.«
    Max grinste. »Das war in diesem Fall auch das einzige, was du hast tun können. Ich habe jedenfalls beschlossen, dass ich bewusst keine Lüge aussprechen werde. Wenn Severin glaubt, ein Geheimnis aus seiner Identität machen zu müssen, dann ist das seine Entscheidung. Ich finde es jedenfalls nicht gut und werde es auch nicht unterstützen. Nicht ein einziges Mal werde ich sagen, dass er der Gärtner ist.«
    »Und wenn sie dich danach fragt?«
    »Dann werde ich versuchen, einer direkten Antwort auszuweichen. Genau wie du es gemacht hast. Ich kenne unseren Jungen nicht wieder. Damals, als ich ihn noch auf meinen Knien wiegte, hatte er nie solche verrückten Ideen. Er war so vernünftig damals, dass ich mir schon Sorgen um ihn machte. Und jetzt das. Vermutlich will er alles, was er einst versäumt hat, nachholen. Es wird vielleicht auch mit seinem Alter, zusammenhängen, oder vielleicht damit, dass er noch immer Junggeselle ist«, fügte er lächelnd hinzu.
    »Das wird es sein«, stimmte Berta ihm aufgeregt zu. »Glaubst du nicht, Max, dass diese Tanja wesentlich besser zu ihm passen würde als Gloria? Solch ein Pflänzchen, das nur die neueste Mode und aufwendige Reisen im Kopf hat, ist doch nichts für unseren Severin. Die würde viel eher in die Großstadt passen, zu irgendeinem Rechtsanwalt oder so.«
    Max zuckte die Schultern. »Es geht uns nichts an, Berta, vergiss das nicht. Auch wenn wir fast schon zum Inventar gehören, so haben wir doch, was die Familie anbelangt, kein Mitspracherecht. Außerdem muss jeder selbst wissen, was er tut.«
    Er wandte sich um und schlurfte aufs Haus zu. Berta folgte ihm sofort. Sie wußte, dass Max Recht hatte, und doch war ihr Severin so ans Herz gewachsen, dass sie am liebsten alles von ihm ferngehalten hätte, was sie selbst nicht gut heißen konnte.
    In der Zwischenzeit hatte Tanja den Rollstuhl bereits ein ganzes Stück durch den Park geschoben. Es war ein herrlicher Frühlingstag, die Vögel zwitscherten in den alten Bäumen, und die Sonne stand jetzt, kurz vor Mittag, hoch am Himmel und schickte ihre warmen Strahlen zur Erde.
    Lavinia von Tarlton betrachtete glücklich die herrliche Umgebung, und wieder einmal schickte die alte Dame ein Dankgebet zum Himmel, der ihr dieses Mädchen geschickt hatte. »Wie gefällt es Ihnen eigentlich bei uns, Kindchen?« fragte sie aus ihren Gedanken heraus. »Es ist doch eine gehörige Umstellung für Sie, nicht wahr?«
    Tanja lachte leise. »Eine Umstellung ist es schon «, gestand sie, »aber eine angenehme. Ich bin sehr glücklich hier. Schon immer habe ich mir gewünscht, auf dem Lande zu leben. Meine Eltern stammten aus der Lüneburger Heide«, fügte sie hinzu. »Ich habe die ersten Jahre meines Lebens in der Natur verbracht. Es war die schönste Zeit, an die ich mich erinnern kann. Als meine Eltern starben, kam ich zu einer Tante in die Stadt. Ich war ja froh, dass man mich nicht ins Heim abschob. Meine Tante starb, da war ich gerade in der Ausbildung zur Arzthelferin. Es war keine einfache Zeit, aber ich habe es geschafft.«
    »Bemerkenswert, Kindchen, bemerkenswert«, lobte Lavinia. Sie streckte die Hand aus , und Tanja legte die ihre hinein. »Glauben Sie denn, dass Sie bei mir bleiben möchten, solange ich lebe? Ich war die letzten Jahre ziemlich viel allein. Jetzt merke ich erst, was ich all die Zeit entbehrt habe.«
    Tanja fühlte, wie sich ihr Herz vor Mitleid zusammen krampfte. Nur zu gern bejahte sie die Frage der alten Dame. »Ich will gern bei Ihnen bleiben, Frau von Tarlton«, antwortete sie ehrlich. »Wenn Sie glauben, dass Sie es mit mir aushalten können, dann will ich Ihre Gesellschafterin sein, solange Sie mich haben möchten.«
    »Hoffentlich kommt nicht irgen dein junger Mann daher und schnappt Sie mir vor der Nase weg«, gab Lavinia ein wenig verlegen zu bedenken. »Wenn jemand so hübsch ist wie Sie, wird er wohl nicht lange allein bleiben. Oder gibt es etwa schon jemanden, der Ihnen nahesteht?«
    Einen Augenblick lang dachte Tanja an Armin Wollner, doch sofort schob

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