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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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Ich hoffe sehr, dass Herr von Tarlton mit mir zufrieden ist, damit ich bleiben kann. Natürlich könnte ich sofort wieder zu meinen früheren Arbeitgebern zurück, denn sie ließen mich nur ungern gehen. Aber sie haben meine Beweggründe verstanden und mich unterstützt, wo es nur ging . « Ganz kurz schimmerten Tränen in Tanjas Augen, die sie jedoch sofort wieder wegblinzelte. Sie blieb stehen und breitete die Arme aus. »Was sind wir doch für glückliche Menschen, dass wir in diesem Paradies leben und arbeiten dürfen, finden Sie nicht auch ? « In ihrer Stimme lag ein Jubel, den sie nicht verheimlichen konnte. Sie fühlte sich so innig verbunden mit diesem fremden Mann, der hier als Gärtner arbeitete, dass sie ihn am liebsten umarmt hätte.
    Severin war fasziniert von ihr. Sein Herz klopfte ziemlich heftig, und der Drang, sie jetzt in die Arme zu nehmen, wurde immer stärker in ihm. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Ein Mädchen wie Sie ist mir noch nie begegnet“, sagte er leise, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. »Es würde mir nicht schwer fallen, mich in Sie zu verlieben.“ Mit angehaltenem Atem wartete er auf ihre Reaktion.
    Tanja errötete und schaute hastig zur Seite. –Wenn du wüsstest, dass ich mich längst in dich verliebt habe-, dachte sie und wurde, wenn überhaupt möglich, noch verlegener. »Das haben Sie schön gesagt“, murmelte sie und merkte gar nicht, dass er noch immer ihre Hand hielt. Sein Blick hielt den ihren fest, und sein Gesicht kam ihr immer näher. Gleich würde er sie küssen, das konnte sie deutlich ahnen.
    Doch im letzten Moment ließ er sie abrupt los. »Verzeihung, ich hatte einen Moment lang mein Benehmen vergessen. Sie bezaubernd mich, Tanja, und ich bin den Umgang mit Menschen wie Sie einer sind, nicht gewöhnt . «
    Tanja war enttäuscht, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Eigentlich war dies ja ein gutes Zeichen, dass er sie achtete und nicht als Spielzeug betrachtete, das man benützen und dann wieder wegwerfen durfte, wenn man es nicht mehr benötigte. »Das ist in Ordnung«, versicherte sie eilig. »Wir sollten uns langsam kennenlernen. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn wir mit der Zeit Freunde werden . «
    » Das auf jeden Fall«, versprach Severin traurig, denn er hatte das Gefühl, etwas ganz Wichtiges versäumt zu haben. Nicht nur den Kuss, den er ihr eigentlich hatte geben wollen, sondern auch das Geständnis um seine Identität, das ihm wie Feuer auf der Seele brannte. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagte er sich und freute sich unbändig auf die Zeit mit ihr, mit einer jungen Frau, deren Unschuld sein enttäuschtes Herz sanft berührte.
     
    ***
     
    Mit Lavinia von Tarlton verstand sich Tanja ausgesprochen gut. Die alte Dame kam ihr stets freundlich, ja mütterlich entgegen, machte kaum Aufhebens um ihre Person und schien dankbar zu sein für jede Hilfeleistung, die Tanja ihr angedeihen ließ.
    Bereits am Tag nach ihrer Ankunft nannte Lavi nia ihre neue Gesellschafterin bereits Kindchen , ein Zeichen dafür, dass sie Tanja absolutes Vertrauen entgegenbrachte.
    Und als die junge Frau Max darum bat, den Rollstuhl nach unten in den Park zu tragen, da wußte Lavinia, dass ihr erster Eindruck tatschlich der richtige gewesen war. Tanja würde ihrem bisher doch ziemlich eintönig verlaufenden Leben eine neue Wende geben. Severins Zweifel war auf jeden Fall unbegründet.
    Aus jedem Wort, das die alte Dame mit ihrer jungen Gesellschafterin wechselte, ging h ervor, wie gern Tanja auf dem Land lebte, wie sehr sie die Tiere liebte und die Einsamkeit der kleinen Wälder und weiten Felder, die in dieser Gegend die Landschaft bestimmten.
    Auch an diesem Vormittag hatte Tanja wieder einmal die geheimen Wünsche ihrer Arbeitgeberin erraten und Max gebeten, den Rollstu hl nach unten zu bringen. Zusammen mit Berta half sie der behinderten alten Dame die Treppen hinunter, setzte sie in den Rollstuhl, und Tanja bedankte sich bei allen, die ihr geholfen hatten. Dann fasste sie nach den beiden Griffen am Rollstuhl und schob das Gefährt ein Stück den Weg entlang.
    Max und Berta blickten ihr nach. Jeder machte sich so seine eigenen Gedanken. »Lavinia hätte keine Bessere finden können«, stellte Max nach einer Weile fest. »Man merkt, dieses Mädchen aus der Stadt hat das Herz am rechten Fleck. Das fiel mir bereits während unserer Heimfahrt auf. Solch eine Bewunderung für unsere einsame Landschaft habe ich noch nie bei jemandem

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