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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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sagen« Der Mann erschrak vor seiner eigenen Stimme. Jetzt war er schon so weit, dass er Selbstgespräche führte.
    Als draußen der Morgen dämmerte, verließ Severin wie gerädert sein Bett. Er streckte sich, dehnte die Glieder, dann ging er duschen und schlüpfte schließlich in seinen leichten Sportanzug, um ein paar Schritte durch den Park zu gehen.
    Er mochte diese Morgenstunden, diese Ruhe, das erste Gezwitscher der Vögel, das auf besondere Weise sein Herz ansprach. Minutenlang konnte er dastehen und den Tau auf den Blütenblättern beobachten, in dem sich die frühen Sonnenstrahlen brachen.
    Vergeblich bemühte sich der Mann, an all die Dinge zu denken, an die er früher bei seinen einsamen Sp aziergängen immer gedacht hatte. Heute wollte es ihm nicht gelingen.
    Etwas anderes nahm s eine ganze Gefühlswelt gefangen. Es war Tanja, jenes junge Mädchen aus der Stadt, dem er offensichtlich unberechtigt so viel Misstrauen entgegengebracht hatte. Er wollte es wieder gutmachen; doch er wußte nicht wie.
    Und als hätte Tanja seine geheimsten Gedanken erraten, stand sie plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm. Severin zuckte erschrocken zusammen. »Sie hier? Um diese Zeit?«.
    Tanja lächelte. »Ich habe Sie ebenfalls nicht erwartet. Sie werden doch jetzt nicht schon anfangen wollen zu arbeiten?«
    Severin lächelte zurück. »Das hatte ich eigentlich nicht vor«, gestand er leise. »In den Morgenstunden ist es am schönsten im Park. Da mache ich meistens meine Runde und sammle Kräfte für das, was vor mir liegt. Und Sie? Weshalb sind Sie schon unterwegs?«
    Tanja errötete leicht. »Ich konnte nicht schlafen«, erwiderte sie nach kurzer Überlegung. »Und weil ich mich so frisch und ausgeruht fühlte, wollte ich ganz einfach einmal die Umgebung erkunden, wenn sonst noch niemand unterwegs ist. Ich konnte doch nicht damit rechnen, dass Sie den gleichen Gedanken haben würden.« Sie lachten beide. »Kann ich ein Stückchen mit Ihnen gehen? Es gibt so vieles, das ich gern wissen möchte.«
    Severin stimmte sofort zu. Er wußte selbst nicht, weshalb sein Herz plötzlich ein paar raschere Schläge machte. Er merkte nur, dass er kaum imstande war, den Blick von dem jungen Mädchen zu wenden.
    »Gefällt es Ihnen hierauf Dreieichen? Ich meine, Sie sind doch ganz andere Dinge gewöhnt. Wenn ich es richtig weiß, sind Sie aus der Stadt.«
    »Nicht direkt«, gab Tanja zu. »Ich habe zwar eine ganze Zeitlang in der Stadt gelebt, doch meine Wiege stand auf dem Land, inmitten blühenden Heidekrautes«, fügte sie lächelnd hinzu. »Deshalb bin ich auch so glücklich, dass ich endlich eine Arbeit auf dem Land gefunden habe.«
    »Dann hat es Ihnen also bei Ihrem vorhergehenden Arbeitgeber nicht gefallen.«
    »Das kann ich nicht sagen. Wir verstanden uns prächtig, auch die Arbeit gefiel mir ausgezeichnet. Dennoch wollte ich mich verändern, besser gesagt, meine Umgebung sollte sich verändern.«
    Wohlwollend blickte der Mann auf Tanja. Ihm war, als würde er die mahnende Stimme seiner Großmutter hören. »Sag ihr die Wahrheit, sonst wird es dir eines Tages leidtun«, hatte sie ihn gewarnt, und sie hatte recht gehabt. Er musste den Irrtum aufklären, jetzt sofort. Er wollte nicht mehr länger warten mit seinem Bekenntnis.
    Als hätte Tanja seine Unruhe erraten, blieb sie abrupt stehen und blickte ihn an. »Wie ist er eigentlich?« fragte sie. »Ich meine, ist der Besitzer dieses Anwesens ein nett er Mann? Jetzt bin ich schon einige Wochen hier und habe ihn noch immer nicht zu Gesicht bekommen. Sie sind außer Max der einzige Mann, der mir hin und wieder über den Weg läuft.«
    Severin hüs telte etwas gekünstelt. »Ich ... natürlich kenne ich ihn. Schließlich bin ich schon lange auf Dreieichen. Eigentlich bin ich ... « Gerade wollte er sagen, dass er dieser ominöse Gutsbesitzer war, der aus einer Laune heraus dieses unnötige Spielchen angefangen hatte. Er hätte ihr erklären können, dass er allen Frauen gegenüber gehemmt war, weil er glaubte, nur seines Geldes wegen überhaupt beachtet zu werden, seit er einmal grausam diese Realität hatte erfahren müssen, und dass er seit diesem Erlebnis das Thema Liebe ohnehin als nicht existierend abgehakt hatte. Doch Tanja gab ihm keine Gelegenheit dazu, denn sie redete einfach weiter.
    »Ich verstehe ja, dass Sie nichts Negatives über Ihren Arbeitgeber sagen können«, unterbrach Tanja ihn . »Bitte entschuldigen Sie meine indiskrete Frage. Wissen Sie eigentlich, dass ich Sie

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