Das Maedchen und der Magier
dass du mich in Ruhe lässt", wiederholte sie.
„Ich kann dich nicht in Ruhe lassen. Du bist der einzige Mensch, der mir helfen kann."
„Warum tust du mir das an?"
„Weil du dich erinnerst."
Sie hätte fast gelacht. „Woran?"
„An mich."
„Ich weiß nicht, wovon du redest."
„Ich rede von der Statue. Mit ihr fing alles an."
„Alles?"
„Du hast mich zurückgeholt."
„Wo warst du denn?" fragte sie, während er vor ihren Augen zu verblassen schien.
„Ich habe keine Ahnung."
„Unsinn." Sie machte einen vorsichtigen Schritt zur Tür hin. „Tahiti? Südfrankreich?
Pittsburgh?"
Er lächelte. „Pittsburgh klingt gut."
„Du bist ein Zauberkünstler", sagte sie und war fast an der Tür. „Dies muss ein toller Trick sein."
„Ich bin zwar gut, aber nicht so gut."
„Ich weiß, dass es für das hier eine logische Erklärung geben muss." Sie schluckte. Sein Oberkörper löste sich in Luft auf und wurde kurz darauf wieder sichtbar. „Es muss eine geben."
„Sie wird dir nicht gefallen."
„Wie kommst du darauf, dass mir irgend etwas an dieser Sache gefallen könnte?"
Sie sah ihm in die Augen und dachte daran, wie warm sein Körper sich an ihrem angefühlt hatte. Es gab nur eins, das sie noch tun konnte. Sie rannte um ihr Leben.
Chase hatte sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, heiratswütige Frauen abzuschütteln. Und jetzt, wo er endlich bereit war, benahm die Auserwählte sich, als hätte er ihr vorgeschlagen, barfuss über glühende Kohlen zu laufen.
Nicht, dass das unmöglich wäre. Man konnte über glühende Kohlen laufen, Ziegelsteine mit der Stirn zertrümmern oder ein achtstöckiges Haus verschwinden lassen. Man konnte so gut wie alles, wenn man es sich in den Kopf setzte. Und wenn nicht, so konnte man die Menschen glauben machen, dass man es konnte.
Genau darum ging es bei der Zauberei. Teils Realität, teils Illusion, und die Illusion verhalf einem zu dem, was man erreichen wollte.
Im Moment wollte Chase vor dem Traualtar stehen.
„Du machst es uns wirklich schwer, Jenna." Er legte den Arm um ihre Taille. „Ich bitte dich doch nicht, etwas Verbotenes zu tun."
„Nein", keuchte sie und wehrte sich gegen seinen Griff. „Du willst mich nur heiraten."
„Ich verlange nicht, dass du dich für immer verpflichtest. Wir schnappen uns einen deiner Prediger, sagen ja, und dann verschwinde ich wieder. " Warum stellte sie sich so an?
„Wow", erwiderte sie. „Wie romantisch."
Sie wich seinem Blick nicht aus. Sie war klug, hübsch und störrisch wie ein Maultier. Gut, dass er sich nicht in sie verliebt hatte.
„Begreif doch endlich." Er ließ sie los. „Ich kämpfe um mein Leben."
„Findest du nicht, dass du eine Spur zu melodramatisch bist?"
„Hör mir zu." Er packte ihre Schultern und spürte, wie zart und weich sie war. Ihr Parfüm stieg ihm in die Nase. „Mir läuft die Zeit davon. Wenn ich bis Sonntag nicht verheiratet bin, bin ich fort."
Sie bebte vor Zorn, aber das ließ sie nur noch schöner erscheinen.
Was für eine faszinierende, gefährliche Frau.
„Wunderbar", sagte sie und schenkte ihm ihr strahlendstes Showgirllächeln. „Vergiss nicht, mir eine Ansichtskarte von Pittsburgh zu schicken."
„Verdammt!" Begriff sie denn nicht? „Ich rede nicht davon, einen Überlandbus zu besteigen, Jenna. Ich werde weg sein."
Sie sah ihn aus großen Augen an. „Weg wie ... tot?"
„Das hat der Mann gesagt."
„Mann?" Ihre Augen wurden noch größer. „Welcher Mann?"
Toll, du Idiot. Sie hält dich ohnehin schon für verrückt.
„Chase ... du redest doch nicht etwa von ... Gott, oder?"
„Nein." Er senkte die Stimme. „Ich glaube, ich kann es dir nicht erklären, ohne dir angst zu machen."
„Keine Sorge, ich verliere vor Angst schon fast den Verstand", ant wortete sie.
Aber so sah sie nicht aus. Für Chase sah sie aus wie eine kämpferische Amazone.
Eine Frau mit Mut.
Er spürte, dass sie nicht davonlaufen würde. Jedenfalls im Moment nicht. Dazu war sie viel zu neugierig auf seine Geschichte. Er kam sich vor wie eine männliche Scheherezade, die nur am Leben blieb, solange sie Märchen erzählte.
„Ich warte", sagte Jenna.
„Ich bin verflucht."
Ihr hübscher Mund zuckte. „Du bist verflucht?"
„Ja, ich bin verflucht."
„Aha." Sie begann zu lächeln. „Was ist passiert? Hat dein Zauberstab versagt?"
„Na los." Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Mach schon, lach mich aus."
„Ich will dich nicht auslachen."
„Nein?" Er starrte auf
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