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Das Maedchen und der Magier

Das Maedchen und der Magier

Titel: Das Maedchen und der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bretton
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sie in ihren VW stieg. Frank hatte recht. Sie war überarbeitet. Die Erschöpfung und der Champagner und die Einsamkeit hatten sich gegen sie verbündet und ihr einen üblen Streich gespielt.
    Aber jetzt war sie vernünftig. Man konnte sich nicht auf Dauer mit zwei Stunden Schlaf pro Nacht begnügen, ohne irgendwann dafür bestraft zu werden. „Ich muss früher ins Bett gehen", murmelte sie. Sie startete den Motor und stellte den Rückspiegel ein. Regelmäßige Mahlzeiten und mehr Bewegung an der frischen Luft. Nur so ließen sich unsichtbare Liebhaber fernhalten.
    Im Rückspiegel verblassten die grellen Lichter der Großstadt, und sie kurbelte die Scheibe herunter, um tief durchzuatmen. Die Luft war kühl und würzig, so ganz anders als die in Chicago. Jenna war gerade siebzehn gewesen, als sie ihre letzte Pflegefamilie verlassen hatte, mitten in der Nacht, mit nicht mehr als einem kleinen Koffer und ihren Träumen. Sie hatte gewusst, dass sie nicht dort bleiben durfte, wenn sie sich vo n der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit anstecken lassen wollte.
    Das war jetzt fast zehn Jahre her. Das Leben war gut zu ihr gewesen, und obwohl sie den ersehnten Ehemann und die Familie, von der sie träumte, noch nicht gefunden hatte, besaß sie doch gute Freunde und eine vielversprechende Zukunft.
    Und ein Zuhause, das sie liebte.
    „Ich verstehe nicht, wie du hier leben kannst", hatte Liz im vergangenen Jahr auf der Einweihungsparty zu ihr gesagt. „Hier wäre es mir viel zu öde."
    Jenna hatte nur gelächelt. Die Vorstadtsiedlung mit kleinen Häusern auf kleinen Wüstengrundstücken war ihre neue Heimat, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, zu Hause zu sein.
    Als sie in ihre Straße einbog, lag noch immer ein würziger Duft in der Luft, obwohl sie die Seitenscheibe längst hochgekurbelt hatte.
    Sie hielt in der Einfahrt und lauschte. Sie wusste nicht, wonach sie lauschte, aber urplötzlich waren alle ihre Sinne hellwach.
    „Unmöglich", flüsterte sie mit klopfendem Herzen.
    Ihr stockte der Atem. Der Beifahrersitz sah aus, als würde jemand ne ben ihr sitzen.
    „Nein!" entfuhr es ihr. „Das ist doch lächerlich." Diesmal würde sie ihre Phantasie im Zaum halten. Sie hatte sich vor Frank und der halben Polizei der Stadt blamiert. Das war mehr als genug für eine Nacht.
    Jenna stellte den Motor ab, nahm ihre Tasche und stieg hastig aus.
    „Ich bin verrückt", murmelte sie und rannte zur Tür. Keine Frage, sie war nicht mehr normal. Warum war ihr das nicht früher aufgegangen?
    „Jenna."
    Seine Stimme war wie ein zärtliches Streicheln.
    „Nein", flüsterte sie und steckte den Schlüssel mit zitternden Fingern ins Schloss. „Geh weg."
    „Das willst du doch gar nicht", erwiderte die rauchige Stimme, als sie die Tür auf stieß.
    „Sag mir nicht, was ich will. Dich gibt es nicht." Sie eilte ins Haus und wollte die Tür zuknallen. Es ging nicht.
    „Das war mein Fuß", sagte die Stimme. „Jetzt kannst du sie zuma chen."
    Sie rannte durch den Flur und wäre fast auf dem glatten Parkett aus gerutscht, als sie das Schlafzimmer erreichte. Sie hörte Schritte hinter sich und versuchte, die Tür zu schließen, aber auch das ging nicht. Sie warf sich mit aller Kraft dagegen, doch die Tür rührte sich nicht von der Stelle.
    „Wo bist du?" schrie sie. „Was willst du von mir?"
    Sie fühlte seine Hand an der Taille, und die Berührung war ihr vertraut.
    „Ich bin hier."
    Tränen stiegen in ihr auf. „Hör auf", flehte sie. „Tu mir das nicht an. Ich kann nicht... ich verstehe das alles nicht."
    „Dann geht es dir wie mir."
    Sie wich zurück, ohne zu wissen, wohin sie flüchten sollte. Und vor wem.
    Der würzige Duft wurde stärker. Sie spürte seine Nähe, seine Wärme, seine Kraft, aber sie konnte ihn nicht sehen. Panik erfasste sie.
    „So etwas gibt es nicht", flüsterte sie und musste an seine traurigen Augen denken. An den Mund und ...
    Plötzlich stand er vor ihr: Chase Quinn mit seinem schwanken, athletischen Körper, den perfekt sitzenden Jeans und der verschlissenen Le derjacke. Jenna hielt den Atem an, als sie seinen Mund betrachtete und daran dachte, wie er sich auf ihrem angefühlt hatte.
    Er lächelte. „Ich wusste, dass du es kannst."
    „Ich habe nichts gemacht. Ich will, dass du weggehst und mich in Ruhe lässt."
    „Du siehst mich, nicht wahr, Jenna?"
    Sie nickte.
    „Du bist der einzige Mensch, der mich sieht."
    „Ich will dich nicht sehen. Ich wollte dich nie sehen. Ich will nur,

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