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Das Mädchen und der Schwarze Tod

Das Mädchen und der Schwarze Tod

Titel: Das Mädchen und der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Mann hob entsetzt die Augenbrauen, sodass sich die kahle Kopfhaut runzelte.
    Pater Martin studierte sein Gesicht eingehend. »Wirst du also von Calvens Leichnam nach merkwürdigen Anzeichen untersuchen?«
    Der Bruder zögerte.
    »Bruder Anselmus, bitte«, flehte Marike. »Es entsteht doch niemandem ein Schaden dadurch.«
    Schließlich nickte der Bruder. »Nun, da ihr mir diesen Floh ins Ohr gesetzt habt, werde ich vermutlich eh nicht anders können. Ich werde schauen, ob sich etwas finden lässt, und euch Bescheid geben. Ganz unvoreingenommen.«
    Martin nickte dankbar, und auch Marike atmete auf. »Vielen Dank, Bruder Anselmus.«
    »Nun geht ihr besser. Ich habe noch zu tun«, sprach Anselmus.
    »Natürlich, Bruder«, versicherte Marike. »Bitte sprecht zu niemandem von diesen Dingen, ja?«
    »Sicher nicht«, lächelte der Bruder. »Man hielte mich für verrückt, wenn ich es täte.«
    »Auch nicht zu meinem Vater.«
    Der Arzt schüttelte entschieden den Kopf. »Ich werde sicher nicht für Euch lügen, Jungfer. Wenn er fragt, werde ich ehrlich zu ihm sein. Aber ob seines Zustandes …« Er seufzte verunsichert. »Na ja. Ich werde dem Herrn Pertzeval vermutlich so schnell nicht über den Weg laufen.«
    Martin nickte dankbar, während Marike dem Bruder die Hand küsste. »Habt Dank für alles, Bruder.« Dann brachte Anselmus sie noch zur Friedhofspforte, die hinaus auf den Koberg führte, und schloss sie nervös hinter ihnen. Bruder Anselmus hatte Angst.
    »Was für ein Gefühl hast du bei der Sache?«, fragte Martin nachdenklich, als sie allein waren.
    »Ich weiß nicht. Kein gutes.« Sie sah zu Martin auf und sah den besorgten Ausdruck auf seinem gefurchten Gesicht. »Und das Eure?«
    Sie gingen langsam wieder die Königstraße hinunter. Ein zarter Windstoß regte die heiße Mittagsluft und wehte Marike ihr Haar ins Gesicht. Offenbar stand ein Wetterwechsel bevor. Seufzend folgte Martin ihrem Blick zu dem Wetterhahn auf den Zwillingstürmen von Sankt Marien, der sich hin und her bewegte. Er nickte zustimmend. »Wir müssen auf Bruder Anselmus’ Untersuchung warten. So lange haben wir nichts in der Hand.«
    Marike blieb plötzlich starr vor Schrecken stehen, denn ihr wurde bewusst, was das bedeutete. »Das heißt, wir verdächtigen Zunftmeister Lynow, Herrn von Kirchow arglistig erschlagen zu haben, nicht?« Der Mann hatte noch vor wenigen Tagen um ihre Hand angehalten!
    Aber was, wenn sie sich an eine Erklärung klammerte, die es nicht gab? Was, wenn der Flötenspieler doch ein Diener des Teufels war und sie seinen Fluch trug? »Ich hoffe bloß, es gibt wirklich eine gute Erklärung für das alles«, murmelte sie bedrückt.
    »Ich auch. Nur eines verstehe ich noch nicht.«
    »Was denn, Pater?«
    »Dein Vater vermutete doch, dass Lynow etwas gegen ihn im Schilde führt.«
    »Ja, das hat er gesagt. Aber nicht, aus welchem Grund. Vielleicht wollte er mich nur von ihm fernhalten«, antwortete Marike. »Aber Lynow hat wirklich über ihn geredet.«
    Martin sah sie einen Augenblick lang zögernd an, als überlege er, ob er wirklich aussprechen solle, was ihm auf der Zunge lag. »In jedem Fall ahnt dein Vater, dass Lynow gefährlich ist. Die Frage ist nur, warum.«
    »Ich weiß es nicht«, meinte sie unglücklich. »Ich glaube, Lynow hat ihn wegen des Antrags bedroht, und Vater wollte mich von ihm fernhalten.«
    »Warum will Lynow dich ehelichen?«
    »Vielleicht, weil ich ein hübsches junges Mädchen bin?«
    »Aber du hast gesagt, er hätte dich auf dem Fest angegriffen.«
    »Es war eher eine Art Unfall«, erklärte Marike ausweichend. »Aber Ihr habt recht, Pater. Ich denke, er will eher an das Geld meines Vaters. Mein Erbe.«
    »Wegen deines Vaters Krankheit. Daher auch sein Drängen«, ergänzte Martin. »Das klingt einleuchtend.«
    »Der Bastard will schnell noch sicherstellen, dass er das ganze Geld bekommt«, murmelte Marike betrübt.
    »Gräm dich nicht«, beruhigte Martin sie. »Kaum eine Ehe wird aus anderen Gründen geschlossen, das weißt du doch. Glaubst du, der Ulenburch damals hatte anderes im Sinn, als seine Börse aufzubessern?«
    »Nein, wohl nicht«, stimmte sie zu. Doch auch Ulenburch war ja nun tot. »Sagt, Pater, glaubt Ihr, dass der Tod von Evert von Ulenburch, der im Bad erstochen wurde, vielleicht auch mit Lynow zusammenhängt?«
    »Warum sollte er das getan haben – aus Eifersucht? Nein, dazu hatte er keinen Grund. Verrenne dich da nicht. Lynow hat nicht jeden Menschen auf dem Gewissen, der in den

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