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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zitronensaft und schlürfte langsam und mit halb geschlossenen Lidern das Getränk. Er konzentrierte sich.
    Jetzt war sie in der Kabine. Das Gepäck stand schon im Zimmer. Der Steward verließ die Kabine, ein paar Geldscheine in der Hand. Sie ging herum, blickte aus dem Fenster, stellte das Radio neben dem Bett an, setzte sich auf das Bett, hatte Herzklopfen vor Glück und Freude.
    Jules trank sein Glas aus, stellte es auf die Theke und ging hinaus auf Deck.
    Jetzt, dachte er, jetzt …
    In der Kabine hatte sich Petra mit einem tiefen Seufzer aufs Bett gesetzt. Aber sie fuhr wieder hoch, etwas Hartes lag unter der Decke, sie schlug die Decke zurück und starrte ratlos auf eine weiß bemalte, hölzerne Puppe.
    Eine Überraschung der Reederei? Ein Gastgeschenk für die neuen Passagiere? Eine Eingeborenenschnitzerei – welch eine schöne Geste.
    Sie nahm die Puppe hoch, trug sie zum Fenster und sah sie genauer an. Dann stutzte sie, legte die Puppe auf die Fensterablage und wich einen Schritt zurück.
    Dort, wo auf dem Körper das rote Herz gemalt war, stak im Brustkorb eine kleine naturgetreue, aus Eisen gefertigte Axt.

2
    Mit dem täglichen Flug der Air France Paris-Martinique landete auf dem Flugplatz Le Lamentin, gegenüber der weiten Bucht von Fort de France, ein Reisender, der ein nicht alltägliches Handgepäck mitbrachte.
    Während man daran gewöhnt ist, prall gefüllte Golfsäcke aufzunehmen und fanatischen Golfspielern, die rund um die Welt reisen, nicht um Land und Leute kennenzulernen, sondern nur, um zu sagen: Ich habe auf Barbados Golf gespielt, in Thailand, in Hongkong und auf Borneo, und ja, der Golfplatz bei Lahaina ist fantastisch, und kennen Sie den Golfplatz von Aruba, Klasse sage ich, Klasse … also, während man an Fanatiker des kleinen weißen Balles gewöhnt ist, gab dieser Reisende ein flaches hölzernes Gerät ab und sagte: »Das ist eine Staffelei. Ich bin Maler. Kunstmaler. Ist es möglich, die Staffelei irgendwo in der Maschine abzustellen? Oder muß ich sie auf den Schoß nehmen? Ich fliege nämlich zum erstenmal, müssen Sie wissen. Ich habe ein Stipendium gewonnen. In Marseille. Acht Wochen Martinique. Mein Bild ›Frühnebel über Marseille nach einem Regen‹ hat den ersten Preis bekommen …«
    »Gratuliere, Monsieur –« antwortete die hübsche und hilfsbereite Stewardeß der Air France und lächelte süß – »geben Sie die Staffelei her. Ich bringe sie bei uns hinter dem Cockpit unter.«
    Der Maler bedankte sich etwas linkisch, saß dann den ganzen Flug über brav auf seinem Platz, aß und trank alles, was man ihm anbot, sicherlich in der Annahme, er müsse das und dürfe keinen beleidigen, und da er zweimal Rotwein und zweimal Cognac bekam, hatte er glänzende Bäckchen und strahlende Augen, als sie in Martinique landeten.
    Am Flugplatz mietete er sich eine Taxe, verstaute einen zerbeulten Leichtmetallkoffer im Kofferraum, klemmte die Staffelei zwischen seine Knie und sagte: »Bitte zum Hotel Le Victoria. Route de Didier.«
    Der Taxifahrer, ein fetter Neger, nickte, haute krachend den Gang hinein und fuhr in einem irren Tempo davon. Den Reisenden schien das nicht aufzuregen. Wer aus Marseille kommt, ist verrücktes Autofahren gewöhnt. Voll Interesse blickte er hinaus, aber was er sah, begeisterte ihn nicht. Industrie mit qualmenden Schloten, eine weite Bay, die Cohé du Lamentin, eingerahmt von Öl-Raffinerien, riesigen, silbern blitzenden Öltanks und einigen ins Meer hinausgebauten Zapfbrücken, aber als sie dann in Fort de France einbogen, vorbei an dem alten, wehrhaften Fort St. Louis und dem herrlichen Park, als sie die Hafenstraße entlangfuhren, mit dem Blick über die weite Bucht und die vielen Segelschiffe, und die Mündung des Flusses überquerten, dessen Name nur ein Franzose erfinden kann: ›Rivière Madame‹, lehnte sich der Maler zurück und stieß einen Seufzer aus. »Wieviel Schönheit!« sagte er.
    »Jawohl, Monsieur.« Der Fahrer schielte zu ihm hin. »Für die Fremden. Arbeiten Sie mal hier.«
    »Das will ich ja. Denken Sie nicht, ich wäre ein reicher Mann. Ich lebe gerade so dahin.«
    »Und da wohnen Sie im Le Victoria?«
    »Ein feiner Kasten, was?«
    »Mittelfein, aber immer noch zu teuer, wenn Sie arm sind! Zwei Sterne hat das Hotel.«
    »Donnerwetter! So habe ich noch nie gewohnt.«
    Der dicke Neger verlangsamte die Fahrt und blickte seinen Gast mit einem hilfreichen Grinsen an. »Soll ich umkehren, Monsieur? Soll ich Ihnen ein anderes Hotel

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