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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Longdrink, Jean?«
    »Nein. Ich bin im Dienst.«
    »Aha! Sie brauchen einen ruhigen Pinsel!« Bataille lachte schallend. »Es gibt auch Maler, die malen nur Meisterwerke, wenn sie besoffen sind.«
    »Wie Toulouse-Lautrec …« Aubin kam langsam zum Achterdeck und baute sich so vor Bataille auf, daß er zwischen ihm und dem Niedergang stand. Es gab keinen Fluchtweg mehr, nur den über die Reling ins Meer. »Mich interessiert eine große Frage, Roger.«
    »Wenn ich sie beantworten kann?«
    »Nur Sie! Wo wollen Sie diesen Haufen einmaliger reiner Rubine absetzen?«
    Bataille zu überrumpeln, war noch keinem gelungen, auch Aubin schaffte es nicht. Wenigstens war es nicht sichtbar. Er stellte nur das hohe Glas zurück auf die Barplatte und griff nach einer Rumflasche. Aubin grinste verständnisvoll.
    »Es hat keinen Sinn, Roger, mit Flaschen nach mir zu werfen. Ich besitze ein hervorragendes Reaktionsvermögen. Zu Ihren Waffen kommen Sie auch nicht, denn ich stehe vor der Treppe. Da kommen Sie nie vorbei. Und erhoffen Sie sich keine Hilfe von Marie – bei der ist Jeanette. Der Bums vorhin unter Deck war das Signal, daß da unten alles in Ordnung ist.«
    »Wer sind Sie, Aubin?« fragte Bataille ruhig. »Was faseln Sie da von Rubinen?«
    »Ich habe sie gesehen, im Tresor von Monsieur Casarette. Und ich habe die Mine besichtigt, in der sie gebrochen wurden. Da liegen noch Millionen im Gestein! Darüber hinaus hatte ich die Ehre, vor einer Stunde den ehrenwerten Comte de Massenais in die Präfektur bringen zu lassen, mit zwei Pfund reinstem Heroin in den Taschen. Das Boot, mit dem wir gekommen sind, ist sein Boot. Genügt Ihnen diese Erklärung?«
    »Vollkommen!« Bataille nickte Aubin freundlich zu. »Das ist nun doch einen Cocktail wert, Jean! Gratuliere.«
    Er wandte sich wieder der aufgeklappten Bar zu, stellte Flaschen bereit, griff nach Gläsern und hielt plötzlich eine kleine Pistole in der Hand. So winzig sie aussah, eine Kugel mußte Aubin zumindest kampfunfähig machen. Batailles Grinsen war ekelhaft.
    »Haben Sie geglaubt, Jean, ich sei ein Stümper? Auch Ihre Intelligenz hat Grenzen. Bisher habe ich mich immer gescheut, Menschenleben für Geschäfte zu opfern, aber ich bin dabei auszusteigen und lasse mir diesen letzten entscheidenden Schritt meines Lebens nicht von Ihnen verderben! Zum erstenmal werde ich töten müssen, sogar zweimal. Arme, schöne Jeanette … Sie sehen diese Notwendigkeit doch ein, Aubin?«
    »Ohne Zweifel, Sie befinden sich in einer Notsituation.« Aubin blieb völlig ruhig. »Ich weiß nur nicht, wie Sie die Bucht von Martinique verlassen wollen! Es ist doch klar, daß man Sie beobachtet und daß jedes Polizeiboot schneller ist als Sie. Außerdem steht ein Hubschrauber startbereit. Rien ne vas plus, Bataille!« Aubin streckte die Hand aus. »Werfen Sie mir Ihr knallendes Spielzeug herüber, Roger.«
    »Sie bringen mich auf die Idee, Sie und Jeanette als Geisel hierzubehalten. Bis Caracas werden Sie meine Gäste sein – eine lange, aber schöne Strecke. In Caracas wird mir dann allerlei einfallen. Was halten Sie davon?«
    »Wenig. Man wird auf mich und Jeanette – von der niemand weiß, daß sie mit an Bord ist – keine Rücksicht nehmen. Mich gibt es gar nicht.«
    »Zum Teufel, wer sind Sie, Jean?« schrie Bataille, plötzlich doch unruhig geworden.
    »Ein Mitglied eines Sondereinsatzkommandos. Kamikaze zu Lande gewissermaßen. Es gibt für Sie keinen Ausweg mehr, Roger. Casarette hat gestanden, der Graf kam von Ihnen, hatte die Taschen voll mit Heroin. Wenn wir Ihr schönes Schiff auseinandernehmen, werden uns sicherlich die Augen überquellen. Tragisch, daß es Ihre letzte Fahrt sein sollte. Aber das Schicksal ist oft eine Hure …«
    Bataille hob die kleine Pistole. Er wirkte völlig ruhig und entspannt, als übe er auf einem Schießstand. Bei dieser Konzentration bemerkte er nicht, daß Jeanette die Treppe von unten heraufschlich und im Schatten stehenblieb. Bataille dagegen stand im vollen Licht der Decklampen.
    »Dieses Risiko haben Sie also einkalkuliert, Jean?« fragte er.
    »Natürlich.«
    »Es tut mir aufrichtig leid, Aubin. Sie waren ein sympathischer Mensch. Sie hatten das Zeug, ein Freund zu sein. Warum sind so nette Leute immer auf der falschen Seite?«
    In diesem Augenblick krachte ein Schuß. Bataille schrie auf, knickte ein, schoß reflexartig zurück, aber in die Luft, faßte an seinen Oberschenkel und fiel auf die Planken. Mit zwei Sprüngen war Aubin bei ihm, trat

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