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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Grenzen. Mich gibt es eigentlich gar nicht. Ich kann zur Wahrheitsfindung mit Ihnen anstellen, was ich für nützlich halte. Ich allein! Habe ich mich klar ausgedrückt, Comte?«
    »Ich protestiere!« schrie Massenais laut. »Als Bürger der französischen Republik habe ich ein Recht, von der Polizei geschützt zu werden! Messieurs, greifen Sie ihn!«
    »Das werden sie garantiert, wenn Sie mir Ihren Tascheninhalt ausgehändigt haben.« Aubin wedelte mit den Fingern seiner ausgestreckten Hand. »Bitte, Comte!«
    »Ich verlange sofort den Beistand meines Anwaltes!« schrie Massenais. »Rühren Sie mich nicht an! Das wäre Körperverletzung! Ich verlange, daß ich zu meinem Anwalt gebracht werde!«
    »Es ist so traurig für Sie, Comte«, sagte Aubin betrübt, »daß mich das alles nicht interessiert. Stellen Sie sich vor, ich sei unsichtbar. Aber ich versetze Ihnen einen Hieb in den Nacken, Sie brechen zusammen und fallen hin. Für die Herren um uns herum sieht es so aus, als seien Sie gestolpert und unglücklich gestürzt – ich bin ja unsichtbar! Warum bevorzugen Sie diese Komplikation, wenn es höflicher geht?«
    »Ich protestiere!« schrie Massenais. Er ging in Abwehrstellung wie ein Boxer beim ersten Gongschlag zur Eröffnung der Runde. Es war alles sinnlos, das erkannte er sofort, aber er wollte nicht kampflos untergehen. Was wird hier gespielt, dachte er dabei fieberhaft? Woher wissen sie alles? Welche Rolle spielt dabei Bataille? Er hat gerade ein Vermögen kassiert, will er damit abdampfen? Ist das sein großer letzter Coup? Ein Irrtum, mein kluger Roger. Wenn schon, dann gehen wir beide ins Gefängnis.
    Aubin trat einen Schritt vor. Massenais wich einen Schritt zurück. Seine Haltung veränderte er nicht.
    »Wenn wir so weitermarschieren«, sagte Aubin gemütlich, »fallen Sie nach neun Schritten ins Hafenbecken. Denken Sie bitte an Ihren Maßanzug, Comte. Jedes Hafenwasser ist dreckig, auch das von Martinique.«
    Es bleibt ewig ein Geheimnis, wo bei einem Menschen, bei jedem verschieden, der Reizpunkt liegt, der ihn kapitulieren läßt; bei Massenais mußte es seine Eleganz sein. Resignierend ließ er die Fäuste sinken, griff in seine Rocktaschen und holte vier der Heroinbriefe hervor.
    »Bitte, Monsieur«, sagte er heiser. »Man muß wissen, wenn man ehrenhaft die Flagge streicht.«
    Aubin trat näher, nahm eines der Briefchen, roch daran und nickte. »Wieviel?«
    »Zwanzig zu fünfzig Gramm.«
    »Reines H?«
    »Absolut rein.«
    »Das reicht, um ganz Martinique high zu machen. Comte, im Namen der französischen Republik …«
    »Wozu die Floskeln?« Massenais winkte ab. »Ich bitte um einen Anwalt.« Er sah seinen Gegner lange an. »Woher kommen Sie, Aubin?«
    »Aus Paris. Von einer Geistertruppe.«
    »Sie kämpfen gegen Windmühlenflügel! Und den Wind können Sie nicht aufhalten.«
    »Es genügt schon, wenn diese Mühle sich nicht mehr im Wind dreht.« Aubin machte eine höfliche Verbeugung. »Comte de Massenais, darf ich bitten? Die anderen Herren begleiten Sie zur Präfektur.« Er streckte nochmals die Hand aus. »Bitte Ihren Bootsschlüssel.«
    Während der Graf mit den Beamten der Sonderkommission zu den hinter den Schuppen abgestellten Wagen ging, sah Aubin nachdenklich hinter ihnen her. Er blieb allein am Quai zurück, wartete, bis die Wagen abgefahren waren, und stieß dann einen Pfiff aus, wie ein Gassenjunge. Aus dem Schatten des Ship-Shop-Gebäudes löste sich eine Gestalt und rannte zum Quai.
    »Das, das war die erste Verhaftung, die ich jemals gesehen habe!« sagte Jeanette und umarmte Aubin. »Einfach filmreif! Ich hatte solche Angst um dich, Liebling. Ist das immer so?«
    »Nein. Das war eine Sondervorstellung.« Aubin küßte sie auf die Stirn. »Und jetzt los, mein Kleines, zum nächsten Akt. Hinein ins Boot!«
    Er half Jeanette in Massenais' schnittiges Motorboot. Sie trug enge Jeans und einen weiten Pullover und sah von hinten aus wie ein schlaksiger Junge. Gekonnt, als habe sie das immer schon getan, löste sie die Vertäuung und stieß das Boot vom Quai ab. Aubin zündete den Motor. In ruhiger Fahrt glitt das Boot aus dem Hafen hinaus in die weite Bucht von Fort de France. Jeanette kam zu Aubin ans Steuerrad und setzte sich auf den Nebensitz.
    »Ich liebe dich«, sagte sie plötzlich.
    »Das weiß ich.«
    »Verdammt, sei nicht so sicher!« Sie blickte auf die kleine Bugwelle, die der Kiel ins Meer schnitt, und hinüber zu den roten und grünen Positionslichtern der ankernden Yachten

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