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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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wenn er fort war, trieb sie die Angst um, Dietrich könne einem Anschlag ihres Gemahls zum Opfer fallen, und erst wenn er leibhaftig und unverletzt vor ihr stand, vermochte sie aufzuatmen.
    Nichts anderes blieb ihr, als aus der Ferne zu beobachten, wie sich die Fronten verhärteten. Seit Jahresbeginn hatte sich die Lage für Ulrich beträchtlich zugespitzt, denn die öffentlichen Worte des Hofdichters Hutten hatte Erfolg gezeigt: Seine Verbündeten fielen von ihm ab, seine Gegner, allen voran die Familie von Hutten und die Baiernherzöge, rüsteten heimlich zum Krieg. Ganz zum Missfallen des Kaisers, der sich in Italien selbst in missliebige Kriegshändel verwickelt sah. So hatte Maximilian zwar Streitschlichter eingeschaltet, sich dann aber eiligst nach Italien verabschiedet.
    Wie sich ihre Kinder befanden, erfuhr sie regelmäßig aus den Briefen von Swinhardus Trummelschlager, dem ihr weiterhin treu ergebenen Hofzwerg. Er sparte darin nicht an bissigen Kommentaren über seinen Herrn noch an lustigen kleinen Episoden, die Anna oder Christoph betrafen, sodass Sabina bei der Lektüre oft lauthals lachen musste, auch wenn ihr Lachen oft in Schluchzen überging. Wie es aussah, ging es den Kinder wirklich gut. Sie lebten im Frauenzimmer des Schlosses im Kreise der anderen Buben und Mädchen bei Hofe, umsorgt von den beiden Kinderfrauen, und Swinhardus trieb wohl, sooft es die Gelegenheit erlaubte, seine Scherze mit ihnen. Wofür sie ihm aber besonders dankbar war: Er lasihnen Sabinas Briefe vor und würzte sie anscheinend jedes Mal mit irgendwelchen erfundenen Anekdoten – damit, wie er es ausdrückte, die Kleinen ihre Frau Mutter immer vor Augen und im Herzen hätten. Auch diese als Trost gedachten Worte ließen Sabina ihren Verlust nur umso schmerzhafter empfinden.
    In seinem letzten Schreiben allerdings hatte er ihr von einer seltsamen Sache berichtet, die sie kaum glauben mochte: Der Herzog halte unterm Dach ein Mädchen gefangen, als Gespielin oder Geisel, das wisse keiner so genau. Sobald er mehr erfahre, werde er sie unterrichten.
    Dieses Mal erwartete Sabina Dietrichs Ankunft besonders sehnsüchtig. Er sollte in Verhandlung treten mit den Städten Tübingen und Stuttgart, um die maßgeblichen Herren für einen baldigen Regimentswechsel zu gewinnen – ansonsten sei ein Krieg gegen Wirtemberg leider nicht mehr auszuschließen.
    Endlich, am Sonntag vor Fronleichnam, einem lauen und sonnigen Frühsommertag, traf Dietrich in München ein. Sabina saß an einem der hübschen Springbrunnen des Hofgartens, wie immer allein, wenn man von ihren beiden Leibwächtern einmal absah, und fütterte die beiden Pfauen. Sie hörte Stimmen, dann öffnete sich das Tor zum Garten, und sie sah Dietrich in großen Schritten auf sie zueilen. Doch ihre Freude verflog augenblicklich, als sie Dietrichs Gesichtsausdruck sah.
    «Man hat mir gesagt, dass ich Euch hier draußen finde», sagte er laut und bedeutete den Wächtern mit einem Kopfnicken, sich zu entfernen. Dann setzte er sich neben sie auf den Brunnenrand und nahm ihre Hand.
    «Ich habe nichts Gutes zu berichten.»
    «O Gott! Ist den Kindern etwas geschehen?»
    «Nein, es geht ihnen gut. Aber mit ihrer Heimholung müssen wir uns wohl gedulden, da mit der Unterstützung der wirtembergischen Landstände nicht mehr zu rechnen ist. Das sind doch alles feige Hunde, kuschen plötzlich vor ihrem Herrn. Huttens Tod täte ihnen herzlich leid, aber sie hätten niemals zugesagt, gegen ihren Fürsten zu handeln. Man möge sie also mit den alten Geschichten nicht weiter belästigen! Nicht mal die Gefahr eines Krieges scheint diese Dummköpfe zu schrecken. Solange Ulrich Herzog ist, können wir die Kinder nicht wegholen – und ein Krieg sollte nur das letzte Mittel sein.» Er strich ihr über die Wangen. «Hab weiterhin Geduld, mein Liebes.»
    «Aber ich halte das nicht länger aus ohne meine Kinder. Es ist, als hätte man mir etwas aus dem Leib gerissen. Es ist so furchtbar!»
    «Ich weiß. Eine kleine Hoffnung gibt es dennoch: Wenn dein kaiserlicher Oheim die Reichsacht über Ulrich ausspricht, hat er kein Recht mehr auf die Kinder.»
    «Darauf soll ich hoffen? Was muss Ulrich denn noch alles anrichten, bis er in die Acht erklärt wird?»
    «Warten wir ab. Ich weiß nur, dass die Familie Hutten, allen voran der Hofdichter, genau darauf drängt und zudem auf das alte Recht der Totschlagsühne. Aber da ist noch etwas anderes.» Er stockte. Dann fuhr er fort: «Swinhardus ist tot.»
    Sabina

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