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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Marstalls gesetzt.
    «Hier ist’s fürwahr angenehmer als drüben in der kalten Kapelle», hörte sie in diesem Augenblick eine raue Stimme.
    Sie öffnete die Augen. Neben ihr stand Ulrich. Er war also zurück. Sein rotblonder Haarschopf leuchtete in der Sonne, auf dem schmalen Gesicht lag ein Lächeln. Galant bot er ihr seinen Arm an.
    Sabina stotterte einen Morgengruß, verlegen und überrascht zugleich. So lange schon hatte sie ihn nicht mehr gesehen – und jetzt diese unerwartete Freundlichkeit. Wie rasch Ulrichs Stimmung immer wieder umschlagen konnte! Auch Lioba und die übrigen Damen des Frauenzimmers starrten ihnen nach, als sie Arm in Arm die kleine Schlosskirche betraten und sich auf die Fürstenempore begaben.
    Nach dem Gottesdienst, der an diesem Morgen noch kürzer ausfiel als sonst, wagte Sabina einen neuen Vorstoß.
    «Für mein Leben gern würde ich heute ausreiten.» Sie versuchte ein liebreizendes Lächeln, wobei sie sich fast sicher war, dass es misslang. «Meint Ihr, Ihr könntet Eurem Stallmeister heute gestatten, mir ein Pferd zu satteln? Oder misstraut Ihr etwa meinen Reitkünsten?»
    Sabina biss sich auf die Lippen. Sie hätte sich weiß Gott netter ausdrücken können. Doch Ulrich schien ernsthaft darüber nachzudenken.
    «Nun, ein Austritt ist schon ein verlockender Gedanke.» Er griff nach ihrer Hand. «Reiten wir doch alle zusammen hinaus – Ihr, ich und Hänschen. Schließlich wird es höchsteZeit, dass Ihr einen unserer wertvollsten Schätze am Hofe kennenlernt, nämlich unsere Pferde. Und die herrliche Umgebung. Außerdem könnt Ihr uns dann zeigen, ob Ihr wirklich zu reiten versteht.»
    Und ob ich dir das zeigen werde, dachte Sabina. Laut sagte sie: «Habt herzlichen Dank, lieber Gemahl. Auf wann soll ich mich richten?»
    «Auf heute Mittag. Gleich nach dem Zwischenessen.»
    Drei Stunden später standen sie im Hof des Marstalls, Sabina in einem geschlitzten langen Rock, unter dem sie gespornte Stiefel und ein Beinkleid aus festem blauem Wolltuch trug.
    Verblüfft starrte Ulrich sie an.
    «Was soll dieser Aufzug? Seid Ihr unter die Hosenteufel gegangen?»
    In diesem Moment führte ein Knecht ihr Pferd heran, einen zierlichen Fuchs mit Seitsitz, der im Passgang neben ihm hertrabte. Sabina lachte auf.
    «Ja, was ist das denn? Gehen wir spazieren, oder reiten wir aus? Am Münchner Hof pflegt eine Edeldame im Herrensitz zu reiten, sofern sie nicht allzu alt und gebrechlich ist. Im Übrigen wäre mir ein kräftiger Andalusier oder Lusitano lieber als dieses Spielzeugpferdchen.»
    «Dann frönt Ihr in Baiern wohl auch der Unsitte des Fräuleinrennens?» Ulrich verzog das Gesicht. «Wie kann man beim Rosslaufen nur Weiber zulassen.»
    Sichtlich widerwillig gab er den Befehl, den Zelter wegzuführen, während sich Hans von Hutten ein Grinsen verkniff. In schwungvollem Trab verließen sie bald darauf die Residenz, Sabina auf einem Mohrenschimmel, der an Größe und Statur den Pferden der beiden Männer in nichts nachstand. Ihnen folgten, in gebührendem Abstand, zwei gerüsteteReiter aus Ulrichs Leibregiment. Sie erreichten eine breite, gepflegte Sandbahn, wie Sabina sie auch aus München kannte. Sie führte in Richtung Neckartal.
    Ulrich deutete auf eine Kirchturmspitze in der Ferne.
    «Machen wir ein Rosslaufen bis zum Berger Felsen, dort bei der Kirche.»
    Sein Freund schüttelte den Kopf. «Aber der Rennweg endet schon weit vorher.»
    «Na und? Lässt sich’s nur auf Rennbahnen galoppieren? Oder habt Ihr Angst?», fragte er Sabina.
    «Keinesfalls.»
    «Worauf warten wir dann?» Er wendete sein Pferd und brachte es neben Sabina in Stellung. «Allez!»
    Beinahe gleichzeitig galoppierten die Pferde los, jedes einzelne der drei ein Ausbund an Kraft und Temperament. Dumpf trommelten die Hufe über den Boden, die Nüstern wurden weit, Kopf und Hals reckten die Tiere, spitzten die Ohren nach vorn, keines wollte sich vom andern abhängen lassen. Nach einigen Sprüngen allerdings lag der Rappe des Herzogs eindeutig vorn, und Sabina feuerte ihr Pferd mit Stimme und Sporen an. O nein, so leicht wollte sie es ihrem selbstgefälligen Gemahl nicht machen. Währenddessen hielt sich der Stallmeister dicht an ihrer Seite, warf ihr immer wieder besorgte Blicke zu.
    Plötzlich rief er: «Zügelt das Pferd, Euer Gnaden. Haltet an! Der Rennweg geht zu Ende.»
    Da sah sie es selbst: Nur einen Steinwurf entfernt endete die Bahn, begrenzt durch eine Holzschranke. Dahinter schlängelte sich nur noch ein schmaler

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