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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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sie doch tatsächlich, ob sie am Rennen teilnehmen wolle.
    Sabina sah ihn verblüfft an. Im Gesicht des Herzogs stand ein Lächeln, keine Spur von Bosheit oder Hinterlist fand sie darin. Sollte ihr Gemahl tatsächlich einen Sinneswandel durchlebt haben?
    «Den Einsatz von einem rheinischen Gulden müsstet Ihr allerdings aus Eurer eigenen Schatulle bezahlen», fügte er scherzhaft hinzu.
    «Wäre ich das einzige Weib?»
    «Aber sicher.»
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte freundlich zu lächeln. «Dann lieber nicht.»
    «Das ist ganz in meinem Sinne.» Er umfasste ihren Arm. «So drückt mir also die Daumen, herzliebes Weib. Ich denk, mit meinem neuen Turkmenen steht einem Sieg nichts im Wege.»
    Er winkte seinen Halbbruder zu sich heran, dann verschwanden die beiden in Richtung Rennhaus.
    Zum großen Bedauern der Gäste, die hohe Einsätze auf ihren Herzog gesetzt hatten, wurde Ulrich nur Zweiter. Und eigentlich wäre er sogar nur Dritter geworden, hätte ihn der junge Georg in der Zielgeraden nicht ganz offensichtlich vorbeigelassen – aus Respekt oder auch aus Angst. Denn Georg, der reiten konnte wie der Teufel, war eindeutig der Schnellere gewesen. Drei Reiter waren leider mit ihren Pferden gestürzt und wurden nun mit Wundpflaster und reichlich Branntwein versorgt, einem der Pferde musste der Gnadendolchstoßgegeben werden. Das Rennen gewonnen hatte der finstere Truchsess Georg von Waldburg, der für seine Rücksichtslosigkeit berüchtigt war und dem keiner diesen Sieg so recht gönnte.
    So erschien denn Ulrich mit versteinerter Miene zur Siegerehrung und nahm die Armbrust als zweiten Preis entgegen. Wie Sabina ihren Gemahl kannte, war es eine schier unerträgliche Schmach für ihn, den Sieg einem seiner Erzrivalen zu überlassen, und es hätte sie nicht verwundert, hätte Ulrich dem Wein an diesem Abend mehr zugesprochen als sonst. Doch er fing sich überraschend schnell, rief die Gesellschaft zum Nachtessen und bat Sabina an seine Seite. Immer wieder schenkte er ihr ein Lächeln, sorgte sich um ihr Wohl, und als die Dämmerung hereinbrach, begann er zu singen. Begleitet nur von einer Laute, sang er mit seiner wunderbar vollen Stimme herzzerreißend schöne Liebeslieder.
    «Was für ein herrliches Fest», flüsterte der junge Georg neben ihr, und Sabina konnte ihm nur zustimmen. Fast schämte sie sich nun für ihre ewigen Zweifel, dafür, dass sie Ulrich Böses unterstellt hatte. Gab er sich nicht vielmehr alle Mühe, damit sie wieder zueinanderfanden?
    Als sich schließlich der Mond über die Weinberge schob, war die Mehrzahl der Gäste sturzbetrunken. Wie üblich hatte man eifrig dem Zutrinken gefrönt, jener unseligen Sitte, bei der der Becher geleert werden musste, sobald einem zugeprostet wurde. Auch Sabina hatte einige Male mithalten müssen. Müde zog sie sich nun, so unauffällig es ging, aus der Gesellschaft zurück. Fast hatte sie ihr Nachtquartier im Rennhaus erreicht, da trabte eine hochgewachsene Gestalt mit wehendem Umhang geradewegs auf sie zu, zügelte schließlich das Pferd und rief leise:
    «Seid Ihr das, Euer Liebden?»
    Da erkannte sie im Mondschein das ihr so vertraut gewordene Gesicht. Auf den schmalen Wangen zeichneten sich dunkel die Bartstoppeln ab, das Haar hing wirr in die Stirn. Dietrich glitt vom Pferd und verneigte sich tief. So dicht stand er vor ihr, zum ersten Mal seit jenem unseligen Abend, als sie ihm ohnmächtig in die Arme gesunken war. So nah, dass sie seinen Atem spürte, dass sie nur die Hand ausstrecken musste, um ihn zu berühren. Stattdessen wäre sie auch jetzt am liebsten davongelaufen, und mit einem Mal wusste sie den Grund dafür: Sie ertrug es nicht, dass Dietrich sie immer nur in Momenten der Schwäche erlebt hatte: als kranke Frau, als gedemütigte und geschlagene Frau, niemals stolz und aufrecht. Fast ärgerlich bemerkte sie, wie ihr Herz schneller schlug.
    «Das Rennen ist leider vorbei», sagte sie mit dünner Stimme, nur um überhaupt etwas zu sagen. Vom Festplatz her wurden Geschrei und Gesang immer lauter.
    «Ich weiß.» Er ließ sein Pferd los, um es grasen zu lassen. «Ich bin auch nicht deshalb gekommen.»
    Ein paar Männer begannen schwankend auf die Bänke zu klettern und Jagdlieder zu grölen, in ihrer Mitte Ulrich.
    Dietrich war ihrem Blick gefolgt. «Hoffentlich endet das nicht wie im vorigen Jahr.»
    «Was war da?»
    «Damals sind ein paar der Ritter nachts ins Dorf und haben sich blutjunge Mädchen geholt. Noch einmal werden sich die Bauern

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