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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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das nicht bieten lassen. Schließlich haben sie unter den Flurschäden rundum schon genug zu leiden.»
    «War Ulrich – war Ulrich auch dabei?»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Aber warum hat er das nicht verhindert?»
    Statt zu antworten, nahm Dietrich ihre Hand und zog siein den Schatten eines mächtigen Birnbaums. Ohne sie loszulassen, sagte er leise: «Nur wegen Euch bin ich gekommen. Ich mache mir Sorgen um Euch.»
    Der Baumstamm vor Sabinas Augen begann zu schwanken.
    «Dazu gibt es keinen Grund. Es geht mir gut», hörte sie sich selbst sagen.
    «Wirklich?» Dietrich nahm nun auch ihre andere Hand. «Warum geht Ihr mir aus dem Weg, Euer Liebden? Ich dachte, ich wäre Euch ein Freund geworden?»
    «Ein Freund   –», murmelte sie und blickte in das Dunkel seines Gesichts. Nur in seinen Augen schimmerte die mondhelle Nacht und gab etwas preis, was viel mehr war als Freundschaft. Sabina konnte sich nicht lösen von diesem Blick, der ihr plötzlich die Luft zum Atmen nahm.
    «Mag sein.» Ihre Stimme war heiser. «Aber Ihr wisst nicht, was   –»
    In diesem Augenblick verschlossen Dietrichs Lippen ihren Mund, weiche, warme Lippen, die sanft gegen ihre drängten, und hätte Dietrich sie nicht gehalten, so wäre sie kraftlos in die Knie gesunken. Herr im Himmel, was tat sie hier? Hatte sie vollkommen den Verstand verloren?
    Ein Aufschrei ließ sie auseinanderfahren. Wie hinter einem Nebelschleier sah Sabina den Tumult drüben am Festplatz. Ulrich war wohl rücklings vom Tisch gestolpert, und unter dem brüllenden Gelächter der anderen versuchte der junge Georg, ihm jetzt aufzuhelfen. Hastig trat sie einen Schritt zurück.
    «Tut das nie wieder, Dietrich Speth! Nie wieder!»
    «Sabina!» Dietrich versuchte ihre Hand zu fassen, doch sie hatte sich längst abgewendet und rannte über den mondbeschienenen Fahrweg hinüber ins Rennhaus, vor dem sicheben die ersten Hofdamen zum Schlafengehen einfanden. Tränen der Wut traten ihr in die Augen. Wäre dieser Mann doch niemals hier aufgetaucht!
    Am nächsten Morgen war Dietrich Speth verschwunden. Es schien, als sei er nie bei ihr gewesen, niemand hatte ihn gesehen. Und wenn das alles nur ein unglückseliger Traum gewesen war?

13
    Vitus streckte den schmerzenden Rücken und spähte in Richtung Ostalb, wo sich der Himmel schwarz zusammenzog.
    Die Heufron war geleistet, die erste Mahd in diesem Jahr beim Schorndorfer Vogt abgeliefert. Morgen würden sie endlich das Futter für das eigene Vieh ernten können – vorausgesetzt, das Wetter spielte mit. Seit Pfingsten war es ungewöhnlich schwül, und über den Bergrücken der Alb wetterleuchtete es bald jeden Abend. Das wäre was, wenn es die eigene Heuernte wieder, wie schon im letzten Jahr, verregnen und verhageln würde.
    Dabei wäre es längst an der Zeit, wieder in die Weinberge zu gehen – zuerst in die herrschaftlichen, dann in die eigenen. Der Herzog hatte sich hier im Remstal die besten Lagen unter den Nagel gerissen, und nicht selten kam er des Sommers selbst vorbeigeritten, um sich von der Sorgfalt ihrer Arbeit zu überzeugen. Einmal hatte er sogar das Gespräch mit Vitus gesucht, über das rechte Schneiden der Reben. Wie stolz war er darüber gewesen, und wie hatte er sich hernach in der Bewunderung der Dorfburschen gesonnt!
    Schnurzegal wäre ihm das heute, ihn beschäftigten inzwischenganz andere Dinge. Seitdem Hedwig von den Absichten ihrer beider Eltern erfahren hatte, sie zu verheiraten, heftete sie sich wie eine Klette an ihn. Wurde dabei immer noch affiger und putzsüchtiger. Er schnaubte verächtlich. Dann streifte er sein Hemd über den Kopf und ging hinüber ans Remsufer, wo die anderen Erntehelfer schon übermütig im flachen Wasser tobten.
    «Los, komm rein.» Rose spritzte ihn mit beiden Händen nass, aber Vitus hätte am liebsten kehrtgemacht. Mitten im Kreis seiner Schwestern stand Hedwig und wusch sich den Staub aus dem Haar. Unter ihrem dünnen, nassen Leibchen zeichneten sich deutlich ihre Brüste ab, die sie jetzt, wie um die Wirkung zu verstärken, mit durchgedrücktem Rücken ins abendliche Sonnenlicht drehte. Vitus sah, wie die Blicke der Burschen und Männer an diesen beiden prallen, runden Brüsten klebten, selbst sein Vater glotzte. Wortlos wusch Vitus sich das Gesicht und den mageren Oberkörper, dann setzte er sich abseits der Badestelle ins Gras.
    «Bist du wasserscheu?»
    Wie aus dem Nichts war Hedwig plötzlich neben ihm aufgetaucht. Sie troff vor Nässe.
    Vitus schüttelte den

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