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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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Nach seiner Kleidung zu urteilen, die schlicht, aber von guter Qualität war, und vor allem auf Grund der Messer, die an seinem Gürtel in ihren Lederhüllen steckten, nahm sie an, dass er im Haus einer adligen oder jedenfalls reichen Venezianer Kaufmannsfamilie arbeitete.
    »Nun, wollt Ihr mir nicht aufhelfen?«, fragte sie nach einer Weile. Aber Carew hatte keineswegs die Absicht, ihr zu helfen. Er musterte gleichmütig die dunkelhaarige Frau zu seinen Füßen, deren Nachthemd verschmutzt und durchnässt war. Dass sie ihn sah und zugleich die – inzwischen recht dringende – Notwendigkeit bestand, aus dem Garten zu fliehen, bevor man ihn entdeckte, schien ihn nicht im mindesten zu kümmern.
    »Nein«, schnauzte er, während er sie mitleidlos taxierte, »warum sollte ich Euch helfen, wenn Ihr mir nachspioniert.«
    Annetta spuckte in seine Richtung, so weit sie konnte, und sah zufrieden, dass ein rosaroter Schleimklumpen auf seinem Schuh landete.
    Carew schien durch ihre Reaktion weder verärgert noch amüsiert. Er schüttelte nur bedächtig den Kopf, als tadele er ein ungezogenes Kind, und schnalzte mit der Zunge.
    »Aber halt, ich kenne Euch doch! Ihr seid die, die mich beim letzten Mal schon verfolgt hat. Eine kleine Schnüfflerin haben wir da, was, suora? Oder würde Euch vielleicht auch ein Spielchen mit dem monarchino gefallen?« Er sah Annettas Gesichtsausdruck und fuhr vergnügt fort: »Ah! Ich sehe, dass ich Euch ertappt habe. Euch juckt es genauso wie die andere. Nun, dann wollen wir mal sehen …« Er blickte sich theatralisch in dem verlassenen Garten um. »Hmm, wie ich mir dachte, hier ist noch niemand«, sagte er grinsend, »kein Mensch weit und breit. Wie wär’s? Ihr könnt jetzt aufstehen, wenn Ihr wollt.«
    Er streckte die Hand aus, als wolle er ihr aufhelfen, aber Annetta fuhr zurück. »Lass mich in Ruhe, stronzo! Wage es nicht, mich anzufassen!«
    »Das war keine Frage«, sagte Carew, »ich befehle es Euch.« Mit einer flinken Bewegung ergriff er wieder ihr Handgelenk und zog sie auf die Füße. Während er sie an sich presste, flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich würde Euch mit Vergnügen gleich hier einen Gefallen erweisen, wenn Euch danach ist.«
    »Nein!«, stieß Annetta wütend hervor. Ihre Augen funkelten vor Zorn.
    »Aber ist es denn nicht das, was Ihr wollt?« Er schaukelte rhythmisch vor und zurück, vor und zurück, sodass sie seine Hüften in sanften Stößen an ihrem Unterleib spürte. »Das ist doch der wahre Grund, warum Ihr mir hierher gefolgt seid.« Sie fühlte seinen Atem an ihrem Hals, und seine Lippen streiften die weiche Haut hinter ihrem Ohr.
    »Nein!«
    Er schwieg, als überlege er. »Also gut, dann lass ich Euch für diesmal laufen«, sagte er, während er sie noch an sich gedrückt hielt, »aber im Gegenzug will ich, dass Ihr mir etwas versprecht.«
    »Was soll ich versprechen?«
    »Dass Ihr niemandem erzählt, was Ihr in der Nacht gesehen habt.«
    Annetta ließ sich die Alternativen durch den Kopf gehen. Eigentlich hätte sie sich lieber in Öl sieden lassen als diesem Mann irgendetwas zu versprechen, aber ihre pragmatische Seite gewann die Oberhand. Natürlich würde sie diesem armseligen Narren alles schwören, was er wollte. Und sobald sie ihm entronnen war, würde sie jedem, aber auch jedem haarklein erzählen, was sie gesehen hatte, sie würde es vom Dach des Klosters schreien, wenn nötig.
    »Gut, ich sage nichts«, versprach sie demütig, »ich schwöre, dass ich niemandem erzählen werden, was ich gesehen habe.« Kaum waren die Worte heraus, da wusste sie, dass sie ihm in die Falle gegangen war.
    »Aha! Dann habt Ihr also etwas gesehen!«
    Stronzo! Seine Stimme hatte sich verändert: Konnte es sein, dass er sich über sie lustig machte?
    »Ihr täuscht Euch, ich habe nichts gesehen, ehrlich!« Annetta setzte ihre Unschuldsmiene auf, aber sie ahnte, dass er nicht darauf hereinfiel.
    »O doch, das habt Ihr. Beschreibt mir, was Ihr gesehen habt.«
    »Was?«
    »Das ist doch nicht schwer zu verstehen. Ich sagte, beschreibt mir, was Ihr gesehen habt.«
    »Nein!«
    »Warum denn nicht? Welcher Teil hat Euch am besten gefallen? Waren es die Küsse oder … etwas Aufregenderes? Sie will es mir immer recht machen, diese kleine Nonne, aber so seid ihr ja alle.«
    »Stronzo, stronzo, stronzo!«
    »Ich verbitte mir solche Ausdrücke!«, sagte Carew lachend. »Nun ja, ich nehme an, Ihr wart nicht immer eine Klosterschwester. Aus welcher speziellen Gosse hat man Euch

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