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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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seltsame, traumähnliche Atmosphäre nur noch verstärkte.
    Ein Diener erschien mit einem Tablett, auf dem mehrere mit Wein gefüllte Gläser standen. Paul nahm eines und folgte Francesco, der durch den Raum schlenderte. Hin und wieder war das Gedränge so groß, dass sie sich fast aus den Augen verloren. An jedem Tisch fand ein anderes Spiel statt, an einem primero, an einem anderen bessano . An der Menge der Gold- und Silbermünzen auf dem Tuch erkannte Paul sofort, dass die Einsätze sehr hoch waren.
    In der Mitte des Raumes war ein Spiel im Gange, das besonders viele Zuschauer fesselte, und obwohl Francesco entschlossen schien, es nicht zu beachten, blieb Paul einen Moment lang stehen. Es saßen vier Männer am Tisch, aber aller Augen waren auf einen von ihnen gerichtet. Seine Maske zeigte ein lächelndes Antlitz, aber das augenfällige Bemühen um ein modisches Erscheinungsbild und seine schlanke Gestalt verrieten Paul, dass er kaum älter als achtzehn oder neunzehn sein konnte. Den gierigen Blicken der Umstehenden war zu entnehmen, dass der Einsatz hier besonders hoch war, aber der junge Mann spielte dennoch mit einer außerordentlichen Beherrschtheit und Nonchalance, als habe das Vermögen, das ihm durch die Finger glitt, keine größere Bedeutung für ihn als ein paar bunte Glassteinchen.
    Fasziniert schaute Paul zu. Er trank sein Glas in einem Zug aus und merkte kaum, wie der Diener es durch ein neues ersetzte. Er hatte sich geschworen, dass er nicht spielen würde, und hegte in diesem Moment keinen Zweifel, dass er sein Wort hielt, aber er verspürte doch ein gewisses Bedauern. Da tippte Francesco ihn auf den Arm und zog ihn durch die Menge zu einer kleinen Tür, die am hinteren Ende des piano nobile lag.
    Diese Tür führte nicht in ein Zimmer, wie Paul erwartet hatte, sondern in eine Art kleinen Korridor, dessen Rückseite von einem schweren Vorhang aus schwarzem, mit Gold besticktem Samt verhängt war. Gerade als er Francesco durch die Tür folgen wollte, fühlte er eine Hand auf der Schulter.
    »Signor Pindar?«
    »Wer will das wissen?«
    Paul drehte sich um und sah ein dunkelhäutiges Individuum mit pockennarbigen Wangen.
    »Cavaliere Memmo, zu Euren Diensten.« Der Mann verzog den Mund zu einem Lächeln, aber seine Augen blickten kühl.
    Memmo? In Pauls Erinnerung regte sich etwas. Wo hatte er den Namen schon einmal gehört?
    »Cavaliere.« Paul verbeugte sich.
    »Ihr seid hochwillkommen, bitte …« Der Mann wies mit dem Arm in einer übertrieben höflichen Geste auf die Kammer, die vor ihnen lag. »Es ist mir eine Ehre, Euch unter uns zu wissen.«
    »Danke, aber ich bin kein Freund des Glücksspiels.«
    »Verzeiht mir, aber da habe ich etwas anderes gehört, Signor Pindar.«
    »Nun, ich bedaure, dass man Euch schlecht informiert hat, Cavaliere Memmo.« Als er den Namen zum zweiten Mal aussprach, erinnerte sich Paul plötzlich. Memmo. Natürlich! Hatte Constanza ihm nicht von einem Mann namens Zuanne Memmo erzählt? Doch, das hatte sie, ohne Zweifel.
    »Wie Ihr meint.« Der Cavaliere hob bedauernd die Hände. Dann blickte er bedeutungsvoll auf den schwarzen Vorhang. »Doch Ihr solltet wissen, dass dies der Raum ist, in dem unsere …« – er zögerte, als suche er nach dem passenden Wort – »wie soll ich sagen … unsere interessantesten Spiele stattfinden. Aber ganz wie Ihr meint. Ein Glas Wein, bevor Ihr aufbrecht?«
    Im Korridor standen auf einer Kredenz mehrere gefüllte Weinkrüge. Memmo ergriff einen, und Paul hielt ihm sein Glas hin. Er wusste, dass er nicht zu interessiert erscheinen durfte.
    »Worum wird gespielt?«
    »Sie spielen um die Chance, an einem noch wichtigeren Spiel teilnehmen zu dürfen.« Wieder erschien Memmos lauerndes Lächeln. »Aber ich sollte auf der Hut sein, bei dem, was ich sage, denn ich könnte noch den Spieler in Euch wecken.« Er wandte sich ab und stellten den Krug auf die Kredenz zurück.
    »Wie gesagt, ich spiele nicht mehr«, wiederholte Paul, doch er merkte selbst, dass seinen Worten die Überzeugungskraft fehlte, und spürte, wie ihn eine innere Unruhe überkam. »Sagt mir, denn ich bin neugierig: Ist dies das Spiel, von dem man mir berichtet hat? Das Spiel um den Blauen Stein des Sultans?«
    Memmo stand immer noch mit dem Rücken zu Paul. Er zögerte kaum merklich mit der Antwort.
    »Der Blaue Stein des Sultans?«
    »Ich habe gehört, dass es einen Diamanten gibt, der in einem großen Spiel als Preis ausgesetzt wird.«
    »Und von wem, wenn ich fragen

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