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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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Maryam gab noch ein paar Tropfen Milch auf ihren Finger und hielt ihn an die Lippen des hungrigen Kindes. »Er trinkt. Er wird kräftiger werden.« Ihre Stimme vibrierte vor Hoffnung. »Wir fahren in die Stadt, nach Venedig, dort gibt es Ärzte im ospedale, einer der Seeleute hat mir davon erzählt, du wirst sehen. Ich werde mich um ihn kümmern – immer.«
    Ich schwöre es.
    Bei meinem Leben.

Kapitel 25
    Erst ein paar Stunden vor Sonnenuntergang kehrte Carew zu Constanzas Palazzo zurück.
    Er war mit Ambrose im Boot vom Kloster zurückgefahren. An der Rialto-Brücke trennten sie sich, und von dort ging Carew zu Fuß weiter. Nach der frischen Luft und der leichten Brise der Lagune kamen ihm die engen Gassen noch bevölkerter vor als am Morgen. Die Hitze war selbst zu dieser Stunde unerträglich – wie in einem Backofen strahlte sie von den Hauswänden ab. Wäsche hing zum Trocknen aus den Fenstern, und es roch nach dem stinkenden Kanalwasser, gebratenem Fisch und dem Abendessen für das Dienstpersonal größerer Haushalte. Zwei Kinder liefen an ihm vorbei, sie jagten einem Hund nach und hatten simit genannte, ringförmige Brötchen dabei.
    Anders als Pindar, der normalerweise auf dem Wasser reiste, waren Carew die Gassen der Stadt vertraut, so vertraut wie die Linien seiner Hand, er kannte all die schmalen Brücken, die Fußwege und die Sackgassen, die calli mit ihren bröckelnden rosaroten und gelben Fassaden, die sotoportegi und die versteckten Höfe, und über allem lag der Gestank der schwarzen Kanäle. Aber diesmal hatte sogar er fast die Orientierung verloren und musste stehenbleiben, um sich zu vergewissern, wo er war.
    In der Hand hielt er den kleinen Samtbeutel, den die Nonne fallen gelassen hatte. Seit jenem Moment im Klostergarten ging ihm immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Konnte das wirklich derselbe Beutel sein wie der, in dem sich der Diamant befunden hatte? Oder bildete er sich das nur ein? Es war so dunkel in dem von Kerzenlicht beleuchteten ridotto gewesen, und sie hatten den Diamanten nur einen Augenblick lang zu Gesicht bekommen. Wenn es allerdings derselbe Beutel war – wie um alles in der Welt war die Nonne dann darangekommen? Ob sie möglicherweise doch die Haremsdame war? Carew strich sich fahrig die Haare aus der Stirn.
    Noch etwas anderes beschäftigte ihn. Irgendetwas an ihr kam ihm bekannt vor. Aber was? Es wollte ihm partout nicht einfallen.
    Schließlich fand er das Tor, nach dem er gesucht hatte, den Hintereingang zu Constanzas Palazzo. Als er gerade anklopfen wollte, um eingelassen zu werden, bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass das Eisentor bereits einen Spalt breit offenstand. Er drückte es vorsichtig auf und trat ein.
    Der kleine Hof war noch unaufgeräumter als sonst. Das Holz für das Küchenfeuer, das normalerweise ordentlich gestapelt war, lag in einem wüsten Haufen übereinander, gerade so, wie es angeliefert worden war. Alte, zerbrochene Möbelteile lehnten an den Mauern, und Unkraut wuchs zwischen den Pflastersteinen und auf der Steintreppe, die zu dem Balkon des piano nobile führte. Efeu rankte ungezügelt am Mauerwerk hoch und überwucherte alles bis in die dahintergelegene schmale calle hinein.
    In der Mitte des Hofes befand sich ein alter Steinbrunnen. Eine Frau stand mit dem Rücken zu ihm an dessen Rand und schöpfte mit einem Holzkübel Wasser. Ihre Füße steckten in hohen Trippen, die ihre Schuhe vor dem Straßenschmutz schützen sollten, und die äußeren Rockschöße ihres Kleides waren hochgebunden. Es dauerte eine Weile, bis er sie erkannte.
    »Constanza!«
    Die Frau drehte sich um, und als sie sah, wer es war, legte sie erschrocken den Handrücken auf die Stirn.
    »Ich bin es nur …«
    »John Carew!« Sie starrte ihn an wie einen Fremden. »Ihr habt mich erschreckt.«
    Kommentarlos nahm er ihr den schweren Kübel ab und trug ihn in die Küche. Constanza folgte ihm langsam.
    Auch die Küche wies Anzeichen von Verwahrlosung auf – der Fliesenboden war schmierig, und schmutzige Teller und Gläser stapelten sich auf einer Anrichte. Das Feuer war, wie Carew bemerkte, schon vor langer Zeit erloschen. Auf einen Blick erkannte er, dass hier schon lange nicht mehr gekocht worden war.
    » Senti  –« Constanza wollte etwas sagen, aber Carew unterbrach sie.
    »Wie gesagt, ich bin es nur. Ihr braucht nichts zu erklären.«
    »Normalerweise betritt auf diesem Weg niemand den Palazzo, außer dem Gesinde. Meine Besucher kommen immer zum

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