Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
Vom Netzwerk:
sie mir nicht auch genug gestohlen?« Annettas schwarze Augen funkelten. »Ja, ich habe ihn gestohlen, ich habe ihren wertvollen Diamanten gestohlen! Und er hat mir sehr geholfen.«
    »Was hast du damit gemacht? Hast du ihn noch?«, fragte Eufemia atemlos.
    »Nein! Ich habe geglaubt, dass es ein Vermögen kosten würde, Celia aus dem Alten Palast freizukaufen – und nun besaß ich die Mittel! Es gab nur eines, was ich wollte: Celias Freiheit erkaufen.« Annetta lehnte sich zurück, als ob sie plötzlich erschöpft wäre. »Es gab da eine kira, der ich vertraute, eine Jüdin, die manchmal für die Haremsfrauen kleine Aufträge erledigte. Sie wusste natürlich nicht, worum es ging. Ich machte ein Päckchen fertig, das aussah wie ein Ölkrug, und darin versteckt war der Stein und ein Brief an Celia. Die Jüdin war bereit, es für mich zum Alten Palast zu bringen, und versprach, das Päckchen Celia persönlich zu übergeben. Ich habe sie großzügig dafür entlohnt. Und wie es weiterging – nun, das sollte Celias Sache sein.«
    Annetta legte die Hand auf die Brust, als habe sie Schmerzen.
    »Das ist schon über ein Jahr her, und ich hatte nichts von ihr gehört. Ich wusste nicht, ob sie lebt oder tot ist. Oder was aus dem Stein geworden ist. Bis heute. Bis dieser Mann kam, von dem ich dir erzählte. John Carew. Eufemia! Er weiß etwas. Da bin ich mir ganz sicher! Du musst mir helfen, ihn zu finden.«

Kapitel 30
    Als Carew zu Constanzas Palazzo zurückkehrte, wirkte dieser wieder völlig menschenleer. Er ging über den Hof, anschließend durch die Küche und die Vorratsräume im Erdgeschoss und stieg schließlich die Außentreppe hinauf, die zum piano nobile führte.
    Hier fand er auch Constanzas schönes Empfangszimmer verlassen vor. Wie stets waren die Sonnenblenden halb über die Fenster herabgezogen, um das Zimmer vor der brütenden Hitze zu schützen. Die Überreste vom Vortag waren noch nicht fortgeräumt – die Teller mit dem angebissenen Brot und Käse standen neben den fast vollen Weingläsern, ein Stapel tarocchi -Karten lag in einer Lache von Kerzenwachs. Da keine Kerzen brannten, roch man den fauligen, unheilvollen Gestank, der vom Kanalwasser zu den Räumen heraufzog. Der Palast wirkte noch vernachlässigter als am Tag zuvor. Staubflocken schwebten träge am Fußboden. Offensichtlich waren Constanzas Dienstboten nicht zurückgekehrt.
    Von Constanza selbst war ebenfalls nichts zu sehen. Doch als sich Carew daranmachte, die Leinenblenden hochzuziehen, merkte er plötzlich, dass er nicht allein war.
    Paul saß an die Polster gelehnt im Dunkeln auf dem großen Himmelbett. Er trug ein schmutziges, bis zur Taille offenes Hemd, und sein Bart war seit mehreren Tagen nicht gestutzt worden.
    »Sieh an, wen haben wir denn da.« Paul betrachtete Carew aus zusammengekniffenen Augen. »Wie ich sehe, hast du gelernt, es dir hier gemütlich zu machen«, bemerkte er giftig.
    »Auch Euch einen recht guten Tag, Master Pindar, mein Gebieter.« Mit einer heftigen Armbewegung zog Carew die letzte Sonnenblende hoch. Er blickte sich suchend im Zimmer um. »Wo ist Constanza?«
    Pindar zuckte die Achseln. Die beiden Männer beäugten sich feindselig.
    »Ich dachte, du wärst längst weg«, sagte Paul schließlich.
    In dem harten Licht, das jetzt ins Zimmer strömte, wirkte Pindar noch blasser als gewöhnlich, aber wenigstens war er einigermaßen nüchtern. »Ambrose hat gesagt, dass du abgesegelt bist. Zurück nach England, meinte er. Auf einem der Handelsschiffe der Kompanie.«
    »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.« Carew baute sich streitlustig vor ihm auf. »Es sieht so aus, als wäre Ambrose doch nicht solch ein überragender Geheimagent, wie er sich einbildet. Wenn du mich fragst, interessierte er sich für nichts anderes als für diese Meerjungfrau, die er für Parvishs Kuriositätenkabinett in die Finger kriegen will. Pfui! «, Carew schüttelte sich. »Er konnte gar nicht mehr aufhören, davon zu schwadronieren, als ich ihn das letzte Mal sah. ›Es ist un-na-tür-lich‹« , ahmte er Ambroses gezierte Sprechweise nach.
    »Zur Hölle mit Parvish und seinem verflixten Kabinett!«, schimpfte Paul gereizt. »Und zur Hölle mit diesem Ambrose. Ich will wissen, was du über deine kleine Nonne herausgefunden hast. Die Nonne mit dem Beutel.«
    »Ich darf also annehmen, dass du mit Constanza gesprochen hast?«
    »Sie war so freundlich, mir deine Nachricht weiterzugeben.«
    »Nun ja, ich habe eine der Nonnen

Weitere Kostenlose Bücher