Das Mädchen.
wenn die Sox nur knapp führten. Ihr Dad bewunderte Gordon, weil er nie die Nerven zu verlieren schien - »Flash hat Eiswasser in den Adern«, sagte Larry McFarland gern -, und Trisha sagte das auch immer, wobei sie manchmal hinzufügte, sie finde Gordon toll, weil er den Mut habe, sogar bei drei und null einen Curveball zu werfen (das hatte ihr Vater ihr aus einer Kolumne im Boston Globe vorgelesen). Nur Moanie Balogna und (einmal) ihrer Freundin Pepsi Robichaud gegenüber hatte sie mehr gesagt. Pepsi hatte sie erklärt, sie finde Tom Gordon »ziemlich gutaussehend«. Mona gegenüber verzichtete sie auf jegliche Vorsicht, indem sie sagte, Nummer 36 sei der schönste Mann der Welt und falls er jemals ihre Hand berühre, werde sie in Ohnmacht fallen. Und falls er sie jemals küsse, selbst nur auf die Wange, werde sie wahrscheinlich sterben, glaube sie.
Während ihre Mutter und ihr Bruder sich jetzt stritten -über den Ausflug, über die Sanford Middle School, über ihr entwurzeltes Leben -, betrachtete Trisha die signierte Mütze, die Dad ihr irgendwie im März kurz vor Saisonbeginn besorgt hatte, und stellte sich folgendes vor: Ich bin in Sanford Park und gehe an einem ganz gewöhnlichen Tag über den Spielplatz zu Pepsis Haus hinüber. Und da steht dieser Kerl am Hot-Dog-Wagen. Er trägt Jeans und ein weißes T-Shirt und hat eine Goldkette um den Hals -er kehrt mir den Rücken zu, aber ich sehe die Kette in der Sonne glitzern. Dann dreht er sich um, und ich sehe ... oh, ich kann's nicht glauben, aber es stimmt, er ist's wirklich, es ist Tom Gordon, wieso er in Sanford ist, bleibt rätselhaß, aber er ist's tatsächlich, und o Gott, seine Augen, genau wie wenn er mit Spielern an den Bases auf das Zeichen des Catchers wartet, diese Augen, und er lächelt und sagt, daß er sich ein bißchen verfahren hat und sich fragt, ob ich die Kleinstadt North Berwick kenne, und o Gott, o mein Gott, ich zittere am ganzen Leib, ich werde kein Wort rausbringen, ich werde den Mund aufmachen und bloß ein trockenes kleines Quieksen rausbringen, das mein Dad einen Mäusefurz nennt, aber als ich 's versuche, kann ich doch sprechen, meine Stimme klingt fast normal, und ich sage ...
Ich sage, er sagt, dann sage ich, dann sagt er ... während sie sich ausmalte, wie das Gespräch verlaufen könnte, schien der Streit auf den Vordersitzen des Vans sich stetig weiter zu entfernen. (Manchmal, zu diesem Schluß war Trisha längst gekommen, war Stille der größte Segen.) Sie starrte weiter das Autogramm auf dem Schirm ihrer Baseballkappe an, als Mom auf den Parkplatz abbog; sie war noch immer weit weg (Trish ist in ihrer eigenen Welt unterwegs, sagte ihr Vater in solchen Fällen), und sie ahnte nicht, daß in der gewöhnlichen Struktur der Dinge scharfe Zähne verborgen waren, die sie schon bald kennenlernen würde. Sie war in Sanford, nicht in der Township TR-90. Sie war im Stadtpark, nicht an einem der Zugänge zum Appalachian Trail. Vor ihr stand Tom Gordon, Nummer 36, und er wollte sie zu einem Hot dog einladen, wenn sie ihm dafür erklärte, wie man nach North Berwick kam. O Wonne.
ERSTER DURCHGANG
Mom und Pete hörten vorübergehend zu streiten auf, als sie ihre Rucksäcke und Quillas Weidenkorb für die Pflanzen, die sie sammeln wollte, hinten aus dem Van holten; Pete half Trisha sogar, ihren Rucksack richtig zu schultern, indem er einen der Tragriemen straffer anzog, und sie hoffte einen Augenblick lang wider besseres Wissen, daß ab jetzt alles in Ordnung sein würde.
»Habt ihr eure Ponchos, Kinder?« fragte Mom mit einem Blick zum Himmel. Über ihnen war er noch blau, aber im Westen zogen dichtere Wolken auf. Sehr wahrscheinlich würde es regnen, aber nicht so früh, daß Pete genußvoll darüber jammern konnte, er sei eingeweicht worden.
»Ich hab' meinen, Mom!« zwitscherte Trisha mit ihrer 0-Mann-Kochtöpfe-für-wasserloses-Garen-Stimme.
Pete grunzte etwas, das Ja heißen konnte. »Lunchpakete?«
Bejahung von Trisha; ein weiteres halblautes Grunzen von Pete.
»Gut, denn von meinem bekommt niemand was ab.« Sie verschloß den Wagen und führte sie dann über den unbefestigten Parkplatz zu einem Wegweiser mit der Aufschrift TRAIL WEST und einem Richtungspfeil darunter. Auf dem Platz standen ungefähr ein Dutzend weitere Fahrzeuge - nur ihres hatte ein Kennzeichen aus Maine, alle übrigen kamen aus anderen Bundesstaaten.
»Insektenspray?« fragte Mom, als sie den zum Appalachian Trail führenden Weg betraten.
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