Das Mädchen.
bezweifelte, daß das ganz stimmte ... aber er war nicht hier, das schien festzustehen. Vielleicht war dies weniger eine Frage des Könnens als des Wollens. Bork vom Ork hatte auch gesagt: Ich muß zugeben, daß er ein Sportfan ist... allerdings nicht unbedingt ein Fan der Red Sox.
Trisha nahm ihre Red-Sox-Kappe ab - mittlerweile war sie zerknautscht und schweißfleckig und mit Schlamm und Walderde beschmiert - und fuhr mit einem Finger über den gewölbten Schirm. Ihr bestes Stück. Ihr Vater hatte Tom Gordon dazu gebracht, die Mütze für sie zu signieren. Er hatte sie mit einem Brief nach Fenway Park geschickt, in dem er geschrieben hatte, Tom sei der Lieblingsspieler seiner Tochter, und Tom Gordon (oder sein bevollmächtigter Vertreter) hatte sie in dem frankierten und an ihn selbst adressierten Umschlag, den ihr Vater beigelegt hatte, mit Toms Autogramm quer über dem Mützenschirm zurückgeschickt. Sie war immer noch ihr bestes Stück, vermutete Trisha. Außer etwas schlammigem Wasser, einer Handvoll vertrockneter, geschmackloser Beeren und ihrer schmutzigen Kleidung war die Mütze so ziemlich ihr einziger Besitz. Und nun war das Autogramm unleserlich, durch den Regen und ihre eigenen schweißnassen Hände zu einem schwarzen Schatten verwischt. Aber es war dagewesen, und sie war noch immer da - zumindest vorläufig. »Lieber Gott, wenn du schon kein Red-Sox-Fan sein kannst, sei ein Tom-Gordon-Fan«, sagte sie. »Kannst du wenigstens so viel tun? Kannst du so viel sein?« Sie döste die ganze Nacht hindurch in wechselnden Stadien des Wachseins, zitterte vor Kälte, schlief ein und schreckte dann wieder auf, weil sie sicher war, daß es hier bei ihr war, daß es aus dem Wald gekommen war, um sie sich zu holen.
Tom Gordon sprach mit ihr; einmal sprach auch ihr Vater mit ihr. Er stand dicht hinter ihr und fragte sie, ob sie ein paar Makronen wolle, aber als sie sich umdrehte, war niemand da. Weitere Meteoriten zogen flammend über den Himmel, aber sie war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich da waren oder nur in ihren Träumen existierten. Einmal holte sie ihren Walkman heraus, weil sie hoffte, die Batterien hätten sich ein wenig erholt - das taten sie manchmal, wenn man ihnen eine Ruhepause gönnte -, aber bevor sie das nachprüfen konnte, ließ sie ihn ins hohe Gras fallen und konnte ihn nicht mehr wiederfinden, so sehr sie das verfilzte Gras auch mit ihren Fingern durchkämmte. Irgendwann kehrten ihre Hände zu ihrem Rucksack zurück und ertasteten, daß die Klappe weiterhin sicher geschlossen war. Trisha gelangte zu dem Schluß, sie habe das Radio gar nicht herausgenommen, weil sie die Riemen und Verschlüsse im Dunkeln nie so ordentlich hätte schließen können. Ein Dutzend bellender Hustenanfalle beutelten sie. Es tat jetzt bis tief in den Brustkorb hinunter weh. Irgendwann stemmte sie sich weit genug hoch, um pinkeln zu können, und was herauskam, war so heiß, daß es brannte und sie sich auf die Lippen biß.
Die Nacht verging, wie es Nächte fortschreitender Krankheit immer tun; die Zeit wurde formlos und fremdartig. Als die Vögel endlich zu zwitschern begannen und Trisha den ersten grauen Lichtschimmer durch die Bäume dringen sah, konnte sie es kaum glauben. Sie hob ihre Hände und sah ihre schmutzigen Finger an. Sie konnte auch kaum glauben, daß sie noch lebte, aber das schien der Fall zu sein. Sie blieb liegen, bis der Tag hell genug war, daß sie die ständig um ihren Kopf hängende Insektenwolke sehen konnte. Dann stand sie langsam auf und wartete, um zu sehen, ob ihre Beine sie tragen würden oder nachgeben und sie wieder zu Boden gehen ließen.
Wenn sie das tun, krieche ich, dachte sie, aber sie brauchte nicht zu kriechen, noch nicht; die Beine trugen ihr Gewicht. Sie bückte sich und hakte eine Hand unter einen der Tragriemen. Als sie sich wieder aufrichtete, überfiel sie heftiger Schwindel, und ein Geschwader dieser Falter mit schwarzen Flügeln nahm ihr die Sicht. Dann verschwanden sie endlich, und Trisha schaffte es, ihren Rucksack auf den Rücken zu nehmen.
Nun ergab sich ein weiteres Problem: Wohin war sie unterwegs gewesen? Sie wußte es nicht mehr ganz sicher, und die Straße sah in beiden Richtungen gleich aus. Sie trat in eine der Fahrspuren und sah unsicher vor und zurück. Dabei stieß ihr Fuß gegen etwas. Das Etwas war ihr Walkman: ganz ins Kopfhörerkabel verheddert und naß vom Tau. Sie bückte sich, hob ihn auf und starrte ihn verständnislos an. Sollte sie ihren
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