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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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nur den Kopf; sie verstand es einfach nicht. Isa sah dies und fuhr mit seiner Erklärung fort.
    »Maria, meine Aufgabe ist, den Rechten Weg zu lehren, den Menschen zu zeigen, dass das Königreich Gottes nahe ist, dass wir die Macht haben, uns hier und jetzt von jeglicher Unterdrückung zu befreien. Dafür brauche ich keine irdische Krone oder ein Königreich. Ich muss nur so viele Menschen wie möglich erreichen, um ihnen das Wort von Gottes Weg zu verkünden.
    Ich hatte immer geglaubt, ich würde den Thron Davids erben und dich an meiner Seite haben, aber wenn dieses nicht imFleische möglich ist, so müssen wir uns Gottes Willen unterwerfen.«
    Maria wägte seine Worte ab, sie versuchte mit aller Macht, tapfer zu bleiben und sie hinzunehmen. Sie war als Prinzessin erzogen worden; deshalb hatte sie den Namen Maria erhalten, einen Titel, der den Töchtern adeliger Familien innerhalb der Nazarener-Tradition vorbehalten war. Sie war auch von den Nazarener-Frauen unterrichtet worden, allen voran von Isas Mutter. Die Hohe Maria hatte schon früh mit der Unterweisung der kleinen Maria begonnen, um sie auf das Leben mit dem Sohn Davids vorzubereiten und ihr gleichzeitig die geistigen Lehren ihres reformierten Glaubens nahezubringen. Sobald sie mit Isa verheiratet war, sollte Maria Magdalena den roten Schleier der Nazarener-Priesterin nehmen, den gleichen roten Schleier, den auch die Hohe Maria trug.
    Aber nun sollte es nicht mehr sein.
    Maria konnte den schmerzlichen Verlust nicht ertragen und brach erneut in Tränen aus. Und nun kam ihr ein furchtbarer Gedanke – sie schluchzte herzzerreißend auf.
    »Isa?«, flüsterte sie, voller Angst vor der zu stellenden Frage.
    »Ja?«
    »Wirst du – wen wirst du jetzt heiraten?«
    Isa sah sie dermaßen zärtlich an, dass Maria glaubte, ihr werde das Herz brechen. Er nahm ihre Hände und sprach leise, aber fest zu ihr.
    »Erinnerst du dich, was meine Mutter gesagt hat, als du uns das letzte Mal besucht hast?«
    Maria nickte, lächelte unter Tränen. »Ich werde es nie vergessen. Sie sagte: ›Gott hat dich zur besten Gefährtin meines Sohnes erkoren. Ihr zwei werdet ein Fleisch sein. Es wird nicht mehr zwei geben, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.‹«
    Isa nickte. »Meine Mutter ist die weiseste aller Frauen und eine große Prophetin. Sie hat erkannt, dass Gott dich für michgeschaffen hat. Und wenn es in Gottes Plan beschlossen ist, dass ich dich nicht haben soll, dann werde ich auch keine andere nehmen.«
    Erleichterung durchflutete Maria. Die Vorstellung von einer anderen Frau an Isas Seite wäre das Unerträglichste gewesen. Doch dann dämmerte eine andere Erkenntnis herauf – eine niederschmetternde.
    »Aber … wenn ich Johannes’ Frau werden soll … er wird mir nie erlauben, eine Nazarener-Priesterin zu werden.«
    Isa wurde sehr ernst. »Nein, Maria. Johannes wird darauf bestehen, dass du dich strikt an die Gebote hältst. Er verachtet die Reformen unserer Anhänger, und es mag sein, dass er dir hart zusetzt und strenge Buße fordert. Aber denke immer daran, was ich dir gesagt habe und was meine Mutter lehrt. Das Königreich Gottes ist in deinem Herzen, und kein Unterdrücker – nicht die Römer, nicht einmal Johannes – kann es dir nehmen.«
    Er hob Marias Kinn und sah ihr bei seinen nächsten Worten eindringlich in die haselnussbraunen Augen. »Höre gut zu, meine Taube. Wir müssen diesen Weg mit Würde beschreiten und tun, was für die Kinder Israels das Beste ist. Das bedeutet, dass ich mich im Augenblick nicht gegen Jonathan Hannas und den Tempel stellen kann. Ich will ihre Entscheidung mittragen, damit die Lehre des Rechten Weges sich in Frieden weiter ausbreiten kann, und ich habe eingewilligt, zwei Dinge zu tun, die sie meiner Unterstützung versichern. Ich werde mit meiner Mutter bei deiner Hochzeit zugegen sein, und ich werde Johannes gestatten, mich öffentlich zu taufen, um allen zu zeigen, dass ich seine geistige Führung anerkenne.«
    Maria nickte feierlich. Sie würde den Weg gehen, der ihr vorgezeichnet war; dies war ihre Verantwortung als Tochter Israels. Isas Worte von Liebe und Stärke sollten sie darin begleiten.
    Er küsste sie leicht auf die Stirn und wandte sich dann zum Gehen.
    »Du bist so klein und doch so stark«, sagte er sanft. »Diese Stärke habe ich immer in dir gesehen. Eines Tages wirst du eine mächtige Königin sein, eine Führerin unseres Volkes.«
    Isa blieb in der Tür stehen, um Maria

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