Das Magdalena-Evangelium: Roman
Mädchen in jenen unziemlichen Lehren geschult worden war.
Aber die Prophezeiung, die das Mädchen selbst umgab, musste um des Volkes willen in aller Ernsthaftigkeit bedacht werden. Es hieß, sie sei die Tochter Sions, wie dies im Buch desPropheten Micha beschrieben war. Die Stelle bezog sich auf Migdal-Eder , den Turm der Herde, eine Hirtin, die das Volk führen würde: »Und du, Turm der Herde, du Feste der Tochter Sion, zu dir wird kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.«
Wenn Maria wahrlich diese verheißene Frau war, hatte Johannes eine Verantwortung, darauf zu achten, dass sie auf dem geraden Pfad der Gerechtigkeit blieb. Kaiphas versicherte ihm, dass das Mädchen jung genug und selbstredend fromm genug sei, um, wie von Johannes gewünscht, wieder in der orthodoxen Lehre unterrichtet zu werden. Sogar ihr Bruder bäte darum, dass dies baldmöglichst geschehen sollte. Die Verlobung dieser benjaminischen Prinzessin mit Jeshua war wegen seiner Anhänglichkeit an die Nazarener-Lehre gelöst worden; das war laut Gesetz erlaubt. Hatte etwa nicht der Hohepriester Hannas persönlich die gelöste Verlobung beurkundet?
Am wichtigsten jedoch war, dass Jeshua selbst oder seine Nazarener-Anhänger nichts gegen die Entscheidung unternommen, sondern sogar versprochen hatten, Johannes in der Position des Gesalbten zu bestätigen. Jeshua hatte sogar zugesichert, zum Hochzeitsmahl zu erscheinen, zum Zeichen, dass er der Verbindung zustimmte. Es gab nichts gegen dieses Ehegelöbnis einzuwenden. Wenn Johannes die Prinzessin aus dem Hause Benjamin ehelichte und somit der Gesalbte wurde, würde er zehnmal so viele Menschen taufen können. Er würde viel mehr Sünder erreichen und ihnen den Weg zur Buße zeigen können. Er würde der Lehrer der Gerechtigkeit aus der Prophezeiung der Altvorderen werden.
Da sich ihm die Gelegenheit bot, mehr Kinder Israels Gottes Weg der Reue zu lehren, stimmte Johannes schließlich zu, das junge Mädchen zu heiraten und seinen Platz in der Geschichte seines Volkes einzunehmen.
Die Hochzeit von Maria, Tochter des Hauses Benjamin, und Johannes dem Täufer aus den Priestergeschlechtern Aaron und Zadok fand statt auf dem Hügel von Kana in Galiläa. Viele Abkömmlinge alter Familien sowie Nazarener und Pharisäer waren geladen. Wie versprochen, erschien auch Isa, begleitet von seiner Mutter, seinen Brüdern und einer Gruppe Jünger.
Johannes’ fromme Mutter Elisabeth war eine Base von Isas Mutter Maria gewesen. Aber Elisabeth und ihr Mann Zacharias waren schon vor einigen Jahren gestorben, und es gab keinen unmittelbaren Verwandten, der ausreichende Vorbereitungen für die Feier getroffen hatte; Johannes selbst verfügte weder über das nötige Wissen noch scherte er sich sonderlich um die Etikette. Als die Hohe Maria gewahrte, dass nicht hinlänglich für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt war, griff sie als eine der Älteren von Johannes’ Verwandten ein. Sie ging zu ihrem Sohn, der von einigen seiner Anhänger umgeben war, und sagte zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr für das Hochzeitsmahl.«
Isa hörte seiner Mutter aufmerksam zu. »Was habe ich damit zu schaffen?«, entgegnete er. »Dies ist nicht meine Hochzeit. Es schickt sich nicht, sich einzumischen.«
Die ältere Maria war nicht dieser Ansicht und sagte es ihrem Sohn. Erstens fühlte sie sich verpflichtet, sicherzustellen, dass das Hochzeitsmahl in angemessenem Gedenken an Elisabeth abgehalten wurde; doch darüber hinaus war Maria eine kluge Frau, die das Volk und seine Prophezeiungen gut kannte. Dies war ein geeigneter Zeitpunkt, um den versammelten Adeligen und Priestern die einzigartige Stellung ihres Sohnes in der Gemeinschaft ins Gedächtnis zu rufen. Isa willigte schließlich, wenn auch unter Vorbehalten, ein.
Maria rief die Diener zusammen und gab ihnen Anweisungen. »Was er euch sagt, das tut, ohne zu fragen.«
Die Diener warteten auf Isas Befehl. Nach einem Momentdes Zögerns bat er um sechs große Krüge, jeder bis an den Rand mit Wasser gefüllt. Die Diener kamen der Aufforderung nach und reihten die Krüge vor ihm auf. Isa schloss die Augen und betete, strich dabei mit den Händen über jeden Krug. Als er fertig war, wies er die Diener an, die Flüssigkeit auszuschenken. Die erste Dienerin tauchte ihren Schöpfbecher ein. Die Tonkrüge waren nicht länger mit Wasser gefüllt, sondern mit schwerem rotem Wein.
Isa instruierte einen Diener, dem Kaiphas, der die Zeremonie
Weitere Kostenlose Bücher