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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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kommen wir zu Amerika; den Anfang macht Thomas Jefferson. Langsam nähern wir uns der Neuzeit.«
    Die zeitgenössische Fotografie einer vielköpfigen amerikanischen Familie erschien auf dem Bildschirm.
    »Was ist das?«
    »Das ist ein Familientreffen der Stewarts in New Jersey. Hab ich letztes Jahr aufgenommen. Und das hier. Sie wirken wie ganz normale Leute in ganz normaler Umgebung, gehören aber alle zur Blutlinie.«
    Ein Gedanke streifte Maureen. »Bist du jemals in McLean in Virginia gewesen?«
    Tammy starrte sie verblüfft an. »Nein. Warum?«
    Maureen berichtete der Freundin von den merkwürdigen Visionen der Menschen in McLean und von der netten Buchhändlerin, die sie kennen gelernt hatte. »Sie heißt Rachel Martel und …«
    Tammy unterbrach sie. »Martel? Hast du ›Martel‹ gesagt?«
    Maureen nickte, und Tammy brach in Lachen aus. »Ja, dann wundert es mich gar nicht, dass sie Visionen hat«, erklärte sie. »Martell ist einer der ältesten Namen der Blutlinie überhaupt. Karl Martell war ein Vorfahr von Karl dem Großen. Wenn du in diesem Teil Virginias ein wenig tiefer gräbst, wirst du wahrscheinlich eine ganze Schar Familien aus der Blutlinie finden. Vermutlich sind sie während der Schreckensherrschaft der Jakobiner rübergekommen – das war nämlich der Grund, warum die meisten französischen Adelsfamilien ausgewandert sind. Auch Pennsylvania ist voll von ihnen.«
    Maureen musste lachen. »Ach, deshalb gibt es dort so viele Erscheinungen! Wenn ich wieder in die Staaten komme, muss ich Rachel unbedingt anrufen und es ihr sagen.«
    Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu, auf dem ein weiteres Familienfoto erschien. Tammy erklärte.
    »Das ist das Familientreffen der St. Clairs letzten Sommerin Baton Rouge. Louisiana hat die höchste Konzentration an Familien aus der Blutlinie, weil dieser Bundesstaat ein französisches Erbe hat. Das weißt du ja aus eigener Erfahrung. Siehst du den Typen dort?«
    Tammy drückte wieder die Pausentaste. Das Bild zeigte einen jungen, langhaarigen Straßenmusiker, einen Saxophonspieler im French Quarter. Sie ließ die Taste los, und eine Passage seiner wunderbaren Musik schwebte durch den Raum.
    »Er heißt James St. Clair. Fristet sein Leben als Straßenmusikant in New Orleans, aber spielt so himmlisch Saxophon, dass man heulen könnte. Ich habe mich zu ihm an die Straßenecke gesetzt und geschlagene drei Stunden mit ihm geredet. Ein kluger, wunderbarer Mann.«
    »Wissen all diese Menschen, dass sie aus der Blutlinie stammen?«
    »Natürlich nicht. Das ist ja gerade das Schöne daran und das Fazit meines Films. Nach zweitausend Jahren Geschichte gibt es vermutlich fast eine Million Menschen auf dieser Erde, die das Blut Jesu Christi in ihren Adern tragen. Vielleicht sogar mehr. Daran ist überhaupt nichts Elitäres oder Geheimnisvolles. Es kann der Typ sein, der dir im Supermarkt die Einkaufstüten packt, oder der Kassierer deiner Bank. Oder der Obdachlose in der Fußgängerzone, der dir mit seinem Saxophonspiel das Herz bricht.«

    Peter arbeitete unermüdlich, doch sein Perfektionsdrang war so groß, dass er zwei weitere Tage brauchte, bevor er die Übersetzung der letzten Schriftrolle vorlesen konnte.
    Maureen war am Nachmittag des zweiten Tages auf der Couch im Arbeitszimmer eingeschlummert, zufrieden, dass sie wenigstens bei der Übersetzung in der Nähe des Evangeliums der Magdalena sein konnte.
    Das Schluchzen ihres Cousins weckte sie.
    Sie blickte auf und sah Peter, das Gesicht in den Händen vergraben, der sich der Erschöpfung und den Gefühlen hingab, die der Text in ihm ausgelöst hatte. Allerdings konnte Maureen nicht gleich feststellen, was für ein Gefühl das war – Freude oder Trauer? Hochgefühl oder tiefe Niedergeschlagenheit? Sie blickte fragend zu Sinclair, der Peter gegenüber am Tisch saß. Er erwiderte ihren Blick und schüttelte hilflos den Kopf. Auch er war ratlos, was Peters heftige Reaktion ausgelöst haben mochte.
    Maureen ging zu Peter und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Pete? Was ist?«
    Peter wischte sich die Tränen ab und schaute zu seiner Cousine auf. »Ich möchte lieber, dass sie es dir selbst sagt«, flüsterte er und deutete auf die beschriebenen Seiten. »Holst du bitte die anderen?«

    Tammy und Roland beeilten sich, in Sinclairs Arbeitszimmer zu kommen. Sie im Château zu finden war leicht gewesen, denn sie lebten nun ihre Beziehung offen. Außerdem waren sie in der Nähe gewesen, denn keiner

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