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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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der Hauptstadt vermieden hatte, war er mehr als acht Stunden unterwegs gewesen. Zudem hatte er noch einmal anhalten müssen, um ein Paket an Maureen aufzugeben, und das hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. Am schlimmsten jedoch war dieGewissensbelastung gewesen, und nun hatte er das Gefühl, als wäre alles Leben aus ihm gesogen worden.
    Peter trug seine wertvolle Last gut verpackt in seiner schwarzen Reisetasche. Er überquerte die Seine und steuerte auf die gotische Monstrosität von Notre Dame zu, an deren Seiteneingang er mit Père Marcel verabredet war. Der Franzose winkte Peter hinein und führte ihn zur Rückseite der Kathedrale, wo sie in eine Kammer eintraten, die hinter dem prächtig geschnitzten Chorgitter verborgen war.
    Peter betrat die Kammer in der Erwartung, seinen Kontaktmann Bischof Magnus O’Connor zu sehen. Doch stattdessen begrüßte ihn ein hoher Kirchenbeamter, ein imposanter Italiener in der roten Robe eines Kardinals. »Eminenz«, keuchte Peter. »Vergeben Sie mir, das hatte ich nicht erwartet.«
    »Ja, ich verstehe, dass Sie erwartet hatten, Bischof Magnus O’Connor zu sehen. Er kommt nicht. Ich glaube, er hat bereits genug getan.« Der Italiener behielt eine ausdruckslose Miene bei, während er die Hände nach der Tasche ausstreckte. »Sie haben die Schriftrollen, wie ich annehme?«
    Peter nickte.
    »Gut. Nun, mein Sohn«, sagte der Kardinal, während er Peter die Tasche abnahm. »Lassen Sie uns über die Ereignisse der letzten Wochen sprechen. Oder sollten wir über die Ereignisse der letzten Jahre reden? Ich überlasse es Ihnen, wo Sie anfangen wollen.«

    Château des Pommes Bleues
1. Juli 2005
     
    Den ganzen Tag hatte es im Château vor Aktivität gebrodelt. Sinclair und Roland waren emsig gewesen, hatten abwechselnd Französisch und Okzitanisch gesprochen, miteinander, mit ihrenBediensteten und mit verschiedenen Gesprächspartnern per Handy. Bei zwei Gelegenheiten glaubte Maureen Roland Italienisch sprechen zu hören, doch sie war nicht sicher und wollte auch nicht fragen.
    Eine Weile blieb sie bei Tammy im Medienraum, und sie schauten Hintergrundmaterial für Tammys Dokumentation über die Blutlinie an. Sie sprachen darüber, inwieweit die Schriftrollen der Maria Magdalena Tammys Sichtweise als Filmemacherin verändern würden. Maureens Respekt für die Freundin wuchs, als sie sah, mit wie viel Einsatz und Kreativität sie an ihrem Projekt arbeitete, selbst wenn sie so gestresst war wie jetzt, wie alle im Château.
    Sie selbst hingegen kam sich absolut nutzlos vor. Es war ihr nicht möglich, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Vielleicht hätte sie wie eine Besessene Notizen machen sollen, vielleicht sollte sie den Versuch starten, alles über die Magdalena aus dem Gedächtnis aufzuschreiben. Doch sie war einfach nicht in der Lage dazu. Peters Verrat hatte sie entmutigt. Was auch immer seine Motive gewesen sein mochten, er hatte sie ohne ein Wort verlassen, und er hatte etwas mitgenommen, das ihm nicht gehörte. Maureen glaubte, dass es lange dauern würde, bis sie sich von diesem Schlag wieder erholt hätte.
    Am Abend gab es ein ruhiges Essen für drei Personen, Maureen, Tammy und Sinclair. Roland war weggefahren, sollte aber laut Sinclair und Tammy bald zurückkehren. Er hole einen Gast von einem privaten Flugplatz in Carcassonne ab, bemerkte Tammy. Sobald dieser geheimnisvolle Gast eingetroffen war, würden sie mehr Informationen erhalten. Maureen nickte nur zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Schon vor einiger Zeit hatte sie begriffen, dass sie bei diesen Leuten nicht weiterkam, wenn sie auf einer Antwort beharrte. Sinclair, Tammy und die anderen enthüllten ihre Geheimnisse nach ihrem eigenen Zeitplan; das war wohl Teil der hiesigen Kultur. Allerdings fiel ihr auf, dass Sinclair angespannter wirkte als sonst.
    Nachdem sie sich zum Kaffee ins Arbeitszimmer begeben hatten, trat nach kurzer Zeit ein Diener ein und sagte auf Französisch etwas zu Sinclair.
    »Gut. Unser Gast ist angekommen«, übersetzte er für Tammy und Maureen.
    Roland betrat den Raum in Begleitung eines ebenso imposanten Mannes. Sein dunkler Anzug war schlicht, aber elegant und aus feinstem italienischem Tuch. Der Mann hatte das Auftreten eines Aristokraten und genoss sichtlich seine Macht und seinen Einfluss. Von dem Moment an, als er den Raum betrat, dominierte er die kleine Runde.
    Roland trat einen Schritt vor. »Mademoiselle Paschal, Mademoiselle Wisdom, darf ich Ihnen unseren

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