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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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nachgeforscht, um die Herkunft seiner Wundmale zu klären oder deren heilige Bedeutung zu verstehen. Doch diese Männer, die uns zuvorkamen, haben beschlossen, dass er gefährlich sei. Wie schon gesagt, sie waren Abtrünnige der Kirche, die ihre eigenen Ziele verfolgten; doch dass sie Einfluss bis in höchste Kreise hatten, habe ich erst vor kurzem herausgefunden.«
    Der Kardinal erläuterte Maureen das ausgedehnte Netzwerk des Vatikans, das auf der Welt Zehntausende von Menschen umfasst, welche mit der Bewahrung des Glaubens betraut sind. Da ihre Zahl so groß ist, kann man unmöglich die persönlichen Motive jedes Einzelnen oder einzelner Gruppen im Auge behalten. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hatte sich eine obskure Extremistenorganisation gebildet, ein Kader von Priestern, die sich vehement gegen jedwede Reform der Kirche wendeten. Unter anderen jungen Iren wurde auch ein Priester namens Magnus O’Connor von dieser Organisation angeheuert. Und eben dieser O’Connor in seiner Pfarrei in der Nähe von New Orleans war es, an den Edouard Paschal sich Hilfe suchend gewendet hatte.
    Paschals Stigmata hatten dem Kirchenmann eine Heidenangst eingejagt; noch beunruhigender jedoch fand er dessen Visionen, die Jesus mit einer Frau an seiner Seite oder Jesus als Vater mit Kindern zum Inhalt hatten. Der irische Geistliche hatte den Fall in seiner eigenen Organisation vorgebracht, statt ihn durch die üblichen Kirchenkanäle weiterzuleiten. Nachdem Edouard Paschal sich aus Verzweiflung und Verwirrung über die Wundmale das Leben genommen hatte, behielt die obskure Organisation abseits der offiziellen Kirche seine Frau und seine Tochter im Auge. Die kleine Maureen Paschal hatte schon als Kleinkind die gleichen Visionen gehabt wie ihr Vater. O’Connor überzeugte ihre Mutter Bernadette, das Kind von der Familie Paschal zu entfernen. Damals war Maureens Mutter nach Irland zurückgegangen und hatte wieder ihren Mädchennamen Healy angenommen. Auch den Namen ihrer Tochter versuchte sie zu ändern, aber die achtjährige Maureen war bereits ein sehr willensstarkes Kind. Sie lehnte es rundweg ab und beharrte auf dem Namen Paschal, den sie keinesfalls ändern wollte.
    Es erwies sich als überaus praktisch für Magnus O’Connor, der inzwischen in den Rang eines Bischofs aufgestiegen war, dass die kleine Paschal einen nahen Verwandten hatte, der die Berufungzum Geistlichen fühlte. Nachdem Peter Healy ins Priesterseminar eingetreten war, ließ O’Connor seine Beziehungen in Irland spielen, um auf Peter den gleichen Druck auszuüben wie auf Bernadette. Man weihte Peter in Edouard Paschals Geschichte ein und bat ihn, seine Cousine im Auge zu behalten und regelmäßig Bericht über ihre Entwicklung zu erstatten.
    Maureen hob die Hand, um eine Frage zu stellen. Sie musste unbedingt etwas klären. »Soll das heißen, dass mein Cousin mich seit meiner Kindheit beobachtet und über meine sämtlichen Aktivitäten berichtet?«
    »Ja, Signorina, das ist leider die Wahrheit. Allerdings hat Father Healy es nur getan, weil er Sie gern hat. Diese Männer haben ihm etwas vorgegaukelt; sie ließen ihn glauben, er täte es nur zu Ihrem Schutz. Er wusste nicht, dass sie Ihrem Vater jegliche Hilfe versagt hatten, oder schlimmer noch, dass sie es vielleicht waren, die für sein trauriges Ableben verantwortlich waren.«
    Der Kardinal schaute Maureen mitfühlend an. »Ich glaube, dass die Motive Ihres Cousins, soweit sie Sie betreffen, rein und lobenswert waren, und ebenso, dass er überzeugt davon war, die Schriftrollen aus den richtigen Gründen der Kirche zu übergeben.«
    »Aber wie ist das nur möglich? Er weiß doch, was darin steht. Wie kann er nur zulassen, dass es unterdrückt wird?«
    »Man kann ihn leicht missverstehen, wenn man wie Sie über begrenzte Informationen verfügt. Ich glaube keinesfalls, dass Father Healy irgendetwas unterdrücken wollte. Wir haben Grund zu der Annahme, dass Bischof O’Connor und seine Organisation Druck auf ihn ausübten, indem sie durchblicken ließen, dass Sie in Gefahr seien. Bitte verstehen Sie mich richtig – dies alles bewegt sich abseits von den Pfaden der offiziellen Kirche und ist nicht von Rom abgesegnet. Aber wir sind überzeugt, dass Ihr Cousin die Schriftrollen zu O’Connor brachte, um sie als Pfand für Ihre Sicherheit einzutauschen.«
    Maureen brauchte Zeit, um das alles zu verarbeiten. Sie wusste nicht genau, was sie nun fühlen sollte. Natürlich war sie erleichtert, dass Peter, der

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