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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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von Blättern im Frühling, und dann nichts. Die Erscheinung verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war.

    Maureen sprang aus dem Bett und schaltete das Licht ein. Der Digitalwecker zeigte zehn nach vier am Morgen. In Los Angeles war es noch drei Stunden früher. Verzeih mir, Peter, dachte Maureen, schnappte sich das Telefon und wählte, so schnell es ihre zitternden Finger erlaubten. Sie brauchte ihrenbesten Freund und vielleicht – aber nur vielleicht – auch einen Priester.
    Father Peters nachdrückliche Stimme mit ihrem tröstlichen irischen Akzent brachte Maureen wieder auf die Erde zurück.
    »Es ist unglaublich wichtig, dass du diese … nun … diese Erscheinungen im Auge behältst. Ich hoffe, du schreibst sie nieder, oder?«
    »Erscheinungen? Bitte, mach jetzt keinen auf Vatikan, Pete.« Maureen stöhnte laut. »Ich würde eher sterben, als ein neuer Fall für die römische Inquisition zu werden.«
    »Blödsinn, Maureen. Wofür hältst du mich? Aber was, wenn das wirklich religiöse Erscheinungen sind? Du kannst nicht leugnen, dass das, was dir gezeigt worden ist, von großer Bedeutung sein könnte.«
    »Zunächst einmal hat es keine Erscheinung en – Plural – gegeben. Es gab nur diese eine so genannte Erscheinung. Der Rest waren Träume. Ausgesprochen lebhafte und intensive Träume, aber Träume. Das liegt in der Familie, weißt du?« Maureen atmete tief durch. »Verdammt, das macht mir Angst. Du sollst mir helfen, mich zu beruhigen, schon vergessen?«
    »Tut mir leid. Du hast recht, und ich will dir ja auch helfen. Aber versprich mir, Datum und Uhrzeit deiner Erschei…, äh, Träume aufzuschreiben, ja? Nur für uns. Du bist Historikerin und Journalistin. Du solltest besser als jeder andere wissen, wie wichtig es ist, Daten korrekt zu dokumentieren.«
    Maureen gestattete sich ein leises Lachen. »O ja, und das sind in der Tat historische Daten.« Sie seufzte ins Telefon. »Okay, ich mache es. Vielleicht hilft mir das ja, dem Ganzen irgendwann einen Sinn zu entnehmen. Ich habe nur das Gefühl, dass da so viel unter der Oberfläche passiert, worüber ich nicht die geringste Kontrolle habe.«

I ch muss nun mehr von Nathaniel schreiben, den wir Bartholomäus nannten, denn seine Hingabe hat mich stark bewegt. Bartholomäus war noch ein Jüngling, als er sich uns in Galiläa angeschlossen hat. Und während er auch aus dem Haus seines edlen Vaters, Tolma von Kana, ausgestoßen worden war, so war doch schon bei diesem ersten Treffen für jedermann ersichtlich, dass er nicht zu den Unverbesserlichen zählte – sicher, es muss ein grausamer und wenig weiser Patriarch gewesen sein, der die Schönheit einer solch vielversprechenden und besonderen Seele derart falsch eingeschätzt hat, einen wunderbaren Sohn. Das sah auch Isa, und zwar sofort.
    Bartholomäus konnte man mit einem Blick in seine Augen verstehen. Abgesehen von Isa und meiner Tochter habe ich nie solche Reinheit und Güte in den Augen eines Menschen gesehen. Deutlich war die Unschuld in ihnen zu erkennen. An dem Tag, da er zum ersten Mal in mein Haus kam, kletterte mein winziger Sohn zu ihm auf den Schoß und blieb dort für den Rest des Abends. Kinder sind die besten Richter, und Isa und ich lächelten uns über den Tisch hinweg an, als wir den kleinen Johannes mit seinem neuesten Freund sahen. Johannes bestätigte uns, was wir beide schon beim ersten Blick auf Bartholomäus gewusst hatten: Er war Teil unserer Familie und würde das auch auf ewig sein.
     
    Das Evangelium von Arques nach Maria Magdalena
    Das Buch der Jünger

Kapitel fünf
    Los Angeles
April 2005
     
    Maureen war erschöpft, als sie am Parkservice ihres Apartmenthauses am Wilshire Boulevard vorfuhr. Sie gestattete Andre, dem diensthabenden Parkwächter, den Wagen für sie einzuparken, und bat ihn, ihre Tasche hinaufzubringen. Der verspätete Flug von Dulles zusammen mit der Tatsache, dass sie vergangene Nacht nicht hatte schlafen können, hatte an ihren Nerven gezehrt.
    Das Letzte, was sie nun erwarten oder brauchen konnte, war eine Überraschung, doch genau die wartete auf sie, als sie die Lobby betrat.
    »Miss Paschal, guten Abend. Bitte, entschuldigen Sie.« Laurence war der Pförtner des Hauses, ein kleiner, strenger Mann, der nun theatralisch hinter der Rezeption vortrat und sich an Maureen wandte. »Verzeihen Sie mir, aber ich musste heute Nachmittag Ihre Wohnung betreten. Die Lieferung war zu groß, als dass ich sie in der Lobby hätte stehen lassen können. Sie

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