Das Magdalena-Evangelium: Roman
Gegenständen in Glasvitrinen an, bevor sie die zweiundzwanzig Stufen den Turm hinaufstiegen. Die Aussicht über das Languedoc war in der Tat atemberaubend.
Tammy deutete auf einen Hügel in der Ferne. »Könnt ihr das da draußen sehen? Das ist Arques. Und jenseits des Tals dort liegt das legendäre Dorf Coustassa, wo ein weiterer Priester, ein Freund von Saunière mit Namen Antoine Gelis, auf brutale Art in seinem Haus ermordet wurde. Das Haus wurde geplündert, und es heißt, wer auch immer den alten Mann ermordet hat, habe mehr gesucht als nur ein paar Münzen. Goldmünzen haben die oder der Täter auf dem Tisch liegen lassen, aber alles mitgenommen, was wie ein Dokument aussah. Der arme alte Kerl … Er war schon in den Siebzigern, als man ihn in seinem eigenen Blut gefunden hat, erschlagen mit Schürhaken und einer Axt.«
»Das ist ja schrecklich.« Maureen schauderte ob der Geschichte, wie Tammy sie erzählt hatte, aber auch wegen der Szenerie. So fasziniert sie von diesem Ort war, so sehr stieß er sie ab.
»Viele Menschen sind bereit, für diese Geheimnisse zu töten«, bemerkte Peter schlicht.
»Nun, das war vor hundert Jahren. Ich bilde mir gern ein, dass wir heutzutage ein wenig zivilisierter sind.«
»Was ist mit Saunière passiert?«, kam Maureen wieder auf die Geschichte des seltsamen Priesters und seiner geheimnisvollen Millionen zurück.
»Das Merkwürdigste kommt noch. Nur wenige Tage nachdem er seinen eigenen Sarg in Auftrag gegeben hat, erlitt er einen Herzanfall. In den hiesigen Legenden heißt es, ein fremder Priester sei gerufen worden, um ihm die letzte Ölung zu erteilen, doch nachdem er Saunières Beichte gehört habe, habe er sich geweigert, das zu tun. Der arme Mann hat RLC wieder verlassen und angeblich nie wieder gelächelt.«
» Wow! Ich frage mich, was der Abbé ihm wohl erzählt hat.«
»Das weiß niemand genau außer seiner so genannten Haushälterin Marie Denarnaud, der Saunière seinen ganzen Besitz hinterlassen hat – und die Geheimnisse. Sie ist einige Jahre später auf mysteriöse Art gestorben. In den letzten Tagen ihres Lebenskonnte sie nicht mehr sprechen; daher wird es wohl nie jemand mit Sicherheit wissen.
Das ist auch der Grund, warum in diesem kleinen Dorf eine regelrechte Industrie um das Geheimnis entstanden ist. Gut einhunderttausend Touristen besuchen inzwischen jährlich dieses kleine Nest. Einige kommen aus Neugier; andere sind fest entschlossen, Saunières Schatz zu finden.«
Tammy ging zur Brüstung und ließ ihren Blick über das weite Tal unter ihnen schweifen. »Und wir wissen noch nicht einmal mit Sicherheit, wer diesen Turm hier gebaut hat; aber ihr könnt darauf wetten, dass er nach etwas gesucht hat. Glaubst du nicht auch, Padre?« Sie zwinkerte Peter zu und machte kehrt, um wieder hinunterzugehen.
Als die drei sich wieder auf den Weg zu ihrem Wagen machten, bestand Maureen darauf, dass Tammy ihr Versprechen einlöste und ihnen den Turm der Alchemie erklärte. Tammy hielt kurz inne; sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Ganze Bibliotheken waren über dieses Thema geschrieben worden, und sie hatte Jahre darüber geforscht; unter solchen Umständen war es immer schwer, eine verständliche Zusammenfassung zu geben.
»Diese Region hat etwas an sich, das die Menschen schon seit Tausenden von Jahren angezogen hat«, begann sie. »Es muss etwas Einheimisches sein, etwas im Land an sich. Wie sonst sollen wir die Anziehungskraft erklären, die es über zweitausend Jahre und die unterschiedlichsten Glaubensrichtungen hinweg gehabt hat?
Wie zu allem anderen hier, so gibt es auch dazu unzählige Theorien. Natürlich ist es immer lustig, mit den wirklich Verrückten zu beginnen – denen, die schwören, das hänge alles mit Aliens oder Seeungeheuern zusammen.«
»Mit Seeungeheuern?« Peter lachte mit Maureen, als siedie Frage stellte. »Aliens kann ich ja noch verstehen, aber Seeungeheuer?«
»Das war kein Scherz. Seeungeheuer findet man in den hiesigen Mythen immer wieder. Schon seltsam für ein Land ohne Zugang zum Meer, aber nicht so bizarr wie einiges von dem UFO -Zeug. Ich sage euch, dieses Land hat etwas an sich, das die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes verrückt macht.
Und dann ist da das Element der Zeit. Läuft deine Uhr noch immer nicht?«
Maureen wusste die Antwort, aber blickte dennoch, um sich zu vergewissern, auf ihre Armbanduhr, die seit über einer Stunde 9.33 Uhr anzeigte. Sie schüttelte den Kopf.
»Vermutlich wird das auch
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