Das Magdalena-Evangelium: Roman
Verbindung zur weiblich-göttlichen Energie steht. Wie ihr vielleicht wisst, ist das Fest Maria Magdalenas im Kirchenkalender …«
»Der 22. Juli«, unterbrachen Peter und Maureen sie gleichzeitig.
»Bingo! Um also schlussendlich eure Frage zu beantworten: Vielleicht war das der Grund, warum Maria Magdalena hierhergekommen ist, weil sie von den natürlichen Kräften hier wusste oder dem Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, der ständig hier tobt. Diese Region war den Menschen Palästinas nicht unbekannt. Die Familie des Herodes besaß nicht weit von hier ein Gut. Es gibt sogar eine Tradition, die besagt, dass Maria Magdalenas Mutter aus dem Languedoc stammte. In gewissem Sinne ist sie also vielleicht schlicht nach Hause gekommen.«
Tammy schaute den zerfallenen Turm des Château Hautpoul hinauf. »Was würde ich darum geben, eine unsterbliche Fliege an der Mauer dieses Ortes zu sein?«
Languedoc
23. Juni 2005
Sie setzten Tammy in Couiza ab, wo sie sich mit ein paar Freunden zu einem verspäteten Mittagessen traf. Maureen war enttäuscht, dass Tammy sich erst später wieder zu ihnen gesellen würde. Es machte sie ein wenig nervös, sich Sinclairs Haus ohne jemanden zu nähern, der sich dort auskannte; das hätte das Ganze deutlich weniger unangenehm gemacht. Und sie spürte Peters Anspannung. Er tat sein Bestes, das zu verbergen, aber es war nicht zu übersehen, wie sich seine Hände um das Lenkrad verkrampften. Vielleicht war es doch ein Fehler, bei Sinclair zu wohnen.
Doch sie hatten dem bereits zugestimmt, und jetzt ihre Meinung zu ändern wäre ein Affront gegen ihren Gastgeber gewesen. Das wollte Maureen nicht riskieren. Dafür war Sinclair ein viel zu wichtiges Stück in ihrem Puzzle.
Peter lenkte den Mietwagen von der Straße und durch das große Eisentor. Im Vorbeifahren bemerkte Maureen, dass die Tore mit großen goldenen Lilien verziert waren, umrahmt von Weinranken – oder vielleicht blauen Äpfeln. Die gewundene Einfahrt führte nach oben durch das ausgedehnte, prachtvolle Gut hindurch, das als Château des Pommes Bleues bekannt war.
Vor dem Hauptgebäude hielten sie an, und beiden verschlug es für einen Moment die Sprache ob der schieren Größe und Pracht des Anwesens, ein perfekt restauriertes Schloss aus dem sechzehnten Jahrhundert. Als Peter und Maureen aus dem Wagen stiegen, trat Sinclairs beeindruckender Leibdiener, der Riese mit Namen Roland, aus dem Haupteingang. Zwei livrierte Diener huschten um den Wagen herum, um das Gepäck einzusammeln und ansonsten Rolands Befehle zu befolgen.
»Bonjour, Mademoiselle Paschal, Abbé Healy. Bienvenue.« Roland lächelte unvermittelt, was seinem Gesicht einen weichen Ausdruck verlieh, und Maureen und Peter entspannten sich ein wenig und atmeten die Luft wieder aus, die sie unwillkürlich angehalten hatten. »Willkommen im Château des Pommes Bleues. Monsieur Sinclair ist hocherfreut, Sie als seine Gäste begrüßen zu dürfen.«
Maureen und Peter wurden gebeten, in der prachtvollen Eingangshalle zu warten, während Roland nach seinem Herrn suchte. Hart war das nicht – der Raum war voller wertvoller Kunstwerke und unbezahlbarer Antiquitäten, eine Einrichtung, die es mit jedem Museum Frankreichs aufnehmen konnte.
Maureen ging zu der Glasvitrine, die den Mittelpunkt des Raumes darstellte. Peter folgte ihr. Ein massiver, reich verzierter Silberkelch stand dort, und ein menschlicher Schädel ruhte in dem Reliquiar. Der einst wohl weiße Schädel war im Laufe der Jahrhunderte dunkel geworden, und auf dem Stirnknochen war ein auffälliger Spalt zu erkennen. Eine Haarlocke – verblasst, aber nach wie vor leicht rötlich – lag neben dem Schädel im Kelch.
»In alter Zeit glaubte man, rotes Haar sei eine Quelle großer Magie.« Berenger Sinclair war hinter ihnen eingetroffen. Maureen zuckte ob der unerwarteten Stimme leicht zusammen; dann drehte sie sich um.
»In alter Zeit musste man aber auch keine öffentliche Schule in Louisiana besuchen.«
Sinclair lachte, ein volles, keltisches Geräusch, und hob mit einem Finger spielerisch eine von Maureens Locken. »Gab es keine Jungs in Ihrer Schule?«
Maureen lächelte, aber richtete Sinclairs Aufmerksamkeit wieder auf die Reliquie in der Vitrine, bevor er sie erröten sehen konnte. Sie las laut den Text auf der Plakette darin vor: »Der Schädel von König Dagobert II .«
»Einer meiner Vorfahren«, erklärte Sinclair.
Peter war fasziniert und ein wenig ungläubig. »Der heilige Dagobert der
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