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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Ordens. Hier stammte das erste aus dem Ersten Brief an die Korinther:
    »Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der Gemeinde zu reden.«
    Das zweite stammte aus dem Ersten Brief an Timotheus:
    »Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.«
    Doch obwohl der Orden diese Worte des Paulus verehrte, so war er doch nicht ihr Messias.
    Die Reliquien ihres altvorderen Meisters waren auf samtenen Kissen über dem Altar aufgebahrt. Der Schädel schimmerte im Kerzenlicht, und die Überreste des rechten Zeigefingerknochens waren aus dem Reliquiar geholt worden, um sie wie jedes Jahr auszustellen. Nach dem formellen Gottesdienst und der Predigt des Ordensmeisters würde es jedem Mitglied gestattet sein, die Reliquien zu berühren. Dieses Privileg war normalerweise dem Ordensrat vorbehalten, nachdem dieser einen Bluteid geschworenhatte, die Lehren der Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten. Doch das jährliche Fest war eine Pilgerfahrt, zu der die Mitglieder aus aller Herren Länder kamen, und in dieser Nacht war es allen Gläubigen gestattet, die Reliquien zu berühren.
    Der Ordensmeister trat auf die Kanzel, um seine Einführungsrede zu halten. John Simon Cromwells aristokratischer englischer Akzent hallte von den antiken Mauern der Kirche wider.
    »Meine Brüder, heute Nacht hat sich nicht weit von hier die Brut der Hure und des bösen Priesters versammelt. Mit Ausschweifungen feiern sie ihre ketzerische Unreinheit. Absichtlich haben sie diese heilige Nacht gewählt, um sie zu entweihen, indem sie ihre lüsterne Boshaftigkeit zur Schau stellen und uns ihre angebliche Stärke demonstrieren.
    Aber wir lassen uns nicht von ihnen einschüchtern. Schon bald werden wir Rache an ihnen nehmen, eine Rache, die zweitausend Jahre lang auf das volle Licht der Gerechtigkeit hat warten müssen. Damals haben wir ihren bösen Hirten niedergestreckt, und jetzt werden wir seine Nachkommen niederstrecken. Wir werden ihren Großmeister und seine Marionetten vernichten. Wir werden die Frau auslöschen, die sie ihre Hirtin nennen, und dafür sorgen, dass die Hurenkönigin in die Hölle geschleudert wird, bevor sie die Lügen der Hexe verbreiten kann, von der sie abstammt.
    Das tun wir im Namen des ersten, des einzig wahren Messias, denn er hat zu mir gesprochen, und das ist sein Wunsch. Wir tun dies im Namen des Lehrers der Gerechtigkeit und mit dem Segen unseres Herrn und Gottes.«
    Cromwell begann die Prozession der Reliquien, berührte zuerst den Schädel und beugte sich dann ehrerbietig über den Fingerknochen. Dabei flüsterte er, so laut, dass alle es hören konnten:
    »Necate omnes!«
    Tötet sie alle!

J ene, die mir über Paulus berichtet haben, sagten, er spreche sich gegen die Rolle der Frau im Rechten Weg aus. Das allein ist schon Beweis genug dafür, dass dieser Mann weder die Wahrheit von Isas Lehren noch das Wesen von Isa selbst erkannt hat. Isas große Achtung vor den Frauen ist den Auserwählten wohlbekannt, und ich bin der lebende Beweis dafür.
    Niemand vermag daran etwas zu ändern, es sei denn, sie tilgen mich vollends aus der Geschichte. Man hat mir erzählt, dass dieser Paulus eher die Art von Isas Tod verehre als die Worte, die Isa gesprochen hat. Das stimmt mich traurig, zeugt es doch von großem Missverstehen.
    Nero hat diesen Mann Paulus für lange Zeit in den Kerker geworfen. Man hat mir erzählt, dort habe er viele Briefe an seine Gläubigen geschrieben und ihnen Lehren erteilt, von denen er behauptete, sie stammten von Isa. Doch jene, die zu mir gekommen sind, haben mir gesagt, er spräche nicht für den Rechten Weg und dass seine Lehren falsch seien.
    Ich trauere um jeden Mann, der im dunklen Reich dieses Ungeheuers Nero gequält und ermordet worden ist, und doch erfüllt es mich mit Furcht. Ich fürchte, dass dieser Mann Paulus als ein großer Märtyrer des Rechten Wegs gesehen werden wird und dass viele von seinen falschen Lehren glauben werden, dass sie von Isa stammen.
    Das tun sie aber nicht.
     
    Das Evangelium von Arques nach Maria Magdalena
    Das Buch der Jünger

Kapitel zehn
    Château des Pommes Bleues
24. Juni 2005
     
    Maureen und Peter folgten dem melodischen Klang des Madrigals,

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