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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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und Reichtum sogar mit den Königen von Frankreich hatten aufnehmen können. Die Edelleute von Toulouse stammten alle aus Katharerfamilien oder standen den Idealen der Katharer zumindest sehr wohlwollend gegenüber. Das war einer der Gründe dafür gewesen, warum der französische König die brutalen Kreuzzüge gegen die Reinen willkommen geheißen hatte, denn so hatte er das Land konfiszieren können, das eigentlich zu Toulouse gehörte. Damit hatte er sowohl sein Kronland als auch sein Einkommen vergrößert und den Besitz und damit auch die Macht seiner Rivalen verringert.
    Roland erzählte voller Stolz von seinem Heimatland und seiner Sprache, dem »Oc«, das der Region ihren Namen gegeben hatte. Die Sprache von Oc, »Langue d’Oc«, war im Laufe der Zeit zu »Languedoc« geworden. Als Peter Roland im Laufe eines Gesprächs einmal als Franzosen bezeichnete, stellte Roland sofort richtig, dass er keineswegs Franzose sei, sondern Okzitanier.
    Roland berichtete in allen Einzelheiten von den zahlreichen Grausamkeiten, die man seinem Land und seinem Volk im dreizehnten Jahrhundert angetan hatte. Er war sehr leidenschaftlich, was die Geschichte seiner Heimat betraf.
    »Außerhalb von Frankreich wissen nur wenige Leute von den Katharern, und falls doch, dann halten sie sie zumeist für eine kleine und unbedeutende Sekte, die sich irgendwo hier in den Bergen versteckt hatte. Ihnen ist einfach nicht klar, dass dieKatharer einst die vorherrschende Macht in einem der größten und wohlhabendsten Gebiete Europas gewesen sind. Was hier geschehen ist, war schlicht Völkermord. Abertausende von Menschen sind den päpstlichen Truppen zum Opfer gefallen.«
    Mitfühlend blickte er zu Peter. »Ich hege jedoch keinerlei Groll gegen die moderne Kirche, Abbé Healy – nicht wegen der Sünden des Mittelalters. Sie sind Priester geworden, weil Sie sich von Gott dazu berufen fühlten; das ist deutlich zu sehen.«
    Danach führte Roland sie eine Zeit lang schweigend herum, während Peter und Maureen die riesigen Burgen bestaunten, die vor fast tausend Jahren auf zerklüfteten Berggipfeln errichtet worden waren. Diese Festungen waren aufgrund ihrer Lage nahezu uneinnehmbar gewesen und wahre architektonische Wunderwerke. Sie fragten sich, was für Ressourcen eine Kultur besessen haben musste, die in der Lage gewesen war, ohne jedwede moderne Technik in solch einem unzugänglichen und gnadenlosen Land derart gewaltige Trutzburgen zu bauen.
    Beim Mittagessen im Dorf Limoux fühlte Maureen sich in Rolands Gegenwart wohl genug, um ihn nach seiner Beziehung zu Sinclair zu fragen. Sie saßen in einem Café an der Aude, dem Fluss, nach dem die gesamte Region benannt war. Der riesenhafte Diener erwies sich als überraschend warmherzig und freundlich, ja sogar als humorvoll, was seine einschüchternde Erscheinung Lügen strafte.
    »Ich bin im Château des Pommes Bleues aufgewachsen, Mademoiselle«, erklärte er. »Meine Mutter ist gestorben, als ich noch ein Baby war. Mein Vater stand sowohl bei Monsieur Alistair als auch bei Monsieur Berenger in Diensten, und ich bin auf dem Gut aufgewachsen. Nach dem Tod meines Vaters habe ich darauf bestanden, seine Position im Château zu übernehmen. Es ist mein Heim, und die Sinclairs sind meine Familie.«
    Der imposant wirkende Roland bekam geradezu etwas Weiches, als er von seinen Eltern und seiner Treue zur Familie Sinclair sprach.
    »Es muss sehr hart für Sie gewesen sein, beide Eltern zu verlieren«, bemerkte Maureen mitfühlend.
    Roland straffte die Schultern, als er antwortete: »Ja, Mademoiselle Paschal. Wie gesagt, ist meine Mutter gestorben, als ich noch ein Baby war; sie erlag einer Krankheit, die sich nicht bekämpfen ließ. Das habe ich als Gottes Willen akzeptiert. Aber der Tod meines Vaters ist etwas anderes … Mein Vater wurde sinnlos ermordet. Das ist erst ein paar Jahre her.«
    Maureen riss die Augen auf. »Mein Gott! Es tut mir ja so leid, Roland.« Sie wollte ihn nicht nach Einzelheiten fragen; doch Peter kam zu dem Schluss, dass im Augenblick Informationen wichtiger waren als Sensibilität, und fragte:
    »Was ist passiert?«
    Roland erhob sich vom Tisch zum Zeichen, dass das Essen und damit auch das Gespräch beendet sei. »Es gibt erbitterte Feindschaften in unserem Land, Abbé Healy. Sie reichen weit in der Zeit zurück, und oft ist der Grund längst vergessen. Dieser Ort … Er ist vom schönsten Licht erfüllt. Doch manchmal zieht dieses Licht auch die schrecklichste aller

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