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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Tücke der Frauen geraubt habe.«
    »Die Tücke der Frauen?«
    Derek nickte. »Das ist die Grundlage unserer Tradition. Salome und Maria Magdalena haben den Tod unseres Messias herbeigeführt, damit sie ihren falschen Propheten auf den Thron heben konnten. Der Orden bezeichnet beide als Huren. Das hat er schon immer getan und wird es auch weiter tun.«
    Tammy blickte ihn ungläubig an. »Glaubst du das wirklich? Verdammt, Derek, wie sehr hat sich ihre Philosophie auf dich übertragen? Und wie hast du das vor mir geheim halten können?«
    Derek zuckte mit den Schultern. »Geheimnisse sind unser Geschäft. Was die Philosophie betrifft, so bin ich in ihr erzogen worden und habe jahrelang die geheimen Texte studiert. Es ist sehr überzeugend, musst du wissen.«
    »Was ist sehr überzeugend?«
    »Das Material, das wir haben. Wir nennen es das Wahre Buch vom Heiligen Gral. Es stammt von den ursprünglichen Anhängern des Täufers und ist seit römischer Zeit über die Generationen hinweg an uns weitergereicht worden. Es beschreibt in allen Einzelheiten die Ereignisse, die zu Johannes’ Tod geführt haben. Du wirst es faszinierend finden.«
    »Kann ich es sehen?«
    »Ich werde dir eine Kopie besorgen. Ich habe eine in meinem Hotelzimmer.« Die letzten Worte waren mehr als nur eine versteckte Anspielung.
    Tammy machte sich im Geiste eine Notiz und versuchte, sich äußerlich nichts anmerken zu lassen. Sie konnte sich denken, was Derek für dieses besonders wertvolle Dokument als Gegenleistung von ihr erwartete. Sie wandte sich von Derek ab, ging langsam durch den Raum und betrachtete die Gemälde.
    »Siehst du, was sie alle gemeinsam haben?«, fragte Derek sie.
    »Außer dass sie alle von Leonardo stammen?« Tammy schüttelte den Kopf. Sie sah keine Verbindung außer der offensichtlichen. »Nein. Zuerst habe ich geglaubt, sie würden alle Johannes den Täufer darstellen, aber das tun sie nicht. Das da drüben sieht wie ein Teil des Letzten Abendmahls aus, doch basierend auf dem, was du mir gerade erzählt hast, ergibt das keinen Sinn. Warum solltet ihr das hier haben, wenn euer Orden Jesus als Usurpator und Maria Magdalena als für Johannes’ Tod verantwortlich betrachtet?«
    »Das ist der Grund«, sagte Derek. Er hielt die rechte Hand in einer spezifischen Geste vors Gesicht. Sein Zeigefinger deutete gen Himmel, und sein Daumen bog sich nach oben; die anderen Finger waren gefaltet. Tammy sah ihn sich an und erkannte, dass einer der Apostel auf Leonardos berühmtem Gemälde die gleiche Geste machte … und fast schien er Jesus damit zu bedrohen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Tammy. »Ich habe das schon einmal gesehen, auf dem Bild von Johannes, das im Louvre hängt.« Tammy deutete auf die Kopie an der Wand. »Dem da. Ich hatte gedacht, das sei ein Hinweis auf den Himmel.«
    Derek schnalzte in spöttischer Enttäuschung mit der Zunge. »Komm schon, Tammy. Du solltest doch wissen, dass Leonardo nie das Offensichtliche gemeint hat. Wir nennen das die ›Erinnere-dich-des-Johannes‹-Geste, und sie hat mehrere Bedeutungen. Zunächst einmal: Wenn du genauer hinschaust, bilden die Finger den Buchstaben ›J‹ für Johannes.«
    Tammy runzelte die Stirn. »Leonardo war doch Italiener.Müsste es dann nicht ›G‹ wie ›Giovanni‹ sein – oder allenfalls ›I‹ wie im Lateinischen: ›Ioannes‹?«
    Derek wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Dann ist es eben ein ›I‹«, meinte er, als wollte er sagen: Davon verstehst du nichts. »Der erhobene rechte Zeigefinger repräsentiert überdies die Zahl Eins. Insgesamt meint die Geste also: ›Johannes ist der erste Messias.‹ Oh, und da ist noch etwas Besonderes an der ›Erinnere-dich-des-Johannes‹-Geste, und das hat mit der Reliquie zu tun.«
    »Ihr habt eine Reliquie von Johannes?«
    Derek grinste verschlagen. »Ich wünschte, sie wäre hier, damit ich sie dir zeigen könnte, aber der Lehrer der Gerechtigkeit gibt sie niemals aus der Hand. Wir haben die Knochen von Johannes’ rechtem Zeigefinger, dem Finger, mit dem er diese Geste gemacht hat. Deshalb ist sie schon seit tausend Jahren unser Passwort in der Öffentlichkeit. Sie ermöglichte Rittern und Edelleuten im Mittelalter, einander als Gleichgesinnte zu erkennen, und wir benutzen sie auch heute noch. Johannes’ Finger findet bei unseren Weiheriten Verwendung – wie auch sein Haupt.«
    Das steigerte Tammys Aufmerksamkeit noch. »Ihr habt das Haupt des Johannes?«
    Jetzt lachte Derek. »O ja.

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