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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Cockpit und streifte Okabes Steuerhand. Vor Schmerzen stöhnend riß der Japaner die Hand zurück. Seine Maschine schmierte nach rechts ab und war für einen Moment außer Kontrolle.
    Guynemer, der leicht abtrudelte, gewann die Herrschaft über sein Flugzeug sofort wieder zurück.
    Ein paar Sekunden lang befanden sich der Franzose und der Deutsche während des Aufstiegs nebeneinander. Dann ließ Guynemer sich auf Voss zufallen, der – um einen Zusammenstoß zu vermeiden – ebenfalls zur Seite fiel. Anstatt abzudrehen, wie Guynemer erwartet hatte, drehte Voss sich ihm zu, nur ging er dabei herunter statt hinauf.
    Seine Schwingenspitze verfehlte Guynemers Höhenruder nur um einen Zentimeter.
    Der Deutsche tauchte hinab und jagte dann in einer Schleife nach oben. Das war nicht gerade ein empfehlenswertes Manöver, wenn einem der Gegner auf den Fersen war. Am höchsten Punkt der Schleife kippte er hintenüber und ließ sich fallen.
    Als Voss sich ihm zuwandte, hatte Guynemer schon damit gerechnet, daß nun alles vorbei sei. Seine Sicherheit rasch zurückgewinnend und keinen Gedanken an ein Austricksmanöver verschwendend, fing er an aufzusteigen und warf einen Blick über die Schulter. Einen Moment lang konnte er Voss nicht sehen. Dann raste Barkers Maschine an ihm vorbei. Sein Freund befand sich hinter Voss und hatte es irgendwie geschafft, in dessen Rücken zu gelangen. Voss drehte sich um seine eigene Achse, verlor bei diesem Manöver etwas an Geschwindigkeit und ließ sich dann abtrudeln. Er hatte ein ungeheures Reaktionsvermögen. Plötzlich jagte er in Gegenrichtung davon. Barkers Maschine schoß an ihm vorbei, wobei sich ihre Schwingen beinahe berührten.
    Guynemer hatte keine Zeit mehr zum Zuschauen und konzentrierte sich auf das Flugzeug mit dem roten Punkt. Der Bursche war zwar hinter und unter ihm und stieg so schnell auf wie er selber, war aber immer noch nicht in der Lage, die Entfernung, die zwischen ihnen lag, zu überwinden. Sein Gegner flog in einer Höhe von siebenhundert Fuß, schätzte Guynemer. Er war zwar in Schußweite, aber zu weit entfernt, einen akkuraten Treffer zu erzielen.
    Trotzdem verpaßte der Japaner ihm eine Salve. Als Guynemer die Maschine kippte, um eine Drehung zu machen, wanderten zahlreiche Einschußlöcher über seine rechte Schwinge. Der Japaner machte die Wendung mit. Er steuerte seine Maschine so, daß er auf den Mann im Cockpit achten konnte. Guynemer gab Vollgas. Wenn sein Motor sich als stärker erwies als der des Japaners, konnte er sich selbst während dieses steilen Aufstiegs langsam aus der Affäre ziehen. Aber das erwies sich als reines Wunschdenken. Ihre Motoren waren gleichrangig.
    Ohne seine Wut offen zu zeigen, zog Guynemer den Steuerknüppel zurück. Er verringerte seinen Aufstiegswinkel und erlaubte dem Japaner so, die zwischen ihnen herrschende Kluft enger werden zu lassen. Aber ohne mehr Energieaufwand konnte Guynemer keinen Looping machen und sich über Kopf nach hinten fallen lassen. Wenn er einen solchen Versuch unternahm, ohne seinen Neigungswinkel zur Horizontalen hin abzuflachen, würde er seine Kiste überfordern. Dann mußte er das Risiko eingehen, dem Feuer seines Gegners dreißig Sekunden lang ausgeliefert zu sein.
    Okabe schloß auf und fragte sich, warum Vieux Charles mit der Geschwindigkeit heruntergegangen war. Inzwischen ahnte er, daß Guynemer sein Gegenspieler war. Wie alle Flieger kannte er dessen Lebensgeschichte gut. Nachdem er Guynemers Namen gesehen hatte, überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl. Wieso war er überhaupt hier oben und versuchte den berühmten Franzosen umzubringen, den guten alten Charlie abzuschießen?
    Okabe warf einen Blick durch das Visier. Sobald er auf fünfzig Meter herangekommen war, würde er schießen. Jetzt! Er drückte den Knopf an der Spitze des Steuerknüppels. Als das MG zu spucken begann, fing seine Maschine an zu vibrieren. Er war zu weit entfernt, um feststellen zu können, ob er einen Treffer gelandet hatte, aber wahrscheinlich war das nicht der Fall. Die weiße Maschine mit dem roten Storch riß nun die Nase nach oben. Einen Augenblick lang stand sie auf dem Schwanz, dann kippte sie um und schoß auf ihn zu.
    Aber Okabe hatte das Ruder herumgeworfen und den Knüppel gedrückt. In dieser Höhe reagierte die Maschine allerdings nicht so schnell wie bei einem geradlinigen Flug. Es gelang ihm aber, sich abrollen zu lassen und seitlich wegzutauchen. Als er zurückschaute, sah er, daß der alte Charlie in

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