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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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mit uns«, sagte der Fremde.
    Gereint nickte kurz. Er wirkte hellwach. Seine Augen waren klar. Averil konnte keinen Hinweis auf einen Zauber an ihm erkennen.
    Wenn dies eine Falle war, so hatte sie sie selbst gestellt. Sie tat einen tiefen Atemzug, der sie ein wenig beruhigte, sie aber auch schwindelig machte. Gereint und der Fremde bewegten sich bereits in Richtung Tür. Noch konnte sie sich weigern, ihnen zu folgen. Einen Moment lang schwankte sie, aber sie war nicht so weit gekommen, nur um einen Rückzieher zu machen. Sie eilte ihnen nach.

Kapitel 31
    Der Himmel war immer noch ein wenig hell. Averil erblickte vertraute Sterne über der atmenden Dunkelheit des Waldes. Luftgeister tanzten in ihrem Licht, hauchzarte Gestalten flitzten hin und her, und ihre Flugbahnen ergaben fast einen Sinn für sie.
    Die wilde Magie in ihrem Inneren erhob sich mit Macht. Ihr Herz wollte ihr nachgeben. Ihr Geist wollte es nicht wagen.
    Sie musste eine Wahl treffen. Sie konnte nicht davor entkommen, nicht mehr. Nicht in diesem Land. Eine kleine Weile konnte sie noch ausweichen. Der Fremde führte sie in den Wald, er folgte einem glatten Pfad, der geradewegs durch das Baumdickicht führte.
    Hätte sie noch ein Fünkchen Weisheit in sich gehabt, wäre sie umgekehrt und hätte sich zwischen den Rittern versteckt. Aber in dieser Nacht war kein Platz für Weisheit. Gereint hatte den Platz hinter ihr eingenommen und folgte leise ihren Schritten.
    Seine Anwesenheit war beruhigender, als sie es erwartet hatte. Sie hatte nicht gewollt, dass er mitkam, aber jetzt war sie froh. Mit ihm war die Welt ein sichererer Ort.
    Das galt selbst für diese Welt. Sie schaute zurück. Sein Gesicht war ganz verschwommen im Dämmerlicht. Seine Schultern waren genauso breit wie die des Fremden.
    Er war wieder gewachsen. Er würde ein sehr großer Mann werden. Auch das fand sie beruhigend, obwohl sie wusste, dass er noch immer sehr ungeschickt im Umgang mit Waffen war. Das würde auch so bleiben.
    Er war nicht mehr der unwissende Junge, der er gewesen war. Er strahlte ein Selbstvertrauen aus, das vorher nicht vorhanden gewesen war. Sein Gang war leichtfüßig und entschlossen; wie ein erfahrener Magiermeister ließ er seine Blicke und seine Magie umherschweifen, um die Umgebung auf Gefahren zu überprüfen. Sie spürte keine Bedrohung, aber dies hier war kein sicherer Ort. Abseits des Weges lauerte Gefahr. Im Wald bewegten sich Geschöpfe, die mit den Luftgeistern über dem Bauernhaus verwandt waren, so wie der Löwe der Steppe mit der schnurrenden Hauskatze am Ofen verwandt war. Durch Pfad und Führer war sie geschützt. Gereint deckte ihren Rücken. Sie hatte nichts zu fürchten — außer dem, was sie selbst über sich brachte. Im sternenhellen Wald war die Entfernung schlecht abzuschätzen, aber sie mussten eine gute Strecke zurückgelegt haben, denn die Sterne über ihren Köpfen hatten sich verschoben. Averil schlief beinahe beim Gehen ein. Ihre Begleiter schienen so irisch wie eh und je, aber ihr taten die Beine weh, und sie spürte ein Stechen in der Seite.
    Als der Fremde stehen blieb war, fühlte sie sich auf beschämende Weise erleichtert. Zuerst schien es keinen Grund für die Unterbrechung zu geben, dann sah sie, dass vor ihnen eine Wand aufgetaucht war. Vielleicht war sie die ganze Zeit da gewesen, und sie hatte sie in der Dunkelheit nicht ausmachen können.
    Es war nicht zu sagen, woraus sie bestand. Es mussten Steine sein, dachte sie, dicht mit Grün überwuchert. Eine Tür war darin: Die Hand des Fremden zeichnete ihre Umrisse nach, worauf ein silbriger Schimmer mit einem leichten Hauch von Mondlicht hervortrat.
    Er achtete sorgfältig darauf, den gesamten Türrahmen nachzuzeichnen, vom Erdboden bis zum Sturz und wieder zurück zur Erde. Die Tür war so hoch, wie er mit seiner Hand greifen konnte, und eine Spur breiter als seine Schultern. Er legte seine Hand auf die Mitte und drückte dagegen.
    Einen Moment lang hielt sie dem Druck stand. Er atmete zischend aus. Dann schwang sie abrupt auf.
    Er war nicht so würdelos zu stolpern, aber sein Schritt nach vorn war ein wenig hastig. Die Luft auf der anderen Seite war nicht anders als die, die sie bislang geatmet hatten: Nachtluft mit dem Geruch nach Blättern und feuchter Erde. Nur die Sterne waren klarer, die Bäume spärlicher.
    Jenseits der Bäume offenbarte sich eine allzu vertraute Landschaft aus sanften Hügeln. Und in der Ferne erhob sich ein niedriger runder Turm oder ein Steinkreis.

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