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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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laben, und schliefen wieder ein. Offensichtlich stimmten sie mit Gereint überein: Sie waren geneigt, ihrem Gastgeber zu trauen und zu tun, was er von ihnen erwartete.
    Averil war klar, dass sie sich widersprüchlich benahm. Nach allem, was sie getan hatte, um sie hierherzubringen, konnte sie nicht einfach akzeptieren, was der Fremde gesagt hatte. Es schien zu einfach, zu simpel. Es musste mehr dahinterstecken.
    Die Sonne versank hinter den weiten Hügeln und dem tiefen Wald. Averil bemühte sich, allen gegenüber — insbesondere Gereint — ein ruhiges, friedvolles Gesicht zu zeigen. Das war nicht immer leicht. Alles an diesem Ort wurde von wilder Magie durchströmt, und die Wesen streiften zunehmend zahlreicher umher, je weiter der Tag sich seinem Ende zuneigte. Ein großer Teil von ihr fand sie faszinierend, sogar erheiternd. Es gab so viele, und sie waren so verschiedenartig. Als wissensdurstige Schülerin hätte sie jedes einzelne gern studiert und kennen gelernt. Aber sie durfte ihre Zeit nicht mit solchen Hirngespinsten vergeuden.
    Die Tage waren mittlerweile kürzer geworden, der Sommer schwand dahin. In den Abend- und Morgenstunden lag bereits ein leichter Herbsthauch in der Luft.
    Nach Sonnenuntergang und nachdem die Ritter sich wieder in ihre Betten im Langhaus zurückgezogen hatten, verweilte Averil noch ein wenig im Bauernhaus. Gereint versuchte, mit ihr zu wachen, aber sobald es dunkel war, wurde er vom Schlaf übermannt.
    Im Schein des Feuers beobachtete sie die Wesen, die darin tanzten, und lauschte auf Gereints leises Schnarchen. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, hörte sie die Schritte, auf die sie gewartet hatte. Sie wandte den Kopf, um dem Blick des Fremden zu begegnen.
    Bei diesem Licht wirkte er weniger menschlich als am Morgen. Seine Gesichtszüge waren zu scharf geschnitten, seine Haut zu blass, sein Haar schimmerte wie Mondlicht. Ein weißes magisches Licht leuchtete in seinem Inneren.
    Sie erhob sich. Vielleicht war es Wahnsinn von ihr, sich der Macht der wilden Magie allein auszusetzen, aber die anderen hätten sie behindert. Er betrachtete sie mit ruhigem Interesse. Er hätte gütig wirken können, aber die Macht in seinem Inneren rührte ausschließlich von wilder Magie. Ihr Herz fühlte sich stark zu ihm hingezogen. Die Magie in ihr wollte sich erheben und die seine umschließen — nicht genauso wie bei Gereint, aber die Vertrautheit des Gefühls hatte nichts Beruhigendes.
    Dies hier könnte ihre Welt sein; dies konnte die Magie sein, die sie wählte. Sie, die in jahrhundertelanger Tradition im Sinne der Orden der sterblichen Welt erzogen worden war, wurde angezogen von dem Blut und dem Geist der älteren Mächte.
    Sie musste dagegen ankämpfen. Gerade sie durfte sich nicht davon überwältigen lassen. Es würde sie zu sehr verändern und durch sie ihre ganze Welt.
    Ungewollt kamen ihr Gereints Worte in den Sinn. »Vielleicht müssen unsere Seelen sich verändern.«
    Sie verscheuchte den Gedanken. Sie hob das Kinn und sagte: »Messire, es ist Zeit für die Wahrheit. All dies hier ist kein selbstloses Geschenk, nicht wahr? Was wollt Ihr wirklich von uns?«
    »Man könnte sich eher fragen«, sagte der Fremde in wohlwollendem Tonfall, »was Ihr von uns wollt. Die anderen unter drücken ihre Befürchtungen und alten Missverständnisse, aber Ihr lasst Euch davon beherrschen. Warum?«
    Sie hatte eine solche Direktheit nicht erwartet und war einen Moment lang sprachlos. Als sie wieder Worte fand, erschienen diese kraftlos und töricht. »Weil ich mich selbst zu lange führen ließ. Ich lehne mich auf. Ja, ich habe Angst. Warum sollte ich keine haben? Ihr habt keinen Grund, mich oder die meinen zu lieben. Wir haben Euch vor langer Zeit aus unserem Land vertrieben. Sicher sind wir in Euren Augen nicht besser als die Mächte, die uns verdrängen wollen.«
    Der Fremde neigte den Kopf zur Seite, als würde er ihre Worte sorgfältig überdenken. Als sie geendet hatte, sagte er: »Ihr seid uns ähnlicher, als Ihr wahrhaben wollt. Werdet Ihr mit mir kommen?«
    »Wohin? Was erwartet uns, der Tod? Oder Schlimmeres?«
    Sein Lächeln verriet keinen Spott. Er beugte sich herab und berührte Gereints Schulter.
    Gereint erwachte augenblicklich, und noch während sein Blick von dem Fremden zu Averil wanderte, stellte er sich zwischen die beiden. Wen von beiden er schützen wollte, hätte er nicht sagen können.
    Der Fremde verbeugte sich leicht; Gereint erwiderte die Verbeugung. »Kommt

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