Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
Gebrechen, das sie vom Feld der Bindung mitgebracht hatte. Messire Perrin hatte es an die Oberfläche gebracht, aber es war auf der ganzen langen Reise in ihr gewesen — selbst als sie eine Magie ausübte, die kein Meister sie gelehrt hatte.
Es war nicht, dass sie die Sünde fürchtete oder dass sie Furcht davor hatte, mit den Mächten, die sie entdeckt hatte, Böses zu tun. Es war die Magie selbst, ihre Natur: weil sie kein Teil der erlernten Regeln und Ordnung darstellte. Gereint konnte ihr nur sich selbst geben: seine Stärke und Sicherheit und sein Vertrauen in sie.
»Du hast zu viel Vertrauen«, sagte sie.
»Besser als gar kein Vertrauen zu haben«, antwortete er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, was ich bin. Ich dachte, ich könnte eine Priesterin der Insel sein, aber das war mir nicht bestimmt.
Ich war … Ich bin ein Kind der Paladine. Quitaine war mir bestimmt. Aber jetzt ist die Welt zerstört und die Rose verwelkt, und das, was kommt, ist so schwarz in meinen Träumen …«
Ihre Stimme erstarb. Es dauerte eine Weile, bis sie fortfahren konnte. »Es gibt keine Ordnung für die Vorhersehung«, sagte sie. »Kein Magier vertraut ihr. Aber ich sehe ständig, was vor uns liegt, und es lässt mein Blut gefrieren.« »Ihr seht keine Gefahr hier«, sagte Gereint. »Gebt es zu. Sie ist nur in der äußeren Welt.«
»Überall ist Gefahr«, sagte sie. »Der Tod wartet auf uns, wohin wir auch gehen.«
»Nicht hier«, sagte Gereint.
»Nicht für unsere Körper. Mit unseren Seelen ist es etwas anderes.« »Vielleicht müssen unsere Seelen sich verändern. Die Rose ist aus Lys verschwunden, weil wir allen anderen Formen der Magie den Rücken gekehrt haben. Wenn wir sie wieder aufbauen wollen, müssen wir einen neuen Weg finden.«
»Aber nicht diesen«, sagte sie.
»Warum nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht war verschlossen und ihr Geist ebenso. Sie war so lange stark gewesen und hatte so viel geschafft, dass es umso erschreckender war zu sehen, wie kurz sie davor stand zusammenzubrechen. Er umschloss ihr angespanntes, verschlossenes Gesicht mit den Händen. Es war steif und kalt.
Er sollte es nicht tun. Es war mehr als unangemessen; es war gefährlich für sie beide. Sie war eine Tochter der Paladine; er war ein gottgeborener Niemand. Sie war durch Gesetz und Pflicht gebunden, einen Mann unter ihresgleichen zu finden. Schon eine Berührung war ein Sakrileg.
Hier in diesem Land, wo alles von Magie erfüllt war, spielte nichts davon eine Rolle.
Als er seinen Kopf zu ihr neigte, erstarrte sie nicht und wich auch nicht zurück. Er tat das, wovon er geträumt hatte, seit jenem lang zurückliegenden Nachmittag im Stall des Herzogs. Er küsste sie.
Ihre Lippen waren kalt. Ihr Körper erschauerte. Sie brauchte jedes bisschen Wärme, das er ihr geben konnte, und jedes Körnchen Kraft.
Er musste ihr die Augen öffnen. Ihr Verstand war vernebelt durch Schock, Furcht und lange Erschöpfung. Er machte sich selbst zum Brennglas und drehte es zur Sonne.
Sie schnappte nach Luft. Hitze strömte in sie hinein, ihre Lippen brannten. Gereint begann sich zurückzuziehen, aber ihre Hände hielten ihn fest. Der Kuss war lang und tief.
Er endete, weil sie Luft holen mussten. Gereint sank zurück, sein Gesicht war flammend rot.
Ihre Wangen waren rosig. Er suchte nach Zorn, fand jedoch keinen. Sie berührte ihre Lippen und atmete tief ein.
Er beobachtete, wie sie sich in Selbstbeherrschung flüchtete. Es war beeindruckend und beängstigend zugleich.
»Ich vertraue ihm trotzdem nicht«, sagte sie.
So sollte es also sein. Sie würde ihn nicht in der Luft zerreißen vor Zorn, und sie würden diesen Zwischenfall nie wieder erwähnen. Er hatte getan, was seine Absicht gewesen war: Er hatte sie wieder zur Besinnung gebracht. Seine Stimme war fest, obwohl sein Atem ein wenig schneller ging als sonst. »Werdet Ihr zumindest darüber nachdenken?«
»Ich werde es versuchen.«
Gereint nickte. Mehr brauchte er nicht von ihr zu hören.
Er stand auf und zog sie mit hoch. »Kommt und esst«, sagte er. »Ihr braucht Eure Kraft.«
Sie widersprach ihm nicht. Er ließ ihre Hand los — ein wenig zu hastig vielleicht —, aber sie schien kaum Notiz davon zu nehmen. Sie hatte ganz andere Sorgen als die Verrücktheit eines Jungen. Die Ritter ruhten sich den ganzen Tag lang aus. Die meisten dösten vor dem Haus in der Sonne, wachten auf, um sich an den unerschöpflichen Vorräten zu
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