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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Zeit für ihre nächtlichen Offizien sein. Der Gesang klang seltsam leer, wie die Flure, durch die er hallte.
    Ihr war bereits kalt; es konnte ihr kaum noch kälter werden, aber die Wärme war aus ihrem Herzen gewichen.
    Gereint war stärker als das hier. Es musste der Traum sein, der ihn führte, oder ein Saatkorn der Verzweiflung, das in dieser kargen Erde aufgekeimt war. Er würde weder sie noch den Rosenorden nur wegen eines Zaubers verlassen — nicht nachdem so viele andere Zauber versucht wurden und fehlgeschlagen waren.
    Wer konnte wissen, wann ein Mann zusammenbrach? Sie beschleunigte ihre Schritte.
    Der Gesang wurde mit einem Mal lauter. Trotz ihrer Verzweiflung verlangsamte Averil ihre Schritte. Der Flur endete abrupt in dem kalten Innenraum der Kapelle.
    Fahler Kerzenschein flackerte im dämmrigen Licht. Gestalten mit Kapuzen standen im Chor. Das Glas der hohen Fenster war trübe und mit Bleifarbe überzogen. Am Tag würde kein Licht hereindringen. In der Nacht schimmerte es schwärzlich.
    Der Altar war leer. Wo Altarkelch und Speer hätten sein müssen, war nichts als nackter Stein.
    Averil hätte fast erwartet, Relikte der Schlange vorzufinden, aber so weit war der Feind nicht gegangen — noch nicht. Der gute Gott war verschwunden, aber nichts Offenkundiges hatte seinen Platz eingenommen.
    Gereint stand schwankend vor dem Altar. Durch einen besonderen Effekt des Lichtes schimmerte sein Haar wie poliertes Gold.
    Andere standen neben ihm, junge Männer, breitschulterig und stark. Sie alle waren verzückt und wankten mit schläfrigen Augen hin und her. Der Priester, der diesen pervertierten Ritus vollzog, war nicht der, den sie erwartet hatte. Er war ein Fremder, aber sie konnte Vater Gamelin und den Magiersucher in der Nähe spüren, die den Zauber mit ihrer Macht nährten. Ihr Stellvertreter legte seine schneeweißen Hände auf den Kopf des vordersten jungen Mannes und stimmte an: »›Herr, er ist nicht wert, unter deinem Dach zu wandeln. Sprich nur das Wort, und seine Seele wird geheilt sein.«‹
    Der junge Mann zuckte zusammen und stand plötzlich aufrecht. Seine Augen und die Sehnen seines Halses quollen hervor. Der Singsang dröhnte weiter. Es saugte seine Seele aus ihm heraus. Sein Wirken war im Muster der Wörter und im Klang der Stimmen verwoben. Da war etwas von hoher Magie in der Monotonie der Tonfolgen, aber es fehlte die Reinheit von Glas, um sie zu beschränken. Dies war alte Magie, verbotene Magie, die zu Recht in Vergessenheit geraten war.
    Averil zerschmetterte sie mit einem hohen, schrillen Schrei. Sie legte keine Macht in das Geräusch, aber es durchschnitt das Auf und Ab des Singsangs. Der Zauber zerbrach. Der junge Mann stürzte zu Boden. Sie hoffte, dass er tot war.
    Die anderen hinter ihm schwankten. Ihre Reihen lösten sich auf. Gereint, der ziemlich weit hinten stand, schleuderte die Macht heraus, die er wie ein Schwert in der Scheide bewahrt hatte.
    Die blinden Fenster zerbarsten. Mönche flohen, kreischend wie Frauen. Ein spitzer Glassplitter durchbohrte das Auge des Priesters. Er stürzte nieder, tot wie der Mann, den er verhexen wollte.
    Averil stand reglos inmitten des Tumults. Priester Gamelin blieb ebenso ruhig, fiel ihr auf. »Dies ist nicht Euer Land«, sagte sie mit einer Sanftheit, die nichts Gutes ahnen ließ, »und dies sind nicht Eure Diener.« Sie gab ein Zeichen. Gereint war Gott sei Dank aufmerksam genug, um zu es verstehen. Er trat an ihre Seite und baute sich drohend auf. Er war hellwach; sie konnte nichts Schläfriges an ihm entdecken. Auch keinen Zauber.
    Es schien, als wäre ihr erstes Urteil richtig gewesen. Er war so stark, wie sie gedacht hatte. Was sein Verhalten und die Gründe dafür anging, darauf würden sie später zu sprechen kommen.
    Sie konzentrierte sich auf Gamelins Gesicht. Es war aus druckslos. Sie hoffte, dass er zumindest verblüfft war. »So etwas will ich nicht mehr erleben«, sagte sie. »Geht jetzt, und legt Euch schlafen, falls Ihr überhaupt Schlaf braucht. Ich werde die Sache mit dem König besprechen.« »Bitte tut das, Madame«, sagte Gamelin mit seiner typischen süßlich-giftigen Stimme.
    Sie neigte den Kopf ein winziges Stückchen: als Dank für seine Liebenswürdigkeit, mochte sie auch gespielt sein. Er erwiderte die Verbeugung, ein klein wenig tiefer.
    Sie beschloss, dies als Vorteil zu betrachten. Er wartete darauf, dass sie sich zurückzog, aber dadurch hätte sie Schwäche eingestanden. Daher blieb sie still stehen,

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