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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Averil hob die Hand, um sie zu beruhigen. »Mein Diener wird mich begleiten.«
    »Wir sind alle Eure Diener, Madame«, sagte Vater Gamelin.
    Sie fixierte ihn mit ihrem Blick. Der Priester zuckte erneut mit den Schultern und gab seinen Männern ein Zeichen.
    Die Reihen öffneten sich wie ein stählernes Tor. Gereint spürte ein Kribbeln im Nacken, als er hindurchritt, aber weder Waffe noch Zauber bedrohte ihn: Nur die Augen des Priesters taxierten ihn, und der Magiersucher starrte ihn mit hungrigem Blick an.
    Es war schwer, Averils Urteil zu trauen, hier im Netz der Spinne. Gereint stand kurz davor, sie beide von diesem Ort fortzuschleudern, aber er hielt inne, bevor er seiner Macht freien Lauf ließ. Das hier war Averils Plan; er musste ihr ermöglichen, ihn zu Ende zu bringen.
    Er stellte sich zu ihrer Rechten, wie es sich für einen Wächter ziemte. Er bedauerte nicht, den Schrein zu verlassen, obwohl seine Wut über seine Entweihung nur langsam verrauchte. Diese Priester hatten das getan. Er hatte keinen Beweis, aber sein Herz war sich sicher. Sie hatten einen magischen Zauber ausgeführt, der dem heiligen Ort die Seele entrissen hatte, zu einem Zweck, den er nicht kannte. Um die Schlange zu befreien, vielleicht, oder um das Königreich zu festigen.
    Und Gereint war auf dem Weg direkt in das Zentrum der Verschwörung. Entschlossen versuchte er, seine Magie und vor allem seinen Zorn noch stärker im Zaum zu halten.
    Es war ein ungemütlicher Ritt vom Schrein der Paladine nach Fontevrai, im strömenden Regen, der gegen Abend immer stärker wurde. Bei klarem Wetter und mit frischen Pferden hätten sie die Stadt vor Einbruch der Dunkelheit erreicht, aber bei all dem Schlamm, der sie zu einem Schritttempo zwang, schafften sie nur die Hälfte des Weges.
    Averil weigerte sich, ihre Entscheidung zu bereuen. Sie musste den König sehen, und der Priester mit den Soldaten würde sie auf schnellstem Wege zu ihm bringen — trotz der Verspätung.
    Sie verbrachten die Nacht in einem Kloster Sankt Etiennes, dem Schutzheiligen des Magiersuchers. Das Gästehaus schien zumindest nicht vollkommen verdorben zu sein, aber Averil war froh, nicht das eigentliche Kloster betreten zu müssen.
    Sie war sich Gereints schwelenden Zorns bewusst, so stark, dass sie ihren eigenen kaum wahrnahm. Dies war ihr Herzogtum. Dies war ihr Volk. Mochte er auch der oberste Lehnsherr sein, so hatte der König nicht das Recht, ihre Kirche zu korrumpieren, ihre Barone zu blenden und ihre Soldaten zu versklaven.
    Sie durchschritt den schmucklosen, kalten Raum, während der Regen aufs Dach prasselte. »Ich hätte niemals fortgehen dürfen«, sagte sie. »Ich hätte hierbleiben sollen.«
    Gereint stand vor der Tür, und dennoch hörte er sie. Seine Anwesenheit war ein warmes Gefühl in ihrem Herzen. Sie wollte die Hände danach ausstrecken, hielt jedoch inne. Etwas beobachtete sie. Es lag auf der Lauer, in der Hoffnung, das Geheimnis herauszufinden, das sie teilten.
    Fallstricke innerhalb von Fallen. Averil zog sich in sich selbst zurück, so kalt und einsam es dort auch sein mochte. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie Gereints tiefe, bewusst gleichmäßige Atemzüge hören.
    Sie setzte sich auf eines der harten, schmalen Betten, die an der Wand standen. Sie war der einzige Gast in dieser Nacht, und der einzige seit längerer Zeit, wie es aussah. Gereint könnte im selben Raum übernachten: Er war groß genug. Er an einem Ende, sie am anderen, wer könnte Einwände dagegen erheben?
    Sie konnten es nicht riskieren. Es erschreckte sie, wie heftig es sie nach ihm verlangte — nicht nur nach seiner Magie und seiner Anwesenheit, sondern auch nach seinen Armen und der Wärme seines Körpers.
    Sie stand gefährlich dicht davor, nicht mehr ohne ihn leben zu können. Das würde nie geschehen, aber es fiel schwer, sich zurückzuhalten in dieser nasskalten Nacht, umgeben von Feinden, den Tod oder Schlimmeres vor Augen.
    Sie fühlte es mehr, als dass sie es hörte, wie er sich von seinem Lager erhob. Er träumte noch, aber sein Körper bewegte sich, als hätte jemand anderer die Kontrolle über ihn. Vielleicht war es ja so. Sie hüllte sich in ihren Umhang und schlich zur Tür.
    Er war schon den Flur entlanggegangen und nicht mehr zu sehen. Sie hielt kurz inne, um ihren Atem zu beruhigen und sich zu konzentrieren. Panik würde keinem von beiden weiterhelfen.
    Er bewegte sich auf das leblose Innere des Klosters zu. In einiger Entfernung hörte sie Gesang. Es musste die

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