Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
genügen«, sagte er. Gereint nahm das Fläschchen entgegen und fragte sich, warum seine Finger anfangen wollten zu zittern. »Ich sollte Madame Laclos bezahlen«, sagte er. »Ich habe —«
»Ich brauche keine Bezahlung«, sagte Messire Perrin.
»Aber —«
»Keine Bezahlung«, wiederholte der Kräuterkundler. »Aber wenn du mir ein Geschenk anbieten magst, werde ich es annehmen.«
Er deutete mit dem Kinn auf Gereints Gürtel. Einen Moment lang schaute Gereint ihn verwirrt an, wobei ihm Gedanken in den Sinn kamen, die alles andere als schicklich waren. Dann erinnerte er sich an den Jasminstrauß, der mittlerweile ziemlich welk war, aber immer noch süß duftete.
»Dies?«, fragte er. »Aber es ist nur —« Er hielt inne. Der Mann war ein Kräuterheilkundiger. Der Duft von Jasmin war wunderschön. Vielleicht hatte er noch andere gute Eigenschaften, von denen Gereint nichts ahnte. Seltsamerweise mochte er sich nur zögernd von dem Sträußchen trennen, aber es war wenig genug als Gegengabe für das Fläschchen. Er knüpfte es vom Gürtel los und übergab es dem Heilkundigen.
In Messire Perrins Händen fing es wieder an zu blühen: Die verwelkten Blumen wurden lebendig, und die schlaffen Blätter schimmerten in frischem Grün. Er sog den Duft der Blumen tief ein und lächelte Gereint an. Es war ein bemerkenswert gütiges Lächeln. Gereint fühlte, wie er es erwiderte. Er wusste nicht, was er getan hatte, aber es schien, als hätte er es gut gemacht. Gereints Wohlbefinden dauerte fast den ganzen Rückweg über den Blumenmarkt an, bevor das Unbehagen des Morgens mit voller Wucht zurückkehrte. Die Vorahnung eines drohenden Unheils erschütterte ihn erneut.
Zum zwanzigsten Male vergewisserte er sich, dass sich das Fläschchen noch in seiner Tasche befand. Dann rannte er, so schnell er konnte, durch die überfüllten Straßen.
Der Palast war ruhig. Nichts Widriges war passiert oder schien bevorzustehen. Der Arzt, der beim König saß, nahm das Fläschchen, das Gereint gebracht hatte, entgegen, ohne ihm groß für seine Mühen zu danken; dann machte Gereint sich davon, um sich ein weiteres Mal auf dem Waffenhof demütigen zu lassen.
Der Tag war in jeder Hinsicht vollkommen gewöhnlich, abgesehen von Gereints Treffen mit Messire Perrin. Das war so seltsam gewesen, dass er noch nicht darüber nachdenken konnte. Er brauchte Zeit, um es in seiner Erinnerung zu verarbeiten.
Averil war an diesem Abend nicht in der Bibliothek. Es war nicht das erste Mal: Manchmal wurden ihr Pflichten aufgetragen, die sie bis lange nach Sonnenuntergang beschäftigten. Der Raum wirkte seltsam verlassen ohne sie, und ihr leerer Platz auf der anderen Seite des Tisches schien fast ein Echo zu haben. Gereint beendete den Lehrstoff des Tages und legte die Bücher weg. Er blieb eine Weile sitzen und lauschte in die Stille hinein.
Er sollte zu Bett gehen. Es war ein langer Tag gewesen, wie immer, und er war müde. Aber er konnte nicht die Energie aufbringen, sich zu erheben und den Schlafsaal aufzusuchen.
Nach einer Weile rappelte er sich hoch. Die Lampe flackerte. Er hätte sie löschen sollen, bevor er ging, aber die Dunkelheit war so bedrückend, dass er es der Flamme überließ, von selbst zu erlöschen.
Er ging wie in dem Traum, den er den ganzen Tag verdrängt hatte. Er verließ die Bibliothek, aber statt den Weg zum Schlafsaal einzuschlagen, folgte er dem Weg zum Flügel des Herzogs.
Kapitel 19
Während des ganzen Tages hatte sich Averil beklommen gefühlt. Ihr Vater hatte viel geschlafen, und wenn er erwachte, war sein Geist klar. Er hatte noch nicht wieder genug Kraft für die Staatsgeschäfte, aber am Nachmittag konnte er eine Weile sitzen.
Als sie ihn am Abend verließ, nippte er an einer klaren Brühe und fragte, wann man ihm wohl ein wenig festere Nahrung erlauben würde. Sie hätte glücklich sein sollen, nicht niedergedrückt von Furcht.
Sie blieb nur kurze Zeit weg. Sobald sie ein paar Bissen hinuntergewürgt und ein paar Handreichungen für die vermeintliche Thronerbin gemacht hatte, kehrte sie zu ihrem Vater zurück.
Er schlief. Es war wirklicher Schlaf nicht jenes bodenlose Vergessen, in das der böse Zauber ihn hatte versinken lassen. Kerzen brannten und verliehen seinem Gesicht einen sanften Schimmer.
Sie schlug das Buch auf, das sie neben seinem Bett liegen hatte, und starrte auf die Seiten, aber ihre Gedanken waren weit entfernt von den Eigenschaften und Fähigkeiten ätherischer Geister. Die Ordnung der Welt
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