Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
ein ehrliches Strahlen.
Sein Atem wurde schnell und flach. Der Fetzen eines Traums flatterte an ihm vorbei: seine Hände auf ihrer Haut. Sie war wie Sahne, weich und sanft. Er knirschte mit den Zähnen und schob den Traum beiseite. Es war tatsächlich dasselbe Gesicht. Aber dies hier war real, lebendig und atmend, Fleisch und Blut, sowie mächtige Magie.
Er überlegte, ob er etwas sagen sollte, aber wenn sie gewollt hätte, dass er es wusste, hätte sie es ihm gesagt. Was auch immer die Thronerbin dazu bewog, die Dienerin zu spielen, während eine andere den Tarnzauber ihres Gesichts trug, es ging ihn nichts an.
Schließlich war der unbehagliche Moment vorüber. Sie war immer noch Averil. Er setzte sich ihr gegenüber auf seinen Platz und griff nach seinem Buch.
Kapitel 18
Dem Herzog ging es besser. Die Diener wagten kaum, es auszusprechen, aus Angst, das Glück zu gefährden, aber sie spürten es genau. Der Landvogt hatte die Meister der Orden zusammengerufen, und sie hatten einen Weg gefunden, den todbringenden Zauber aufzuheben.
Vier Tage nachdem Gereint Bernardin mitgeteilt hatte, was er auf der Bettdecke des Herzogs gesehen hatte, erwachte er in einer seltsamen Stimmung. Seine Träume waren merkwürdig gewesen; er konnte sich an nichts davon erinnern, aber er fühlte sich, als hätte er sich durch einen Wald aus Nebel und Schatten kämpfen müssen, um endlich aufzuwachen. Die dunkle Vorahnung begleitete ihn bei der Erledigung seiner morgendlichen Pflichten. Er hatte gelernt, solche Dinge nicht zu ignorieren, aber es gab niemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Averil war weit und breit nicht zu sehen. Bernardin war mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt. Riquier erteilte ihm Unterricht im Fechten, war jedoch verschwunden, bevor Gereint die richtigen Worte fand, um ihn zu fragen, warum er sich so seltsam fühlte. Er war der Überzeugung, die falsch sein mochte oder auch nicht, dass diese Ausfälle und Stolpersteine bewusst herbei geführt wurden. Irgendetwas wollte ihn blind machen und verwirren. Vielleicht richtete es sich nicht gegen ihn persönlich — einen niedrigen, unbedeutenden Postulanten des Rosenordens —, sondern gegen jeden, der der Wahrheit nahe kam.
Er versuchte, den Gedanken zu verscheuchen, aber er hielt sich hartnäckig. Er tat, was man ihm sagte, ein bisschen schwerfällig, aber niemand schien es zu bemerken. Es waren kleine Pflichten: Nachrichten für die Mitglieder des herzoglichen Konzils überbringen; ein, zwei weitere Magier herbeiholen, die den Zauber verstärken sollten, der den Herzog gesunden ließ; ein Ausflug auf den Kräutermarkt der Stadt für jemanden, der einen ganz bestimmten Trank wollte.
Der Herzog, so berichteten die Diener, saß mittlerweile im Bett und konnte sprechen. Noch besser war es, dass er mit Vernunft sprach.
Zum ersten Mal seit Gereints Ankunft im Palast lächelten die Menschen. Die Hoffnung war zurückgekehrt. Aber Gereint schien sie nicht teilen zu können. Der Schatten auf ihm war zu einer Last geworden, die ihn langsam erdrückte. Der Trank war unerwartet schwierig zu finden. Die Kräutersammlerin, die ihn verkaufte, war nicht zugegen — wie er von einem Passanten erfuhr, war sie fortgegangen, um sich um ihre alte Mutter zu kümmern, die in einem Dorf wohnte, das fast so weit entfernt war wie Remy. Die Frau, an die sie ihre Kunden verwiesen hatte, kannte den Trank zwar, hatte aber keinen zu verkaufen. »Er muss neun Mal destilliert werden«, erklärte sie. »Vier Mal davon bei Mondschein. Es würde also mindestens vier Monate dauern.« »Ich fürchte, wir haben nicht einmal vier Tage Zeit«, sagte Gereint. Sie schüttelte den Kopf, aber als sie Gereint ansah, wurde ihr Blick freundlicher. »Da gibt es einen, der ihn vielleicht hat oder eine andere Medizin von ähnlicher Wirkung kennt.
Er ist ein merkwürdiger Bursche und ist dir möglicherweise nicht zu Diensten, aber es kann nicht schaden, wenn du ihn fragst.«
»Es macht mir nichts aus zu fragen«, sagte Gereint.
»Er kann sehr schwierig sein«, sagte sie. »Nicht gewalttätig, aber … kauzig.« »Wollt Ihr damit sagen, dass er verrückt ist?«
»Nicht direkt«, erwiderte sie. »Eben anders als die meisten Menschen, denen du begegnet bist. Er ist in der Straße der Blumenverkäuferinnen zu finden. Frag eine von ihnen nach Messire Perrin.«
»Messire Perrin«, wiederholte Gereint, um den Namen im Gedächtnis zu behalten. Er machte eine Verbeugung und dankte ihr, worauf sie ein paar verlegene
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