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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Jungen erwartet hätte. Er lernte, wie ein Krieger aufzutreten.
    Averil brauchte ihr Pferd nicht anzutreiben, denn es hatte sich schon in Bewegung gesetzt und folgte den anderen. Sie ritten in einer Kolonne, zu dritt nebeneinander, wie die Breite des Weges es zuließ. Gereint ging allein voran. Er war unermüdlich: Die Erde nährte ihn während des Gehens, und das Sonnenlicht tränkte ihn wie mit frischem Wasser. Er stärkte Averil und schließlich auch die Übrigen, wenn auch etwas weniger. Sie waren nicht richtig bei Bewusstsein; sie bewegten sich wie in Trance, überwältigt von den schrecklichen Ereignissen dieses Tages.
    Fürs Erste war das gut so. Wenn sie erwachten, würde es Schwierigkeiten geben. Averil hoffte, dass dies nicht geschehen würde, bevor sie wieder zu ihrer alten Kraft und Selbstgewissheit zurückgefunden hatte, um die Einwände der Männer besser parieren zu können.
    Sie folgten der Strecke in westlicher Richtung, der untergehenden Sonne entgegen. Kein Getier und kein Vogel regte sich. Es gab nur Gras und die sanft gewellten Hügel. Einmal verlief ein Fluss direkt neben dem Weg; er war zwar sauber, aber ohne Leben. Sie konnten Wasser daraus schöpfen und die Pferde trinken lassen, ohne einen Fuß vom Pfad zu setzen.
    Das Letztere schien von großer Bedeutung zu sein. Averil fürchtete nämlich, dass einer der Ritter sich auflehnen und in die offene Hügellandschaft preschen würde, aber das geschah nicht.
    Als die Sonne tiefer sank, wurden sie von ihrem Licht geblendet. Sie waren halb blind davon.
    Gereint führte sie noch immer. Er benutzte nicht seine Augen. Averil konnte fühlen, wie er sie geschlossen hielt und sich von dem Weg führen ließ, der seine Füße dahin leitete, wo sie hingehen sollten.
    Seine Füße merkten es, als das Land sich veränderte. Seine Augen öffneten sich. Im gleißenden Licht des Sonnenuntergangs sah Averil durch ihn, wie die Hügel endeten, wie Wellen an einem Strand. Steile, dicht bewaldete Berge erhoben sich dahinter.
    Der Weg führte bergan in einen Wald. Averils Pferd hob wiehernd den Kopf und schien Wasser zu wittern. Es war lange her, seit sie den Fluss am Wegrand passiert hatten.
    Am Waldrand, wo sie im Schutz der Bäume die grasigen Hügel immer noch im Blick hatten, schlugen sie ihr Lager auf. Die Unversehrten kümmerten sich um die Verwundeten. Wer von den Verwundeten noch laufen konnte, schaute nach denen, die noch schlimmer dran waren.
    Einige lagen im Sterben. Averil hatte sie alle nur als namenlose Gesichter in einer Kompanie von Kriegern gekannt, aber jetzt erschien es ihr wichtig, Namen und Rang jedes Einzelnen, ein wenig über seine Familie und über das, was ihn ausgemacht hatte, zu erfahren. Jeder Einzelne war ohne Klage geritten; keiner gab ihr oder jemand anderem die Schuld.
    Einer von ihnen, ein Novize, dessen Wangen noch so weich wie Averils waren, beharrte am meisten darauf, ihr dies zu versichern. »Niemanden trifft eine Schuld«, sagte er immer wieder. »Wir dachten alle, dass die Magie aus der Welt verschwunden wäre. Wir hatten keine Ahnung. Wie sollten wir? Wie hätten wir das ahnen können?«
    Sie ließ ein wenig Kraft aus Gereints schier unerschöpflicher Reserve in ihn hineintröpfeln und hörte ihm zu, mehr konnte sie nicht für ihn tun. Ein Pfeil hatte ihn in den Bauch getroffen; die Schmerzen mussten schrecklich sein, aber er schien sie nicht zu spüren.
    Sein Körper glühte im Fieber. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn und versuchte, ihm so viel von der Hitze zu nehmen, wie sie konnte. Er schloss die Augen und seufzte. »Kühl. So kühl.«
    »Könnt Ihr ihm helfen?«
    Sie schaute in Gereints Gesicht. Es gab nur eine Antwort, die der Junge wollte, und die konnte sie ihm nicht geben.
    Gereints Augen verdunkelten sich. Er kniete sich hin. Der Junge sah ihn stirnrunzelnd an. »Bin ich schon tot?«
    »Noch nicht«, sagte Gereint. Seine Stimme war viel sanfter als sein Gesichtsausdruck.
    »Ihr leuchtet in der Dunkelheit«, sagte der Novize. »Werdet Ihr mir zeigen, wohin ich gehen muss?«
    Gereint biss sich auf die Lippe. »Ich bin kein Engel, Nicholas. « Der Junge schüttelte den Kopf. »Ihr seid das Licht, das uns führt. Zeigt mir den Weg, bitte. Es ist so dunkel, und ich weiß nicht, wohin ich gehen soll.« Gereint warf Averil einen verwirrten Blick zu, aber er bat sie nicht um Hilfe. Er nahm Nicholas' Hände. Der Tod hatte ihnen bereits Wärme und Kraft genommen. »Deine Seele weiß es«, sagte er.
    »Helft mir«, flehte

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