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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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diesigem Blau, und hinter dünnen Schleierwolken war die Sonne zu erahnen.
    Die Ritter senkten die Waffen. Ob verwundet oder heil — diejenigen, die auf ihren Füßen standen, schwankten vor Schreck. Die Übrigen wendeten ihre Pferde und hielten nach einem Feind Ausschau, der sich in Luft aufgelöst hatte.
    Averil war noch immer an Gereints Macht gebunden, sodass sie genügend Kraft hatte, sich aufrecht zu halten. Sie hatte an nichts anderes gedacht als an eine Möglichkeit, sie alle vom sicheren Tod fortzubringen, an irgendeinen Ort, der ihnen Sicherheit bot. Jetzt, da die Magie ihre Gebete wahr gemacht hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, wo sie sich befanden.
    »Wir sind in den Wildländern«, sagte Gereint. Er glitt vom Rücken des Pferdes herab, kniete nieder und presste die Handfläche auf das dichte Gras. »Hier. Fühlt es.«
    Das konnte sie kaum vermeiden, weil ihre Magie noch mit der seinen verwoben war. Einerseits hatte sie den sehnlichen Wunsch, sich zurückzuziehen, andererseits wusste sie genau, dass sie zusammenbrechen würde, wenn sie das tat. Und diese Schwäche konnte sie sich nicht leisten. Noch nicht.
    Er wirkte kaum beunruhigt durch die plötzliche Veränderung. Seinetwegen wusste sie, wo sie sich befinden mussten: tief in den menschenleeren Ländern, fern vom Ödland und der Schlacht. Sie hatte sie viele Tagesreisen weit fortgebracht, sie in einem magischen Streich vom Rand der Wildländer mitten in deren Herz katapultiert.
    Sie rutschte im Sattel herum. Die Hügel hinter ihr waren leer und nichts sagend ohne Steg und Pfad. Aber als sie wieder nach vorn schaute, sah sie einen Weg vor ihr, eine breite grüne Strecke, über deren Rändern ein kaum wahrnehmbarer Lichtschein schimmerte.
    Hier gab es nichts, dem man trauen konnte. Es war alles wilde Magie, eine Magie ohne Kontrolle und Ordnung. Die Erde atmete leise und tief unter ihren Füßen. Vielleicht war die Schlange hier und schlief unter den Hufen ihres Pferdes.
    Doch sobald sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, erkannte sie, wie absurd er war. Die Erde war lebendig auf eine Weise, die sie nicht vorhersehen konnte, aber es gab keine Götter und keine Mächte aus der alten Zeit, die darin gefangen gehalten wurden. Was auch immer dort schlief, war kleiner und weniger mächtig als die Schlange. Die Ritter hatten die Grenzen ihres Durchhaltevermögens fast erreicht. Nach so vielen Verlusten und Zerstörungen konnten sie das hier kaum ertragen. Sie musste sich ihrer so schnell wie möglich annehmen, sonst würde sie sie verlieren.
    »Messires«, sagte sie. Sie brauchte ihre Stimme nicht zu erheben. Ihr sanftes Murmeln hallte wie ein lauter Ruf durch die unnatürliche Stille. »Am besten gehen wir weiter, solange es noch Tag ist. Wir sind längst aus der Reichweite unserer Feinde, aber wir brauchen Wasser und eine Zufluchtsstätte. Mein Herz sagt mir, dass wir beides in dieser Richtung finden.«
    »Euer Herz sagt Euch das?«, fragte der Novize Ademar. »Euer Herz muss eine mächtige Magie in sich haben, denn ich sehe hier nichts weiter als Brachland.« »Hier wächst gutes Gras für unsere Pferde«, sagte Gereint. Sein sachlicher Tonfall und sein breiter ländlicher Akzent wirkten erstaunlich beruhigend. »Wir können sie während des Reitens grasen lassen und ihnen Wasser geben, wenn wir welches finden. Bei Sonnenuntergang finden wir einen Unterschlupf. Er wartet auf uns.«
    »Tatsächlich?«, fragte Ademar. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es«, erwiderte Gereint. Zum ersten Mal seit Averil ihn kannte, benahm er sich nicht, als würde er eine Ohrfeige für seine vorlauten Reden erwarten. »Ich werde vorangehen. Wenn uns dann irgendetwas entgegenkommt und uns fressen will, werde ich es mit meinem Körper ersticken, und ihr anderen kommt davon.«
    Ademar zischte ein paar ärgerliche Worte, aber seine Furcht hatte sich ein wenig gelegt. Sein Gesicht war nicht mehr ganz so bleich und sein Blick nicht mehr ganz so panisch. »Ich hoffe, du hast Recht«, murmelte er finster.
    »Vertrau mir, dann wirst du schon sehen«, sagte Gereint.
    Während er sich von Averil entfernte, hätte sie fast aufgeschrien und ihn angefleht, sie nicht zu verlassen. Aber sie war noch in ihm. Das änderte sich auch nicht, als er die zerstreute Kolonne hinter sich ließ und allein vorausging auf dem Pfad, den er vor sich sah.
    Er schritt mit erhobenem Haupt und geraden Schultern voran. Sein Gang war locker und anmutiger, als man es von so einem ungeschlachten

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