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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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auf, wurden dann hinweggeweht von einem Wind, den kein Sterblicher spüren konnte. Der Kreis der Rose brach ein. Er wurde durch den Druck der Feinde zerstört. Die Ritter wurden so dicht zusammengedrängt, dass es kaum noch Platz gab, um eine Waffe zu erheben.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah Averil Gereints Schwert aufblitzen. Seine Finger schlossen sich um den Griff. Sein Atem wurde schneller, ging dann jedoch über in bewusst langsame, tiefe Atemzüge.
    Bewaffnete Männer drängten sich um das Pferd, auf dem sie saßen. Es stemmte seine Hufe in den Boden. Unter seinem Körper wälzten sich zwei Männer in erbittertem Zweikampf, aber es wich nicht von der Stelle. Averil wappnete sich. Gereints Kraft erfüllte ihr Inneres, bis sie glaubte zu platzen.
    Sie erhob sie wie ein Schwert. Ein letztes Mal preschte die Armee des Feindes heran und drohte, sie alle zu überwältigen.
    Sie langte bis zum tiefsten Grund ihrer zweifachen Macht. Dort fand sie eine Antwort. Sie konnte sie nicht verstehen, noch nicht. Sie wusste nur, dass sie da war.
    Sie ließ sich und alle anderen fallen, mit Leib und Seele. Sie wurden hochgehoben und davongetragen.
    »Die Erde hat sich aufgetan und sie verschluckt.«
    Der Bote hatte den König beim zerstörten Mutterhaus des Rosenordens an der Stelle vorgefunden, wo einst die Kapelle gestanden hatte. Der Boden war von einer dicken Schicht aus Glasscherben bedeckt. Alle Fenster waren zerbrochen und ließen Wind und Regen hindurch.
    Der Bote war nass und müde von der langen Reise, aber seine Nachricht war in seinen Schädel eingebrannt. Er rezitierte sie in einem fast singenden Tonfall: wie die königlichen Armeen die letzten Ritter auf das uralte Schlachtfeld trieben, wie die Schlacht genauso vonstattenging, wie der König es befohlen hatte, und wie dann, kurz vor dem letzten Todesstoß, die Ritter verschwanden.
    »Die Erde öffnete sich«, sagte er, »und schloss sich wieder über ihren Köpfen. Nichts blieb von ihnen zurück. Unsere Zauberer konnten kein Zeichen finden, mein Gebieter, nicht den kleinsten Schimmer von Magie. Sie sind verschwunden, vom Erdboden verschluckt.«
    »Verschwunden?«, fragte der König. »Vollkommen verschwunden?«
    »Ganz und gar, Eure Majestät«, antwortete der Bote.
    »Und nichts folgte darauf? Ihr Blut beschwor keine Mächte herauf? Nichts kam als Reaktion auf das Opfer?«
    »Da war nur Stille, Majestät«, sagte der Bote, »und die Körper der Toten und Sterbenden.«
    Der König wandte das Gesicht in den plötzlichen Regenschauer, der durch das hohe Fenster über ihm herabprasselte. Regentropfen liefen seine Wangen hinab und tropften aus seinem Bart.
    Er glaubte von ganzem Herzen, dass heißer Zorn am Ende weniger befriedigend war als eiskalte Rache. Er ließ das Feuer des Zorns verglimmen. In jedem der Ritterhäuser, außer in diesem, hatten seine Überfälle ihn keinen einzigen Mann gekostet. Hier dagegen hatte er fünfhundert Männer verloren. Aber er hatte den Kampf gewonnen und die Beutestücke an sich genommen — alle, bis auf das eine, das er sich am sehnlichsten wünschte. Wenn es sich jemals in diesem Haus befunden hatte, so war es jetzt fort. Er hatte darauf spekuliert, dass sich der Schlüssel dazu in den Händen derer befand, die entkommen waren, und denen er erlaubt hatte, das Feld der Bindung zu finden. Und nun waren sie erneut davongekommen. Er war noch nicht gewillt, ein Muster darin zu sehen, aber er schloss nicht aus, dass es eines gab. Sie besaßen etwas — irgendeine Macht, die sie schützte. Die übrigen Mitglieder ihres Ordens hatten das nicht von sich behaupten können.
    »Bringt mir den Großmeister der Ritter«, sagte er zu den Dienern, die immer zur Stelle waren und auf seine Befehle warteten.
    Sie mussten den Mann hereintragen: Seine Beine und Füße waren gebrochen, und er konnte nicht mehr stehen. Seine Arme hingen nutzlos herab; seine Finger waren versengte Stumpen. Er hatte noch seine Zunge, doch bisher hatten seine Geiselnehmer nur wenig Nutzen daraus ziehen können.
    Die Männer des Königs platzierten ihn auf einem Stuhl, den sie auf Geheiß ihres Herrn herbeigeschleppt hatten. Sie banden den Großmeister mit Ledergurten fest.
    Die dunklen Augen in seinem geschwollenen, grün und blau geschlagenen Gesicht waren ruhig. Sie zeigten keinerlei Furcht. Hätten seine geschwollenen, aufgeplatzten Lippen es erlaubt, dann hätte er sogar gelächelt.
    Es hatte keinen Sinn, sich über diese arrogante Anmaßung zu erzürnen. Der König

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