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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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jüngsten Paladin benannt worden war, dem Liebling des Jungen Gottes. Während Averils Männer über Jennet wachten, huschte Averil zu Fuß durch die sternlose Nacht. Sie fand ihren Weg mit Hilfe ihrer Magie, die sie zu einem der entfernteren Häuser lenkte. Es lag ganz in der Nähe des Hafens, wo alle in Lutece ankommenden Schiffe vor Anker gingen.
    Vielleicht war das beabsichtigt. Hinter dem letzten Tor wurde sie von betörendem Blumenduft umfangen. Es war ein Rosengarten in voller Blüte, als wäre es Hochsommer statt Spätherbst. Die Blüten waren rot wie Blut und weiß wie Schnee, unterbrochen von gelegentlichen goldgelben Tupfern. Auf ihre Weise waren sie trutziger als alles, was Averil je gesehen hatte: Rot stand für die Ritter, Weiß für die Damen von der Insel, direkt unter der Nase des Königs, der sie allesamt zerstören wollte.
    Dylan Fawr war indisponiert. Der Pförtner empfing die Herzogin von Quitaine voller Freude, und ließ sie wissen, dass ihr Besuch so willkommen wie erwartet war. Aber der Haushofmeister wollte sie nicht weiter vorlassen als bis zum Salon.
    »Morgen früh, Comtesse«, sagte der Mann, »wird er Euch empfangen. Heute Nacht …«
    »Morgen früh kann es zu spät sein«, sagte Averil mit mühsam gezügelter Ungeduld. »Bitte. Ich muss ihn noch heute Abend sehen.«
    Doch der Mann blieb hartnäckig. »Comtesse, zu meinem größten Bedauern, aber Ihr dürft nicht.«
    Er war ein guter Wachhund und sehr gewissenhaft, aber Averil hatte an diesem Abend keine Zeit, diese Loyalität zu würdigen. Sie rauschte an ihm vorbei, ohne auf seinen Protest zu achten.
    Dylan Fawrs Tür war bewacht, der Mann jedoch, der verwegen genug war, sich ihr in den Weg zu stellen, prallte in einem Funkenregen zurück. Sie hatte die Tür leise öffnen wollen, nur ihre Magie war anderer Ansicht. Die Tür zerbarst in tausend Splitter. Sie stand in dem plötzlich leeren Türrahmen, in ihren Ohren brauste es, und sie verspürte ein neues, tieferes Verständnis für Gereint, dem solche Ausbrüche nur allzu vertraut waren. Nicht einmal als Kind hatte sie derart die Kontrolle über ihre Kräfte verloren.
    Dylan Fawr starrte sie erschrocken an, ebenso wie der junge Edelmann, den sie ab und an bei Hofe gesehen hatte. Er war weder zierlich noch hübsch; in der Tat hätte man ihn als männlichen Mann bezeichnet.
    In männlicher Manier baute er sich zwischen Averil und seinem Liebhaber auf. Averil öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Dylan Fawr kam ihr zuvor. »Nein, nein, mein Lieber; es droht keine Gefahr. Kommt herein, Herzogin. Habt Ihr Baron Fourchard kennen gelernt? Natürlich habt Ihr das. Fourchard, zieht Euren Morgenrock an und holt der Herzogin einen Becher Wein.« Averil konnte nichts tun, als sich vor dem Hausherrn zu verbeugen. Seine Fassung half ihr sehr dabei, ihre eigene wiederzuerlangen; genauso dienlich war auch der Wein, den der junge Edelmann brachte und ihr mit der Anmut eines königlichen Pagen servierte.
    Sie dankte dem jungen Mann höflich. Dylan Fawr, der sich entschuldigt hatte, während sein Geliebter sich um ihren uneingeladenen Gast kümmerte, kehrte kurze Zeit später vollständig bekleidet und hellwach zurück. Er ließ sich ebenfalls einen Becher Wein reichen und schickte den jungen Fourchard hinaus, damit er sich ankleiden konnte. Er nickte ihm zu und sagte: »Es ist Zeit. Macht Euch bereit.«
    Die Augen des Jungen begannen zu leuchten. Er verbeugte sich und machte sich bereitwillig von dannen.
    »Ihr habt es erwartet«, sagte sie.
    »Ihr nicht?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nicht ganz in dieser Weise. Auch nicht so schnell. Ich dachte, ich hätte noch Zeit bis zum Frühling.«
    »Der König hat ein Jahr lang gewartet«, sagte er. »Seine Geduld ist erschöpft.«
    »Es ist nicht der König«, sagte sie, aber dann stockte sie. »Oder doch, zum Teil ist er es auch. Aber das ist nicht der Grund, aus dem ich hier bin. Ihr habt versprochen, mir zu helfen. Könnt Ihr mir ein Schiff für die Reise zur Insel besorgen?«
    »Die Insel weiß, was auf sie zukommt«, sagte er, nicht um ihr von ihrem Vorhaben abzuraten, sondern weil es gesagt werden musste.
    »Ich glaube nicht, dass man dort alles weiß«, sagte sie. »Habt Ihr gewusst, dass der König Feinde hat, die dieselbe Macht verehren, der er zu dienen behauptet?«
    Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, nur seine Augen verdunkelten sich. »Ich habe Gerüchte gehört.«
    »Ich hörte«, sagte sie, »dass meines Feindes Feind mein Freund sein

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