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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Blick längst nicht so menschlich wie auf den ersten.
    Einer von ihnen, dem es vor lauter Ehrfurcht fast die Sprache verschlagen hatte, führte sie in die Schiffskabine und wies sie an, dort zu bleiben und sich still zu verhalten, bis sie Lutece ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten. Sie erhob keine Einwände. Die Schutzzauber der Cernunnos' waren stark; sie versuchte nicht, sie durch ihre eigenen zu ergänzen. Wenn Esteban oder der König auf Verfolgungsjagd waren, so mochten sie den Geruch ihrer Magie aufspüren.
    Es gab andere, die nach ihr suchen würden, und die sie nicht gern ohne eine Nachricht zurückließ, aber Dylan Fawr hatte versprochen, sich darum zu kümmern. Sie musste darauf vertrauen. Wenn sie zurückkehrte, was ihre ernsthafte Absicht war, würde sie die Hilfe und Freundschaft der Damen in Lutece benötigen.
    Wenn sie wirklich ihre Verbündeten waren, würden sie Verständnis haben. Wenn nicht … nun denn. Dies war ein Test, und sie hätten ihn dann nicht bestanden.
    Eingeschlossen in der Dunkelheit der Schiffskabine, bemaß sie die Zeit nach den Schritten an Deck und den Befehlen in einer Sprache, die sie halbwegs verstand: Sie ähnelte der Sprache von Prydain, wirkte jedoch älter und wilder, und eine seltsame Magie schwang darin mit.
    Das Schiff glitt flussabwärts dahin. Es hatte angefangen zu regnen, die Tropfen prasselten aufs Deck, doch es war vollkommen windstill. Das war von Vorteil: Es würde die Wachen des Königs im Hause halten und Jägern die Jagdlust verderben.
    Averil rollte sich auf dem brettartigen Bett zusammen, das die Hälfte der Kajüte ausfüllte. Es war weitaus bequemer, als es aussah, und die Decken waren aus guter Wolle und sehr warm. Nach einer kleinen Weile brachte der wortkarge Seemann Brot und Fleisch und klein gehackte Äpfel mit Honig und Gewürzen und einen Krug starkes braunes Bier.
    Jennet schlief — schon wieder. Estebans Bannzauber war noch nicht ganz von ihr gewichen; selbst wenn sie wach schien und umherging oder ritt, sah sie aus, als würde sie in einem Traum dahinwandeln.
    Morgen würden sie die Insel erreichen. Die Priesterinnen würden wissen, wie der Zauber aufzuheben war. In der Zwischenzeit gab sich Averil alle Mühe, ihre zermürbenden Befürchtungen unter Kontrolle zu halten.
    Averil hielt sich für einen geduldigen Menschen, aber es war eine Qual, von der Außenwelt abgeschnitten in der Kajüte zu liegen und zu warten. Sie ertrug es, so lange sie konnte, doch als sie spürte, dass es kurz vor Mittag war und das Schiff ein gutes Stück von Lutece entfernt sein musste, hatte sie genug. Es sprach sicher nichts dagegen, wenn sie die Tür öffnete und ein bisschen frische Luft hereinließ, wie kalt und nass sie auch sein mochte.
    Als sie sich in Umhang und Decken gehüllt erhob, ließ ein Gewirr von Stimmen sie innehalten. Jemand oder etwas war an Bord des Schiffes gekommen.
    Niemand schlug Alarm; es war kein Überfall. Aber der Ton von Dylan Fawrs Stimme versetzte ihr eine Gänsehaut. Sie klang höflich und sanft, allerdings war der stahlharte Unterton nicht zu überhören. Wer auch immer an Bord gekommen war, war kein Freund.
    Averil presste ihr Ohr an die Tür und schärfte ihre Sinne, um die Worte zu verstehen, die vom rauschenden Regen fast übertönt wurden. »In der Tat, Messire«, sagte der Kapitän, »wir segeln auf Geheiß der Königin nach Prydain.«
    »Ich verstehe«, sagte der Fremde, »aber unser König bittet darum, den Botschafter Ihrer Majestät noch ein wenig länger unterhalten zu dürfen. Wenn Ihr und Eure Leute uns folgen mögt, werden wir das Schiff unbehelligt in Euer Land zurückkehren lassen.«
    »Ich bedauere sehr«, sagte Dylan Fawr, »dass wir die Anwesenheit Eures Königs nicht länger genießen können, aber Ihre Majestät hat uns klaren Befehl gegeben. Sie wünscht, dass wir so schnell wie möglich zurückkehren.«
    »Gewiss«, sagte der Mann des Königs, »könnt Ihr ein, zwei weitere Tage …« »Es tut mir unendlich leid«, sagte Dylan Fawr, »aber es ist unmöglich. Mögt Ihr noch einen Becher Wein nehmen, bevor Ihr geht?«
    »Wir werden Euch mitnehmen, Messire«, erwiderte der Mann des Königs. »Das glaube ich nicht«, sagte Dylan Fawr. Es klang, als würde er lächeln. Averil spürte, wie die Schutzzauber des Schiffes sich rüsteten. Sie kannte den Zauber, dieser war dennoch stärker und komplexer als die schlichteren Werke, die sie bislang gesehen hatte. Er schmiedete Ketten aus Magie und gebündeltem

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