Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Meister der Schutzzauber und der Geheimhaltung — aus Notwendigkeit - aber sie hatten keinerlei Gewähr, dass sie ihr Ziel erreichen würden. Sie lebten in Angst: vor Verlust, vor Verrat, vor der Zerstörung ihrer Seelen.«
»Ihr glaubt, wir sind verweichlicht und verwöhnt heutzutage«, sagte Averil. »Vielleicht haben wir mehr zu verlieren«, sagte Gereint.
Averil machte ein Gesicht, als würde sie seine Worte missbilligen, aber Peredur nickte. »Die Welt ist reicher geworden und in mancherlei Hinsicht rätselhafter. Für all die Dinge, die sie verloren hat, gewann sie mehr als genug dazu. Wir haben mehr zu verteidigen, aber auch weniger Kenntnisse über das, wogegen wir kämpfen.«
»Es gibt einige, die es wissen«, sagte Averil. »Sie haben die Schlangenmagie über all die Jahrhunderte hinweg am Leben gehalten. Wie kommt es, dass ihnen niemand auf die Schliche kam? Haben sie sich die Künste der Paladine angeeignet und verstehen sie sich auf Schutzzauber und Tarnung? Oder wurde ihnen gestattet weiterzuleben? Was wissen wir nicht, das wir um unserer Leben und Seelen willen wissen sollten?«
Peredur musterte sie mit einem prüfenden Blick. »Hattet Ihr eine Vorsehung, Comtesse?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe ein Kribbeln in den Knochen. Das ist alles. Etwas ist da draußen, und wir sehen es nicht.«
»Dafür gibt es die Schutzzauber«, sagte Gereint, »um gegen das Unerwartete zu schützen.«
»Sie haben uns nicht vor Clodovec geschützt.«
Gereint quittierte den Schlag mit dem Salut eines Schwertkämpfers. »Sollen wir in die Zukunft sehen? Oder einen neuen Weg ersinnen, um nach dem zu suchen, was wir nicht sehen können und dessen wir uns nicht sicher sind?« »Erkundet Euer Herz«, sagte Peredur.
Sie sah ihn an und verdrehte die Augen. »Das ist nicht der Ort, wo die Wahrheit ist.«
»Im Gegenteil«, sagte er. »Die Wahrheit ist immer da. Ihr müsst sie nur finden.«
»Mein Herz hat uns alle in Gefahr gebracht«, sagte sie bitter. »Warum sollte ich ihm vertrauen?«
»Worauf solltet Ihr sonst vertrauen?«
Sie scheute wie ein erschrockenes Pferd und stürzte davon.
Gereint hatte kaum Zeit für einen vorwurfsvollen Blick, bevor er hinter ihr her stürmte. Peredur wirkte keineswegs reumütig und auch keineswegs überrascht.
Vielleicht hatte Averil Recht, was Peredur anging. Möglicherweise war er so gefährlich, wie sie gefürchtet hatte.
Aber vielleicht war sie ja schlimmer als er. Gereint hatte keine andere Wahl, als seinem Herzen zu folgen - und das beharrte darauf, beiden zu vertrauen, einerlei, was sie voneinander hielten. Wenn ihn das zu einem leichtgläubigen Narren machte, dann konnte er es auch nicht ändern.
Kapitel 25
Averils Welt war aus den Fugen geraten. Alles, was sie angegangen war, war fehlgeschlagen. Alles, was ihr blieb, war ein Leben im Exil, Verrat, und ein Mann, den sie nicht haben konnte.
Noch während sie all ihre Misserfolge betrauerte, war ihr bewusst, dass sie sich besser zusammenreißen und den Tatsachen ins Gesicht sehen sollte. Es war nicht ihre Art, vor Selbstmitleid zu zerfließen. Aber Peredur hatte ihr einen Stachel ins Herz gejagt. Je mehr sie dagegen ankämpfte, desto unbarmherziger stach er zu.
Ihre Flucht führte sie aus dem Palast hinaus, vorbei an den Wachen, die keine Anstalten machten, sie aufzuhalten. Caermors Straßen waren voller Menschen, die sich über den regenfreien Tag freuten: Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein war es winterlich kalt geworden.
In der Nähe des Tuchmarkts hatte Gereint sie endlich eingeholt. Er legte ihr einen Umhang um die Schultern, den er irgendwie herbeigezaubert hatte: Sie hatte das Kleidungsstück noch nie gesehen, und für Gereint wäre es zu klein gewesen.
Sie hüllte sich in den dicken dunkelgrünen Wollstoff und genoss seine Wärme. Er war klug genug, den Mund zu halten. Sie ließ sich einfach treiben und wanderte durch die Stadt. Gereint folgte ihr als große schweigende Präsenz. Sie hatte seit ihrer Ankunft herzlich wenig von Caermor gesehen und kannte nur den Palast und seine unmittelbare Umgebung. Die Stadt war größer, als sie erwartet hatte, und manche Stadtteile waren äußerst seltsam. Da sich im Palast keine Wildvolkwesen tummelten, hatte sie geglaubt, dass es in den Städten des Landes keine gab, obwohl es jenseits der Stadtmauern von ihnen nur so wimmelte. Auf ihrem Weg durch die Straßen und Gassen musste sie jedoch feststellen, dass sie sich gründlich getäuscht hatte. Wie Dylan
Weitere Kostenlose Bücher