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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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schmale Tor: eine sturmgepeitschte See und eine Flotte aus schwarzen Segeln und ein hoch aufragender schwarzer Gipfel, der sich gegen den stürmischen Himmel abzeichnete. Das alles war nichts Bemerkenswertes oder Unerwartetes — abgesehen davon, dass jeder Spiegel, jedes Wasserbecken und jede Kristallkugel an der Stelle blind war, wo sich die Insel befand. In diesem sonderbarsten aller magischen Instrumente war sie so klar und deutlich zu sehen, als wären die Schutzwände aus Luft niemals errichtet worden.
    Vielleicht war es eine andere Flotte und eine andere Zeit. Aber Averil verwarf diesen Gedanken, sobald sie ihn gedacht hatte. Was sie sah, war wahr, es geschah heute, an diesem Tag.
    Die Insel ragte steil aus dem Meer. Von dieser Seite aus war kein Hafen zu sehen; das Tal der Priesterinnen lag tief im Herzen der Berge versteckt. Da war nur der schwarze Fels und Gischt und Hagel, die gegen Mast und Schot peitschten. Glitzerndes Eis hing an der Takelage der Schiffe.
    Wenn sie vorhatten, die Insel zu belagern, gingen sie auf merkwürdige Art zu Werke. Die Schiffe segelten so dicht an ihr vorbei, wie der Sturm und die aufgewühlte See es zuließen, aber keines von ihnen steuerte die Insel direkt an oder nahm einen Kurs, der auf ihre andere Seite führte. Sie segelten alle an ihr vorbei.
    Es konnte nicht sein, dass sie sie übersehen hatten. Derartige Magier, die mit solchen Schiffen segelten, konnten Wände aus Luft erkennen und spürten die veränderten Strömungen, die dadurch im Äther hervorgerufen wurden. Und dennoch machten die Magier des Königs keinen Versuch, sie zu durchdringen. »Sie kommen hierher.«
    Gereint hatte immer schon klarer sehen können als alle anderen. Dennoch sagte Averil: »Das kannst du nicht wissen.«
    »Ist das nicht die Nordhälfte der Insel? Und segeln sie nicht westwärts daran vorbei? Wenn sie nicht auf Prydain zusteuern, gibt es nichts als das offene Meer und das Ende der Welt.«
    Das war nicht zu bestreiten. Averil sank der Mut so tief wie nie zuvor. »Sie kommen meinetwegen.«
    Das konnte niemand bestreiten, und Gereint versuchte es auch nicht. »Wir müssen es der Königin sagen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand ahnt, was sie vorhaben. Wenn sie die Schutzwände der Insel zu ihrer Tarnung nutzen, wird keiner der hiesigen Magier sie sehen, bis sie an Land gehen.« »Es ist mein Fehler«, sagte Averil. Sie starrte in den gähnenden Schlund, der sie dazu verleiten wollte, sich in tiefe Verzweiflung zu stürzen.
    Bevor Gereint die Worte aussprechen konnte, sagte sie sie selbst. »Das bringt uns nicht weiter, nicht wahr? Ja, wir sollten der Königin Bescheid geben und beten, dass sie uns glaubt.«
    »Das wird sie.«
    Seine Zuversicht war erfrischend. Sie wirkte aufrichtig. Averil zögerte und war in Versuchung, den Zahn als Beweisstück mitzunehmen.
    Das wäre äußerst unklug gewesen. Er hatte hier seit Entstehen des Rosenordens unentdeckt geruht. Am besten blieb er, wo er war. Sie hatte genug mit der Bewahrung des Mysteriums zu tun — und jetzt umso mehr, da sie es in die Nähe dessen gebracht hatte, das in der Lage war, es zu zerstören.

Kapitel 26
    Königin Eiluned empfing Averil sogleich. Es war die Stunde zwischen dem königlichen Konzil und dem Abendessen in der Halle und sie weilte in ihren Privatgemächern; als Averil hereingelassen wurde, lag Eiluned eingehüllt in einen weichen Hausmantel auf einem Sofa, während Dylan Fawr ihr aus einem alten Sagenbuch vorlas.
    In ihrer Gesellschaft befand sich ein weiterer Mann, der nicht viel älter als Gereint sein konnte; mit seinen feinen Gesichtszügen und seinem dunklen Teint war er der Königin auffallend ähnlich. Er war Prinz Goronwy der Sohn ihres älteren Bruders. Averil war kurz nach ihrer Ankunft in Caermor mit ihm bekannt gemacht worden. Sie fand ihn nicht besonders sympathisch, obwohl ein paar Leute bei Hof eine Verbindung zwischen dem Thronerben der Königin und der Herzogin von Quitaine für begrüßenswert hielten. In diesem Augenblick war sie über seinen Anblick nicht gerade erfreut, aber sie konnte kaum darum bitten, ihn fortzuschicken. Sie nickte ihm zu, wie es sich schickte. Er erwiderte die Geste, indem er die Lider hochzog. Arroganter Bursche. Sie wandte sich brüsk von ihm ab und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Dylan Fawr. Er schenkte ihr ein warmherziges Lächeln und las weiter: ein angenehmer Gegensatz zu der Kälte, die von Prinz Goronwy ausging.
    Die Sage, die er vorlas, war sehr alt: Es war die

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