Das magische Portal - Weltennebel
sie ihre Hand aus, berührte seine Wange, und er lächelte dabei zaghaft, denn die Berührung ihrer weichen Finger fühlte sich gut an.
»Dich will ich nicht töten.« Ehe Darian sich’s versah, hatte Kaya sich zu ihm hinabgebeugt und ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen gedrückt.
Verdutzt hielt er sie ein Stück von sich weg, aber dann vergaß er alles. Er zog Kaya an sich heran, riss ihr die Kleider beinahe schon vom Leib und liebte sie mit einer aus der Verzweiflung der ganzen letzten Zeit geborenen Leidenschaft. Kaya war jung, sie war feurig und ließ ihn für kurze Zeit alles vergessen. Später lag er neben ihr und betrachtete sie im Mondlicht, welches durch das Fenster hereinfiel. Ihre Haare bauschten sich wie eine dunkle Wolke um ihren Kopf, und im Schlaf war ihr Gesicht weich und wirkte sehr viel jünger und unschuldiger. Noch immer erstaunt über sich selbst und berauscht von der Leidenschaft zwischen ihnen, fielen schließlich auch Darian die Augen zu.
Noch vor der Morgendämmerung packte Kaya ihre Sachen zusammen. Sie wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Seit sie von Fehenius’ Soldaten geschändet worden war, hatte sie niemals das Bedürfnis verspürt, mit einem Mann das Lager zu teilen. Aber dieser merkwürdige junge König hatte irgendetwas in ihr wachgerufen. Man hatte sich im Volk schon viele unglaubliche Dinge über Darian von Northcliff erzählt, doch er war noch sehr viel seltsamer, als sie ihn sich jemals hätte vorstellen können.
Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, streichelte sie ihm über die wirren dunkelblonden Haare. »Ich werde Fehenius dir zuliebe verschonen, aber eines Tages wird er für seine Taten bezahlen müssen.« Von leiser Sehnsucht erfüllt blickte sie auf Darian hinab. »Schade, dass du König bist.« Damit verschwand sie wie ein Schatten aus dem Zimmer, dem Schloss und fürs Erste aus Darians Leben.
In der folgenden Zeit fragte sich Darian häufig, was es mit der seltsamen Begegnung mit Kaya auf sich gehabt hatte. Er ärgerte sich, sie nicht nach Mia gefragt zu haben, denn vielleicht hätte Kaya sie ja gekannt. Darian ließ sie suchen, einerseits, weil er noch immer fürchtete, sie würde Fehenius umbringen. Andererseits hatte er sich in den Kopf gesetzt, dass er, wenn er schon heiraten musste, dann sie zur Frau haben wollte. Aber Kaya blieb verschwunden, und allmählich wurde sie nur noch zu einem Schatten der Erinnerung an eine verrückte, leidenschaftliche Nacht.
Und so ließ Darian zum nächsten Vollmond verkünden, dass er Elysia von Rodvin, Tochter eines Lords aus der Mitte des Landes, heiraten würde. Die Hochzeit war für den letzten Sommermond angesetzt – und Darian graute davor. Daher stürzte er sich zur Ablenkung in weitere gewagte Kämpfe mit Trollen, Diebesbanden oder Plünderern. In manchen Nächten wünschte er sich sogar, ihn würde einfach eine Klinge durchbohren, aber sein Hauptmann Torgal achtete stets gut auf ihn.
Die schwarze Wölfin erschien immer kurz nachdem er die Festung verlassen hatte, und langsam gewöhnten sich die Männer an sie. Sie blieb stets in respektvollem Abstand, ließ sich jedoch gerne Knochen und andere Essensreste zuwerfen, und für Darian wurde sie eine treue, schattenhafte Gefährtin.
»Mia, bitte sag mir, was ich tun soll, ich will Elysia nicht heiraten.« Sehnsüchtig streckte Darian seine Hand nach seiner Geliebten aus, die diesmal am Rand einer sturmumtosten Klippe stand und ihn stumm ansah. Unter ihr schäumte und wogte das Meer, der Himmel war wolkenzerfetzt, und der Wind bauschte Mias langes grünes Gewand auf. Sie lächelte ihm wehmütig zu, eine Träne floss über ihre Wange, und er trat einen Schritt nach vorne.
»Ich liebe dich«, flüsterte er. Noch ein Schritt, diesmal verschwand sie nicht, nein, im Gegenteil, sie streckte sogar eine Hand aus, kühl strichen ihre Finger über seine Wange. »Mia, ich kann dich spüren!« Er wollte sie in seine Arme schließen, sie für immer festhalten, aber plötzlich trat sie zurück und stürzte rückwärts ins tobende Meer, wo sie die grauen Wogen verschlangen. Darian schrie entsetzt auf, sprang vorwärts, wollte sie festhalten.
Darian wachte von seinem eigenen Schrei auf, und nachdem sich sein rasselnder Atem etwas beruhigt hatte, bemerkte er, dass er kerzengerade im Bett saß. Verwirrt tastete er nach seiner Wange. Diese Berührung hatte sich so real angefühlt. Eine Bewegung, die er nur aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, ließ ihn
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