Das magische Portal - Weltennebel
und beäugte ihn dabei aufmerksam. Sie schien aufs Äußerste angespannt und bereit, jeden Augenblick zu fliehen. Darian führte sie in die verlassene Küche, wo ein schwaches Feuer im offenen Kamin glomm. Von der hölzernen Anrichte nahm er sich einen Krug mit frischem Quellwasser und trank ihn beinahe in einem Zug leer.
»Was möchtest du? Wein, Bier, Wasser, etwas zu essen?«
»Wasser bitte«, antwortete sie verdattert. Als er ihr auch noch Brot, Obst und etwas vom Braten des letzten Abends hinstellte, drohten ihre Augen aus dem Kopf zu fallen.
»Ich bin eine Meuchelmörderin, die Euren Regenten umbringen will, und Ihr bewirtet mich wie eine Lady?«
Ganz langsam setzte sich Darian auf einen der Stühle. »Ich kann deinen Hass nachempfinden. Ich selbst würde nichts lieber tun, als Fehenius ein Messer zwischen die Rippen zu rammen.«
Hustend schluckte Kaya ihr angebissenes Brotstück herunter. »Und warum enthebt Ihr ihn nicht einfach seines Amtes oder bringt ihn wirklich um?«
»Das ist nicht so einfach«, murmelte Darian. »Wo hast du so kämpfen gelernt?«, fragte er erneut.
»Ich hatte mir zum Ziel gemacht, die beste Kriegerin des Landes zu werden«, verkündete sie und schob ihr Kinn vor. »Ich wollte Fehenius langsam und qualvoll sterben lassen. Die meisten Männer der umliegenden Dörfer hielten mich für ein dummes Mädchen, das verrückt ist. Niemand wollte mir beibringen, wie man mit einem Schwert umgeht. Also ging ich zu den Dunkelelfen.«
»Was?« Nun war es an Darian, verdutzt zu sein, und er beugte sich gespannt nach vorne.
»Ich weiß, Dunkelelfen genießen keinen sehr guten Ruf, und sie sind auch ein merkwürdiges Volk, aber meiner Meinung nach die besten Kämpfer Albanys.«
»Wieso haben sie dich nicht gleich getötet?«
Mit zufriedenem Grinsen schnitt sich Kaya ein Stück Braten ab. »Ich habe mich auf die Lauer gelegt und einem recht jungen Dunkelelfen eine Falle gestellt.« Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Es gelang mir, ihn in einem Netz zu fangen und ihn darin an einem Ast in die Höhe zu ziehen. Dunkelelfen sind ein sehr stolzes Volk. Ich habe ihm gesagt, wenn er mich ausbildet, würde ich nicht verraten, dass ich ihn überlistet habe.«
Darian starrte sie mit offenem Mund an, während sie fortfuhr. »Er hing beinahe zehn Tage im Baum, bis er nachgab.«
»Zehn Tage?!«
»Zunächst wollte er mich natürlich töten, aber ich sagte ihm, ich hätte jemandem einen Brief geschrieben und in dem stünde alles, was vorgefallen sei. Sollte ich nicht innerhalb von vierzehn Tagen zurückkehren, würde der Brief einem Dunkelelfen zugespielt werden.« Nun lachte sie leise. »Zum Glück wusste Bas’Akir nicht, dass ich gar nicht schreiben kann.«
»Bas’Akir«, stöhnte Darian.
Kaya hingegen nickte nur unbekümmert. »Später sind wir sogar so etwas wie Freunde geworden, und er zeigte mir hilfreiche Tricks beim Kämpfen. Als ich gut genug war, forderte ich seinen Gefährten heraus, der noch besser als Bas’Akir kämpfte, und der hat mich weiter unterrichtet.«
»Moment«, Darian hob eine Hand, »du willst mir allen Ernstes sagen, du hättest einen Dunkelelfen als Freund und einen weiteren zum Kampf herausgefordert?«
»Und besiegt.« Kaya nickte nachdrücklich.
»Du lügst.«
»Tue ich nicht!«, rief sie empört und rammte das Messer in den dicken Holztisch. »Dunkelelfen sind geheimnisvoll, sie schrecken nicht vor Morden zurück, wenn sie es für nötig halten, aber sie haben eine Schwäche.«
»Und die wäre?«
»Ihr Stolz. Ich ging zu Bas’Akirs Gefährten und sagte ihm, wenn ich ihn besiegen würde, müsste er mich für mindestens fünf Sommer unterrichten und anschließend meines Weges ziehen lassen, ohne mir jemals ein Leid anzutun. Ihr müsst wissen, man muss seine Forderungen in Gegenwart eines Dunkelelfen sehr genau formulieren, sonst finden sie eine Möglichkeit, dich doch noch aus dem Weg zu räumen.«
»Selbstverständlich.« Mit gerunzelter Stirn blickte Darian sie an. Er hatte ein paar Begegnungen mit Dunkelelfen gehabt, doch mit ihnen geredet hatte er noch nie. Es waren rasche und gnadenlose Kämpfe gewesen, die er nur mit Mühe und Not überlebt hatte.
»Und er ist darauf eingegangen?«, hakte er ungläubig nach.
Kaya bestätigte dies mit einem grimmigen Nicken. »Zunächst wollte er nichts davon wissen, doch dann sagte ich, er sei ein Feigling, der sich nicht traue, gegen ein Mädchen zu kämpfen.« Sie kicherte. »Das hat ihn in Rage
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